Konstanz: Freizeitoasen als Erdgasfresser: Wie viel die Konstanzer Bäder verbrauchen

Freizeitoasen als Erdgasfresser: Wie viel die Konstanzer Bäder verbrauchen

Die Wärme in den Konstanzer Bädern, wie beispielsweise dem neuen Schwaketenbad, wird durch Erdgas erzeugt. Zwar kommen auch klimafreundliche Techniken zum Einsatz, trotzdem ist der Verbrauch immens.

24. April 2022, 08:02 Uhr

Claudia Rindt

Die Bäder in Konstanz sind wahre Erdgasfresser – trotz aller Bemühungen, Energie zu sparen. Die Bädergesellschaft kann zwar ganz genau benennen, wie viel ihre Wasserspiele verbrauchen. Den Anteil des Gases aus Russland kennt sie aber nach eigenen Angaben nicht.

Hier sind sieben Aspekte zur Beheizung der Freizeitoasen:

Der VerbrauchDie Wärme in den Konstanzer Bädern wird vor allem mittels Erdgas erzeugt. Dies bestätigt Christopher Pape. Vor der Corona-Pandemie galten nach seinen Angaben folgende Verbrauchswerte im Jahr: Bodenseetherme 11 Millionen Kilowattstunden (kWh) Erdgas, Hallenbad am Seerhein 1,4 Millionen kWh Erdgas. Die Prognose fürs neu eröffnete Schwaketenbad liegt bei 4,2 Millionen kWh Erdgas – diese Menge verursacht nach dem Energierechner der Internetseite klimaneutral-handeln.de 924 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid. Bei der Bodenseetherme sind es 2420, beim Hallenbad 308 Tonnen. Geht man davon aus, dass eine Person im Schnitt fünf Tonnen CO2 im Jahr verursacht, würden die Bäder im Jahr also so viel Kohlendioxid ausstoßen wie 730 Menschen. „Die Bädergesellschaft hat das Ziel, Energieverbräuche so gering wie möglich zu halten, und setzt dabei auf verschiedene verfügbare Mittel“, sagt Christopher Pape.Die HeiztechnikDie Wärme in den Bädern kommt vor allem aus Erdgas. Um den Verbrauch niedrig zu halten, setzt die Bädergesellschaft auf besonders effiziente Blockheizkraftwerke und Wärmepumpen. Blockheizkraftwerke (BHKW) erzeugen Wärme und Strom. Wenn es möglich ist, werde die Wärme aus dem Wasser und Abwasser wiedergewonnen, erklärt Christopher Pape. Beim neuen Schwaketenbad ist anvisiert: „80 Prozent der Wärme werden über zwei Blockheizkraftwerke sowie aus der Abwärme des Bads und des Duschabwassers gewonnen. Die Spitzenlast an Wärmebedarf (etwa 20 Prozent) hingegen wird im Schwaketenbad von zwei Gaskesseln abgedeckt.“ Der Energieverbrauch im Schwaketenbad wird erfasst und analysiert. Die Daten optimierten später die Steuerung.Das Energiesparen am GebäudeBeim neu gebauten Bad sei der Wärmeverlust der Gebäudehülle auf ein Minimum reduziert, sagt Pape. Die zu dämmende Fläche an Dach und Gebäude sei reduziert, die transparente Fassade dreifach verglast und die Rahmen vor Durchzug gesichert. Auf diese Weise wirke man dem Abkühlen der Luft an der Grenzschicht zwischen Raumluft und Glas entgegen. Die Kraft der Sonne werde dagegen mehrfach genutzt: Die Glaselemente an der Fassade und die Oberlichter fangen so viel Sonne wie möglich ein und tragen so zur Reduktion der Heizenergie bei. Im Sommer schützen Dachüberstände die Räume vor Überhitzung. Zudem kämen auf dem Dach 920 Photovoltaik-Module der Stadtwerke Konstanz zum Einsatz, so Pape. Mit deren Leistung könnten 100 Haushalte mit Strom versorgt werden. Schon im Jahr 2007, beim Bau der Bodensee-Therme, sei auf eine „hocheffiziente Kopplung von Wärmepumpen und BHKW sowie modernste Gebäudetechnik“ geachtet worden.Die Abhängigkeit von Putins GasWie stark die Konstanzer Bäder vom Gas des Kriegsaggressors Russland sind, kann die Bädergesellschaft nicht genau beziffern. Christopher Pape schreibt auf Anfrage: „Deutschland bezieht sein Gas vor allen Dingen aus drei Ländern: Russland, Norwegen und den Niederlanden, wobei der russische Anteil an den Gaslieferungen etwa 50 Prozent ausmacht. Somit ist die bundesdeutsche Gasversorgung aktuell zu einem größeren Teil von russischen Gaslieferungen abhängig.“ Die Stadtwerke aber würden das Erdgas von elf verschiedenen Vorlieferanten beziehen, die wiederum selbst sowohl am Großmarkt einkaufen als auch untereinander Handel treiben. „Dadurch ist es leider nicht nachvollziehbar, woher eingekaufte Gasmengen exakt stammen. Daher können wir leider auch keinen Prozentsatz für die Bäder nennen.“Wird in Konstanzer Bädern die Temperatur reduziert?Um Putin zu schaden und weniger zur Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie beizutragen, empfehlen Umweltschützer, die Temperatur in der Wohnung abzusenken. Ist das auch ein Plan für die Bäder? Christopher Pape sagt dazu klar Nein. „Das haben wir nicht gemacht und entspricht auch nicht unserer Absicht. Aber es geht nicht erst heute darum, unnötige Verbrauche zu identifizieren und zeitweise abzuschalten, wie etwa eine Fußbodenheizung.“ In den Schwimmbädern könnten die Gäste mithelfen, Energie zu sparen. „Die Duschen in der Bodensee-Therme, dem Schwaketenbad und dem Hallenbad am Seerhein haben Stopptasten, daher bitte drücken, wenn man mit dem Duschen fertig ist.“Der Einspareffekt von kälterem Wasser„Wir schätzen den Spielraum einer Absenkung der Beckenwassertemperatur als gering ein. Denn wenn wir sparen, aber Gäste und somit Einnahmen verlieren, würde das unter dem Strich gar nichts bringen“, sagt Christopher Pape. Er rechnet vor: Im Schwaketenbad habe das Sportbecken eine Wassertemperatur von 27 Grad Celsius. Jedes Grad weniger mache fünf Prozent der Wärmekosten aus.Ist mit steigenden Eintrittspreisen zu rechnen?Der Unternehmenssprecher redet Klartext: „Die Energiekosten werden trotz aller Anstrengungen einer möglichst effizienten Nutzung auch im Bereich der Bäder weiter steigen. In regelmäßigen Abständen müssen die Eintrittspreise deshalb angepasst werden.“ Der Kostendruck werde steigen. „Allerdings sollte man hier in die Betrachtung einbeziehen, dass bei einem Kostendeckungsgrad von 40 Prozent ein Eintrittspreis von beispielsweise vier Euro einem Wert von zehn Euro entspricht.“ Denn Bäder sind und bleiben ein Verlustgeschäft für die Stadtwerke und damit für deren Gesellschafter, also die Stadt.