Kaum ist sie eingebaut und aufgebracht, schon regt sich Kritik an der neuen Verkehrsführung auf der Konstanzer Brücke in Radolfzell. Dabei hat die strikte Trennung von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern auf jeden Fall einen Gewinner: den Fußgänger. Ihm wird der Platz auf dem „Gehweg“ im Gegensatz zum Zustand vor der Sanierung nicht mehr von Radfahrern streitig gemacht.

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Eigentlich sollte das auch für Radfahrer gelten. In vielen Diskussionen hat sich der Gemeinderat mit der Stadtverwaltung auf folgende Verteilung der Fahrbahn auf der Konstanzer Brücke geeinigt: Die Fußgänger bekommen auf beiden Seiten einen Gehweg mit 1,50 Meter Breite, die Radfahrer einen Radfahrstreifen mit 2,10 Meter Breite und die Autofahrer eine Fahrbahn mit 6,50 Meter Breite.

Die Empfehlung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs

Zusätzlich sollten die Radfahrer vom Verkehr der Kraftfahrzeuge neben den durchgezogenen Linien mit Kunststoffbaken getrennt werden. Dies empfiehlt auch Gudrun Zühlke, Vorsitzende des Landesverbands Baden-Württemberg des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC): „Ich halte eine physische Trennung der Verkehrsarten für sinnvoll“, wie sie in einem SÜDKURIER-Interview im Frühjahr 2019 erklärte. Zudem empfiehlt Gudrun Zühlke bei dem Umbau dieser Art von Brücken eine „niedrige Geschwindigkeit“ für den Autoverkehr.

Lücken zwischen den Blöcken sind Absicht

Die Stadt hat für die Trennelemente rechteckige Blöcke in den Farben Grau und Weiß aus 100 Prozent wiederverwerteten Kunststoff anbringen lassen. Nach jedem zweiten Block klafft eine Lücke, bevor wieder ein Doppelpack auf die Straße geschraubt ist. Diese Lücken seien Absicht, so die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage: „Durch die Lücken ist ein Ableiten von Starkregen besser möglich.“ Gegebenenfalls könne bei Bedarf nachgerüstet werden.

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An diesen „scharfkantigen, betonharten Blöcken“, wie Kurgast Rainer Hofmeyer aus Wiesbaden in einem Leserbrief schreibt, entzünden sich nun die Gemüter. Weil ungewohnt? Weil die Trennblöcke unterbrochen angebracht sind? Bei mehreren Stichproben auf der Konstanzer Brücke verfestigt sich der Eindruck: Die allermeisten Radfahrer haben mit dem neuen Radfahrstreifen keine Probleme. Die sportlichen unter ihnen nützen den Streifen auf der Brücke zum Spurt und zum Überholen.

Angst vor dem Hängenbleiben

Doch es gibt auch die zaghaften, zum Teil älteren Radfahrer, sie trauen dem neuen Radweg nicht und schieben ihr Rad über die Brücke. Dabei erfüllt doch gerade dieser Radweg die Forderung des ADFC – dass der Radfahrer keinen Bordstein überwinden muss. Doch diesen Radfahrern erscheinen die Trennblöcke unheimlich. Die Angst vor dem Hängenbleiben und möglichen Stürzen fährt mit.

Stadtverwaltung: Sicher nicht scharfkantig

Diese Trennelemente seien offiziell zugelassen, so die Stadtverwaltung, und eine höhere Verletzungsgefahr nicht bekannt. Auf unsere Anfrage verweist die Pressestelle auf die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen. „Der mit 2,10 Meter über der Norm breite Radfahrstreifen auf beiden Straßenseiten bietet ausreichend Platz für eine sichere Überquerung der Brücke.“ Sämtliche Kanten der Blöcke seien abgerundet und aufgrund der Beschaffenheit des Materials „sicher nicht scharfkantig“. Weiter schreibt Pressesprecherin Nicole Stadach: „Der vom Gemeinderat gesehene höhere Schutz für Radfahrer, der sonst durch einen Bordstein hergestellt wird, konnte auf dem normgerecht gebauten Radfahrstreifen nur durch Abtrennelemente hergestellt werden.“

Der Fußgänger hat Platz

Zwei weitere Dinge fallen auf der Konstanzer Brücke auf: Eines erledigt die für den motorisierten Verkehr verengte Fahrbahn von alleine, Autos fahren meist merklich gebremst über die Brücke. Und die Fußgänger sind deutlich sicherer unterwegs.