Gerald Jarausch

Die kürzlich auf Mountainbike-Strecken am Schienerberg aufgetauchten Nagelbrettfallen – der SÜDKURIER berichtete – offenbaren einen Konflikt der verschiedenen Waldbenutzer. Nun hat sich der Jagdpächter der Gemeinde Moos, Wolfgang Schöller, in der Sache gemeldet. Er plädiert zum einen für deutlich mehr Ruhe im Wald und zum anderen für einen rücksichtsvollen Umgang aller Beteiligten miteinander. „Sonst können beide Seiten nur verlieren“, konstatierte er jetzt im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Immer mehr Menschen im Wald

Auch er hat in den vergangenen Wochen eine deutlich Zunahme von Freizeitsportlern im Wald wahrgenommen. Unter anderem drängen mehr Mountainbiker in den Lebensraum der Wildtiere. Bei der Suche nach einzigartigen und interessanten Trails (so nennen Mountainbiker schmale Wege) sind in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Routen am Schienerberg entstanden.

Das ist laut dem baden-württembergischen Waldrecht nicht zulässig. Denn Radfahrer dürfen im Wald des Landes nur Wege mit einer Breite von mindestens zwei Metern nutzen. Dagegen laufen die Mountainbiker seit Jahren Sturm – denn diese Regelung wird nur in einzelnen Bundesländern umgesetzt. Auch die Jäger sehen das kritisch: „Die Zwei-Meter-Regel ist eigentlich Quatsch. Uns geht es mehr darum, dass nicht überall im Wald gefahren wird“, sagt Wolfgang Schöller.

Jäger müssen Schäden bezahlen

Ganz falsch ist der Ansatz freilich nicht. Denn es sind vor allem die sogenannten Trails, die in die Ruhezonen der Wildtiere eindringen. „Wenn die Rehe und Wildschweine ständig aufgescheucht werden, zieht das zahlreiche andere Probleme nach sich. Sie werden dann mehr und mehr nachtaktiv und können so nicht mehr bejagt werden“, erklärt der Jäger.

Und genau dafür sind die Jäger nun einmal verantwortlich. Im Grunde genommen gibt es für jeden Fleck Deutschlands jemanden, der hier den Aufgaben eines Jägers nachkommen muss. Dazu gehört unter anderem auch die Übernahme von Schäden, die Wildtiere auf Frei- und Ackerflächen anrichten. „Das geht schnell in die Höhe von mehreren hundert Euro“, sagt Wolfgang Schöller.

Sobald Wildschweine oder Rehe den Wald verlassen, um dort nach Futter zu suchen, richten sie Schäden an, die Jäger dann aus ihrem Geldbeutel begleichen müssen. Daher haben sie ein großes Interesse daran, dass die Tiere im Wald bleiben und möglichst wenig gestört werden.

„Das gehört sich einfach nicht“

Vor allem Mountainbiker verschrecken die Tiere durch ihr Schnelles heran- oder vorbeifahren massiv. „Da greift dann der Fluchtreflex. Sobald das öfter vorkommt, leiden die Tiere“, erklärt Schöller. Das führt dann unter anderem dazu, dass sie geschwächt sind oder vermehrt Straßen kreuzen.

Ferner stört ihn das wilde Anlegen neuer Strecken, ohne dass die Eigentümer danach gefragt werden: „Das gehört sich einfach nicht“, sagt er. Dabei nutzen die Mountainbiker gerne sogenannte Wildwechsel, bei denen es sich um Wege der Wildtiere handelt.

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Um die ständige Ausweitung des Wegenetzes zu verhindern, hat Schöller zusammen mit Bürgermeister Patrick Krauss kürzlich einen neuen Trail oberhalb von Bettnang mit Flatterbändern und einem Hinweisschild abgesperrt. Auf diese Weise hofft man, die Entwicklung etwas einzudämmen.

Denn die ausgelegten Nagelbretter haben die beiden Männer erschreckt: „So etwas geht gar nicht“, sagt der Bürgermeister und Wolfgang Schöller ergänzt: „Das ist natürlich nicht richtig“. Patrick Krauss hat die Funde unabhängig von dem Bericht im SÜDKURIER bereits der Polizei gemeldet. Wolfgang Schöller setzt mit seiner Stellungnahme auf den Dialog mit dem Mountainbikern: „Man könnte sich zusammensetzen und klären, wo gefahren werden darf und wo nicht“, schlägt er vor.