Bereits zum vierten Mal findet noch bis einschließlich Sonntag die Kunstausstellung „Ortszeit 7:78“ im Radolfzeller Ortsteil Böhringen statt. In diesem Jahr steht die Veranstaltung ganz im Zeichen der Heimattage. Denn auch in Böhringen hat man sich mit dem Thema auseinandergesetzt.

Ort und Örtlichkeiten der Ausstellung bieten sich geradezu an: Denn die Kunst der über 40 Akteure wird in alten, nicht mehr bewohnten Gebäuden gezeigt, die in der Mehrzahl in den nächsten Jahren abgerissen werden. Und schließlich gehören auch alte Häuser zu dem eigenen Bild und Verständnis von Heimat.

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Viel Arbeit bis zum Endergebnis

Möglich wurde diese ungewöhnliche Ausstellung ein weiteres Mal durch Organisatorin und Künstlerin Victoria Graf. Sie hat es auch im Jahr zwei der Pandemie geschafft, die Veranstaltung entgegen aller Widerstände auf die Beine zu stellen. Wie schwer ihr das in diesem Jahr gefallen ist, deutete sie bei der offiziellen Eröffnung des Kunstprojektes am Donnerstagabend an: „Es ist immer schwieriger das Angebot aufrecht zu erhalten“, sagte sie.

Schon allein die Beschaffung der finanziellen Mittel habe eine sehr große Herausforderung dargestellt. Immerhin habe sie auf Unterstützer und Sponsoren aus den vergangenen Jahren zurückgreifen können. Technisch war der Aufbau und die Organisation noch einmal etwas aufwendiger als in der Vergangenheit. Rund 1500 Meter Kabel und 300 Strahler allein wurden durch die Helfer und teilnehmenden Künstler in den Räumlichkeiten und dem Außenbereich verlegt und installiert.

Vielleicht ein bekanntes Gesicht unter all diesen Portraits? Diese dargestellten Künstler beklagen die schwierige Situation für ...
Vielleicht ein bekanntes Gesicht unter all diesen Portraits? Diese dargestellten Künstler beklagen die schwierige Situation für Kulturschaffende in Corona-Zeiten. | Bild: Jarausch, Gerald

Durch die Erweiterung des Raumangebotes hat sich auch die Zahl der teilnehmenden Künstler noch einmal erhöht. In diesem Jahr standen neben den Häusern, Scheunen und ehemaligen Ställen in der Fritz-Kleiner-Straße unter anderem die Kirche St. Nikolaus und der ehemalige Kindergarten zur Verfügung. Über 40 Kunstschaffende, meist aus der Region, zeigen ihre Arbeiten oder bieten Musikkonzerte an den vier Tagen an.

Laudator und Ex-SÜDKURIER-Kulturredakteur Siegmund Kopitzki lobte vor allem das niederschwellige Angebot der Böhringer Kunstausstellung. „Kunst im nichtinstitutionellen Raum kommt Menschen entgegen, die nicht in ein Museum gehen“, befand er zur Eröffnung.

Vielleicht ein bekanntes Gesicht unter all diesen Portraits? Diese dargestellten Künstler beklagen die schwierige Situation für ...
Vielleicht ein bekanntes Gesicht unter all diesen Portraits? Diese dargestellten Künstler beklagen die schwierige Situation für Kulturschaffende in Corona-Zeiten. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Qualität der ausgestellten Arbeiten beurteilte er als unterschiedlich. „Nicht jede Arbeit kommt in den Olymp der Kunst – braucht sie aber auch nicht“, führte er aus. In jedem Fall lobte er den Charme und die aufwendige Organisation. Dementsprechend riet er allen Besuchern: „Nehmen sie sich viel Zeit und kommen sie ein zweites Mal.“

In der Tat bietet die diesjährige Ortszeit 7.78 Uhr ein überaus großes Angebot rund um Kunst der unterschiedlichsten Art. Installationen, Fotografie, Malerei, Natur, Musik, Theater, rockige und klassische Musik, all das wird geboten. Auch für die Verpflegung der Besucher ist gesorgt.

Eine Bar und Imbisswagen bieten etwas für den kleinen Hunger, sodass einem längeren Aufenthalt nichts entgegensteht. Leicht wird einem ein Besuch im Radolfzeller Ortsteil Böhringen vor allem heute Abend gemacht. Die Veranstaltung ist in die heutige Kulturnacht eingebettet und Busfahrten dorthin sind kostenlos.