Sinkende Zahlen sind eine gute Nachricht, wenn es um Straftaten geht. 1564 Straftaten verzeichnet die Kriminalstatistik im Zuständigkeitsbereich des Polizeirevier Radolfzell, wozu auch die Höri gehört, für 2024. Das sind 176 Fälle weniger als noch 2023. 1313 Straftaten davon ereigneten sich in Radolfzell, 174 weniger als im Vorjahr. In Moos waren es 71 Straftaten und damit zwei weniger als 2023, in Gaienhofen 88 und damit 25 weniger. Lediglich in Öhningen ist eine Zunahme von 67 auf 92 Straftaten zu verzeichnen.

Wie sicher Radolfzell und Höri sind, zeigt die Häufigkeitszahl. Sie gibt zum besseren Vergleich mit anderen Orten an, wie viele Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Einwohner passiert sind – und liegt deutlich unter der des gesamten Landkreises Konstanz. In Radolfzell und auf der Höri liegt sie bei 3629, im gesamten Landkreis bei 6071. Der Unterschied ist also enorm. Georg Lautenschläger, Leiter des Radolfzeller Polizeireviers, betont daher, das Gebiet sei sicher – und das, obwohl in manchen Bereichen die Straftaten zugenommen haben. So gab es zum Beispiel zwei Straftaten gegen das Leben, einen Totschlag und eine Körperverletzung mit Todesfolge.

Weniger Drogendelikte, weniger Diebstähle

Vor allem zeigt ein Blick auf die Kriminalstatistik aber, dass es in vielen Bereichen teilweise deutlich weniger Delikte gab. Im Vergleich zu 2023 wurden im vergangenen Jahr im Revierbereich mit 564 Diebstählen etwa 163 weniger aufgenommen. Damit lasse sich die insgesamte Abnahme der Straftaten „ziemlich erklären“, so Lautenschläger. Woran der Rückgang liegt, kann er allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Eventuell liege es an mehr Präventionsmaßnahmen in den Geschäften, also etwa mehr Ladendetektiven.

Ebenso deutlich abgenommen, nämlich um 39 auf 42 Fälle, hat die Rauschgiftkriminalität. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene, die am 1. April 2024 in Kraft getreten ist. Wer früher mit Cannabis erwischt wurde, beging eine Straftat. „Jetzt braucht es mehr, damit es strafbar ist“, erklärt Georg Lautenschläger. Denn mittlerweile ist der Besitz von bis zu 25 Gramm getrocknetem Cannabis im öffentlichen Raum erlaubt.

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Allerdings gehe die gesunkene Zahl an Straftaten nicht mit einem gesunkenen Aufwand für die Polizei einher, so der Revierleiter. „Kontrollen passieren nach wie vor“, sagt Lautenschläger. Mitunter werde die Polizeiarbeit sogar komplizierter: Unter anderem bestehen Sonderregelungen für junge Erwachsene und der öffentliche Konsum von Cannabis ist zeitlich und örtlich beschränkt.

Betrug, Belästigung, Totschlag

Zudem gibt es Bereiche, in denen die Straftaten zugenommen haben, darunter haben sexuelle Belästigungen um drei Fälle auf 56. Es kam auch zu mehr sogenannten Straftaten gegen das Leben – also etwa Mord, Totschlag oder fahrlässige Tötung. 2023 gab es keine derartigen Fälle, 2024 sogar zwei. Einer davon hatte Schlagzeilen gemacht: Mitte April 2024 war ein 50-jähriger Mann bei einem Messerangriff in einem Boarding-House in der Obertorstraße gestorben. Im November wurde die Täterin verurteilt.

Beim anderen Fall handelt es sich laut Polizeipräsidium Konstanz um einen Fall, der eigentlich schon lange zurückliegt: 2019 wurde Jan Heisig auf der Höri getötet, seine Leiche nach langer Suche Ende 2024 gefunden. Das Gerichtsurteil erfolgte Anfang dieses Jahres. 

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Weiter gab es 2024 im Revierbereich bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten eine Zunahme um 22 Fälle auf insgesamt 258 Fälle. Zu diesem Bereich zählen unter anderem Betrug, Veruntreuungen, Unterschlagungen und Urkundenfälschungen.

Wie Georg Lautenschläger berichtet, liege die Zunahme vor allem an Telefon- und Internetbetrug. Obwohl typische Maschen wie zum Beispiel der Enkeltrick mittlerweile bekannt seien und die Polizei Aufklärung betreibe, gebe es immer wieder Menschen, die darauf hereinfallen. „Das ist nach wie vor immer noch aktuell, trotz der Aufklärung.“

Anstieg auf niedrigem Niveau

Warum ausgerechnet Öhningen im Vergleich zu den anderen drei Gemeinden im Revierbereich eine Zunahme bei den Straftaten verzeichnet, kann Georg Lautenschläger nicht sagen. Angestiegen sind hier unter anderem die Diebstähle um sieben auf 33 Fälle sowie die Rauschgiftkriminalität um fünf auf sechs Fälle. Allerdings bewegen sich die Zahlen laut dem Revierleiter nach wie vor „auf niedrigem Niveau“, die Zunahmen könnten zufallsbedingt sein. „Eine Serie oder sowas haben wir nicht“, sagt er.