Die Entwicklung des Untertorplatzes hat einen herben Dämpfer erhalten: Der Sieger des Architekten- und Investorenwettbewerbs hat seinen Entwurf zurückgezogen. Dies teilte Andreas Reinhardt, Geschäftsführer der Stadtwerke Radolfzell, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik mit. Damit ist die Anzahl der möglichen Investoren für das rund 5400 Quadratmeter große Areal am Eingang zur Altstadt auf zwei Bewerber zusammengeschrumpft. „Die Aufgabe an dieser exponierten Lage war sehr komplex“, betonte Reinhardt.

Dennoch sieht er in dem Rückzug des Architektenbüros Mangold, Thoma, Gönc aus Radolfzell, das die Wettbewerbsjury überzeugen konnte, keinen Beinbruch. „Wir sind trotz des Absprungs des Siegers auf dem richtigen Weg, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen“, so Reinhardt weiter. Denn mit den Büros Rogg aus Konstanz und dem Investor Weisenburger Projekt aus Raststatt, die beide beim Wettbewerb den dritten Platz belegten, verfüge man nach wie vor über attraktive Entwürfe für den Untertorplatz.

„Wir sind trotz des Absprungs des Siegers auf dem richtigen Weg, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen.“ Andreas ...
„Wir sind trotz des Absprungs des Siegers auf dem richtigen Weg, das Projekt zu einem guten Ende zu bringen.“ Andreas Reinhardt, Stadtwerke-Geschäftsführer | Bild: Jarausch, Gerald
  • Aus drei werden zwei Bewerber: Laut Andreas Reinhardt haben die verbleibenden Bewerber nun bis Ende April Zeit, ein verbindliches Angebot und einen überarbeiteten Entwurf, der die Vorschläge der Preisrichter aufgreift, abzugeben. „Wir gehen davon aus, dass wir zu diesem Zeitpunkt zwei Investorenangebote vorliegen haben“, so der Stadtwerke-Geschäftsführer. Die Anforderungen haben sich indes nicht geändert: So bleibe der Mindestkaufpreis von 8,75 Millionen Euro für den Untertorplatz weiterhin eine Voraussetzung, wie auch die dortige Schaffung von 70 Prozent Wohnraum, 30 Prozent Gewerbefläche und von mindestens 80 Stellplätzen für Autos. 30 Prozent der Wohnungen sollen gemäß der baulandpolitischen Richtlinien der Stadt Radolfzell im Bereich des sozialen Wohnungsbaus realisiert werden.
„Der Absprung des Siegerbüros liegt an der Größe des Projektes und an den hohen Auflagen der Stadt.“ Walter Hiller, FW-Stadtrat
„Der Absprung des Siegerbüros liegt an der Größe des Projektes und an den hohen Auflagen der Stadt.“ Walter Hiller, FW-Stadtrat | Bild: Becker, Georg
  • 90 Wohnungen für rund 120 Menschen: Andreas Reinhardt misst der Entwicklung des Quartiers am Untertorplatz eine hohe Bedeutung zu: „Die Chance an dieser Stelle 90 Wohnungen für rund 120 Menschen zu schaffen, ist wichtig für die Entwicklung der Innenstadt. Das ist eine Riesenchance, das Quartier mit Leben zu füllen.“ Um Platz für die Wohnungen zu schaffen, werden die Stadtwerke das Areal verlassen und einen Neubau in der Herrenlandstraße verwirklichen. Mit diesem Neubau solle laut Reinhardt in diesem Herbst begonnen werden. 2023 könnte er bezugsfertig sein. „Der Vertrag mit dem Investor soll noch in diesem Jahr unterschrieben werden“, so Reinhardt. Er rechne mit einer Fertigstellung des Vorhabens am Untertorplatz etwa 2025.
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  • Im Ausschuss mehren sich die Sorgen: Die Nachricht, dass der Sieger des Architekten- und Investorenwettbewerbs seinen Entwurf für den Untertorplatz zurückgezogen hat, ließ die Ausschussmitglieder erst einmal aufächzen. „Dass der erste Preisträger abgesprungen ist, zeigt, dass das Projekt sehr ambitioniert ist, was die Preisvorstellung anbelangt“, kritisierte Siegfried Lehmann (FGL). Der Aufruf des Mindestkaufpreises sei an der Grenze des Leistbaren. „Gerade die geforderte Anzahl der Stellplätze macht es für Investoren schwierig“, so Lehmann weiter. Es wäre fatal, wenn die Stadt nach dem ganzen Verfahren mit leeren Händen dastehen würde, betonte er.
„Dass der erste Preisträger abgesprungen ist, zeigt, dass das Projekt ambitioniert ist, was die Preisvorstellung anbelangt.“ ...
„Dass der erste Preisträger abgesprungen ist, zeigt, dass das Projekt ambitioniert ist, was die Preisvorstellung anbelangt.“ Siegfried Lehmann, FGL-Stadtrat | Bild: Becker, Georg

Christof Stadler (CDU) forderte, dass das Vorhaben am Untertorplatz kein Plattenbau werde. Er erneuerte den Wunsch, über ein mögliches zweites Rathaus an diesem Platz nachzudenken. Für Norbert Lumbe (SPD) sei es unabdingbar, die überarbeiteten Entwürfe der Investoren abzuwarten. „Erst dann können wir in die Tiefe gehen.“ Für Walter Hiller von den Freien Wählern steht indes fest: „Der Absprung des Siegerbüros liegt an der Größe des Projektes und an den hohen Auflagen der Stadt.“ Er forderte die Verwaltungsspitze dazu auf, mit den verbliebenen Investoren zu sprechen – auch um weitere Absprünge zu vermeiden. „Wir als Gemeinderäte können nicht mit den Investoren sprechen. Das ist Sache des Oberbürgermeisters“, so Hiller.

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  • „Bitte keine Grundsatzdiskussion“: „Der Untertorplatz ist ein Filetstück“, betonte Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Reinhardt. Gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Bürgern wurden die Rahmenbedingungen für eine spätere Bebauung geschaffen. Deshalb appellierte Reinhardt dafür, zum jetzigen Zeitpunkt des Verfahrens keine Grundsatzdiskussion zu eröffnen. „Der Auslobungstext, der aus den Ergebnissen der Bürgerworkshops und weiteren Gremiensitzungen entstand, wurde auch vom Gemeinderat bestätigt. Jetzt über Rahmenbedingungen zu sprechen, wird weitere Investoren abschrecken“, befürchtete er. Damit reagierte Reinhardt auf die Redebeiträge von Siegfried Lehmann (FGL), der die 80 Stellplätze kritisierte, und Anja Matuszak (FGL), die das Thema Klimaschutz beim bisherigen Verfahren vermisst habe. „Das Thema ist bei diesem Projekt in den Hintergrund geraten“, so Matuszak. Ihr fehlen die klimapolitischen Anforderungen der Stadt. OB Martin Staab entgegnete ihr, dass die Entwürfe etwa Potenzial für eine Fassadenbegrünung und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben.
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