Als die zuständigen Behörden und Naturschützer vor einigen Jahren Pläne für eine Erweiterung des Naturschutzgebietes Markelfinger Winkel und westlicher Gnadensee ausarbeiteten, schrillten bei so manchen Nutzer die Alarmglocken. Denn der Bereich galt über Jahrzehnte als so etwas wie ein Geheimtipp für Bootsbesitzer, um in schönster Atmosphäre den Anker zu werfen. Im Markelfinger Winkel genossen ganze Generationen von Radolfzellern und Gästen eine wunderbare Natur.
Mit der Erweiterung der bereits bestehenden Schutzzonen im Uferbereich stand diese Art der Nutzung auf dem Spiel. In Uferbereichen am inneren Winkel und auf der Mettnau-Seite sind das Fahren mit Wasserfahrzeugen und das Baden aller Art untersagt. Zudem ist im Naturschutzgebiet zwischen dem 15. Oktober und dem 15. März jegliche Nutzung verboten. In Kraft getreten sind die neuen Regeln im September 2023. Wie hat sich die Situation für Betroffene seither entwickelt? Während Naturschützer sich über viele Vögel freuen, schildern Wassersportler auch Einschränkungen. Spürbar würden die ab dieser Saison.
Wasservögel sollen geschützt werden
Grund für die neuen Regeln war der Naturschutz. Mit den Maßnahmen wollen Fachleute und das zuständige Regierungspräsidium insbesondere die dort vorkommenden oder rastenden Wasservögel, Kleintiere und die Flora im Uferbereich schützen. Laut Eberhard Klein vom Naturschutzbund (Nabu) handelt es sich bei dem Markelfinger Winkel um „ein international bedeutendes Schutzgebiet“, wie er sagt.
In diesem Winter zählten die Experten rund 20.000 Wasservögel in dem Bereich. Damit ist nach Ansicht von Klein allerdings noch längst nicht die mögliche Kapazitätsgrenze erreicht. „Das Gebiet hat Potential für rund 40.000 Vögel“, schätzt er. Das liege nicht nur an der landschaftlich geschützten Lage, sondern auch an dem vorhandenen Nahrungsangebot. Durch den schleichenden Temperaturanstieg und die generell wärmeren Winter werde der Markelfinger Winkel seiner Prognose nach in Zukunft immer attraktiver für viele Wintergäste und Zugvögel.
Das könne durchaus dazu führen, dass hier in den kommenden Jahren neue Arten wie Lappentaucher oder Drosselrohrsänger gesichtet werden. Bisher seien vor allem Tauchenten, Tafelenten, Reiher, Gänsesäger, Löffel- und Kolbenenten in „international herausragenden Zahlen“ im Markelfinger Winkel im Winter anzutreffen, wie Eberhard Klein feststellt.
Wie sehen das die Wassersportler?
Ihm und anderen Verantwortlichen für das Schutzgebiet ist bewusst, dass der Naturschutz und die Ausweisung der Schutzzonen nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe stößt. „Auf dem Papier klingen die Dinge sehr streng. Aber wir gehen davon aus, dass die Wassersportler den Naturschutz respektieren“, sagt er. Das bestätigt der Vorsitzende des Wassersportclub Markelfingen, Günter Kopp, im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Wir können mit dem Naturschutz leben. Der ist natürlich wichtig“, sagt er.
Gleichwohl trauert er den lieb gewonnenen Gewohnheiten etwas nach, etwa dem Ankern entlang der Mettnau. „Das waren einfach wunderschöne Plätze“, erinnert er sich.
Erst in dieser Saison werden Änderungen deutlich
Weil die Behörden und beauftragten Naturschützer im vergangenen Jahr noch äußerst kulant bei der Verfolgung von unachtsamen Seenutzern waren und es mit freundlichen Ermahnungen haben bewenden lassen, erwartet Günter Kopp spürbare Veränderungen erst in dieser Saison. Dann werden die nachträglich eingebrachten Dalben, die ein stärkeren Bootsverkehr verhindern sollen, ihre Wirkung zeigen.
Wassersport ja, aber mit Einschränkungen
Froh ist man im Verein darüber, dass man grundsätzlich noch Wassersport betreiben darf, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Regatten sind nicht mehr auf dem Markelfinger Winkel möglich, lediglich die Jugend darf noch trainieren. Außerdem müssen die Trainingszeiten angemeldet werden, was bei einem windabhängigen Sport nicht unbedingt Sinn mache.
Zufrieden ist man im Verein über die Zusage, einen Steg bauen zu dürfen. Der muss jedoch über die Wintermonate abgebaut werden, was aus Sicht von Günter Kopp für mehr Aufwand und Beeinträchtigung sorgt als eine dauerhafte Installation.