Die Lage im Kindergarten Güttingen ist kritisch. Weil eine neue Mitarbeiterin kurzfristig ihre eigentlich schon zugesagte Stelle doch nicht antreten wollte, muss die Einrichtung in die Notbetreuung gehen. Mehr ist mit dem aktuellen Personal nicht möglich.

Der Radolfzeller Oberbürgermeister Simon Gröger hat dieses Thema zur Chefsache erklärt und erwägt nicht nur zusätzliche Sozialleistungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Kindertageseinrichtungen, sondern auch höhere Gehälter, sofern diese der Einrichtung treu bleiben. Er sagte im Interview mit dem SÜDKURIER, dass er diese Pläne zeitnah mit dem Gemeinderat besprechen wolle.

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Ziel sei es nicht, anderen Gemeinden die Erzieherinnen abwerben, betont Gröger. Doch genau dies sei die Konsequenz, sagt Johannes Moser, Vorsitzender des Gemeindetags Kreisverband Konstanz. „Sollte Radolfzell eine höhere Bezahlung beschließen, dann ist das unsolidarisch“, sagt er.

Kritik: Das würde anderen die Mitarbeiter entziehen

Andere Gemeinden hätten schlicht nicht die Mittel, um ebenfalls die Gehälter von Erzieherinnen anzupassen, so Moser. Dadurch sei eine Anstellung in Radolfzell automatisch attraktiver und würde anderen Kommunen das Personal entziehen.

Schon einige Anrufe besorgter Bürgermeister hätten ihn erreicht, die eine Erhöhung des Tarifvertrages aus ihrer Gemeindekasse nicht stemmen könnten. Die würden sich nun sorgen, ob ihre Erzieherinnen so abwandern werden.

Personalmangel betrifft alle, nicht nur Radolfzell

Laut Moser stehe Radolfzell mit dem Problem Personalmangel im Kinderbetreuungsbereich nicht alleine da. Das beträfe jede Stadt, jede Gemeinde im gesamten Land. Es sei besser, gemeinsame Lösungen zu finden, sagt der Gemeindetag-Vorsitzende. „Mit höheren Löhnen werden wir nicht eine Erzieherin mehr bekommen, sondern landen nur in der Bezahlspirale, in der wir uns dann gegenseitig das Personal wegnehmen“, so Moser.

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Aus seiner Sicht sei es zielführender, die Ausbildung besser zu vergüten und auch die Umschulung oder den Quereinstieg zu vereinfachen. Angehende Erzieher, die dies als zweiten Berufsweg machen möchten, sollten laut Moser auch während der Umschulungszeit eine anständige Vergütung erhalten. Schließlich müssten viele in dieser Lebensphase eine Familie ernähren, das ginge nicht mit einem kleinen Azubi-Gehalt oder gar keiner Entlohnung. Denn während die angehenden pädagogischen Fachkräfte die Schule besuchen, verdienen sie nichts. Man brauche übergeordnete Konzepte, die den Beruf attraktiver machten.