Blickt Georg Lautenschläger, Leiter des Polizeireviers in Radolfzell, auf die Verkehrsunfallstatistik von 2024, so zeigt sich ihm eine ungewöhnliche Entwicklung – insbesondere im Vergleich mit dem gesamten Landkreis Konstanz. Denn die Unfallzahlen sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 in Radolfzell exakt gleich geblieben, 333 Unfälle gab es jeweils. Auf der Höri haben sie sogar abgenommen, zum Teil deutlich: in Moos um 42,5 Prozent von 40 auf 23 Unfälle, in Gaienhofen um 30,6 Prozent von 36 auf 25 Unfälle und in Öhningen um 8 Prozent von 25 auf 23 Unfälle. Nicht mit eingerechnet sind jeweils Kleinstunfälle, bei denen es nur zu geringem Schaden gekommen ist.
Die Zahlen liegen in allen vier Orten jeweils auch unter den Mittelwerten der vergangenen fünf Jahre. In Radolfzell liegt dieser bei 327 Unfällen, in Moos und Gaienhofen bei 30 Unfällen und in Öhningen bei 28 Unfällen.
Im gesamten Landkreis Konstanz haben die Unfälle dagegen um fünf Prozent zugenommen, 7489 Mal knallte es dort 2024. Auch im kompletten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Konstanz, zu dem neben dem Landkreis Konstanz auch die Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar gehören, gibt es eine Zunahme um 2,8 Prozent auf 20.218 Unfälle.
Weniger Fahrradunfälle
Besonders deutlich sind im Raum Radolfzell die Zahlen bei den Fahrradunfällen gesunken. Gab es so 2023 in Moos noch 14 Unfälle mit beteiligten Fahrrad- oder Pedelec-Fahrern, so waren es 2024 nur noch drei. In Gaienhofen sank die Zahl in diesem Bereich von ebenfalls 14 Unfällen auf acht, in Radolfzell von 84 auf 69 und in Öhningen von elf auf neun.
Wie Georg Lautenschläger berichtet, seien auch 2024 die meisten Fahrrad- und Pedelecunfälle selbstverschuldet gewesen und ohne die Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer entstanden. Warum die Unfälle abgenommen haben, kann er allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Zum einen könnte die Präventionsarbeit, bei der die Polizei bei Kontrollen zum Beispiel auf ausreichende Beleuchtung hinweisen, eine Wirkung gezeigt haben. Zum anderen könne auch das Wetter im vergangenen Jahr eine Rolle gespielt haben. „Es hat schon viel geregnet“, gibt Lautenschläger zu bedenken – und das könnte vor allem Touristen davon abgeschreckt haben, aufs Fahrrad zu steigen.
Außerdem habe er das Gefühl, dass die anfängliche Unsicherheit im Umgang mit Pedelecs mittlerweile abgenommen haben. In der Vergangenheit hatte Lautenschläger vor allem von älteren Menschen berichtet, die schon länger nicht mehr mit einem Fahrrad unterwegs waren, durch den motorgestützten Antrieb aber wieder zu Ausflügen aufbrachen – und aufgrund fehlender Übung schließlich stürzten.
Das sei nun zumindest gefühlt weniger der Fall, so der Revierleiter. Eindeutig bestätigen kann das die Statistik allerdings nicht. In Moos, Gaienhofen und Öhningen gab es 2024 im Vergleich zum Vorjahr jeweils lediglich einen Pedelecunfall weniger, in Radolfzell waren es mit 25 Unfällen sogar sechs mehr.

Wie viele Menschen wurden verletzt?
Neben den Pedelecunfällen fällt Radolfzell auch bei den Verletzten aus der Reihe. Auf der Höri haben diese in allen Orten 2024 abgenommen, am deutlichsten in Moos. Dort wurden 2024 lediglich fünf Personen verletzt, 73,7 Prozent weniger als noch im Vorjahr. In Gaienhofen waren es elf Verletzte (minus 26,7 Prozent), in Öhningen 14 Verletzte (minus 7,7 Prozent). In Radolfzell stieg die Zahl zwar leicht an, allerdings lediglich um 2,2 Prozent auf 138 Verletzte.
Generell werden Unfallbeteiligte häufig nur leicht verletzt – in Radolfzell mit 121 Verletzten mehr als siebenmal so oft wie Schwerverletzte. In Gaienhofen sind es mit mit acht Leichtverletzten mehr als doppelt so viele wie Schwerverletzte, in Öhningen mit zwölf Leichtverletzten genau sechsmal so viele wie Schwerverletzte. In Gaienhofen gab es 2024 sogar nur fünf Leichtverletzte und keine Schwerverletzten. Allerdings gab es Radolfzell einen Verkehrstoten zu betrauern.
Nach wie vor keine Unfallschwerpunkte
Insgesamt zeigt sich Georg Lautenschläger mit der Entwicklung der Verkehrsunfallzahlen im Zuständigkeitsbereich seines Reviers dennoch recht zufrieden, auch, weil es keine Unfallschwerpunkte gebe. Wie in der Vergangenheit gebe es lediglich in Richtung Güttingen an der Auffahrt der B33 und B34 Unfallhäufungen. Und: „Das ist die einzige erkennbare Unfallhäufungsstelle“, so Lautenschläger.