Schnell geplant, aus hochwertigen Naturmaterialien, zügig aufgestellt, idealerweise mit Wohnbebauung in den oberen Stockwerken, Sozialwohnungen sind vorausgesetzt, aber nicht zu viele Etagen, niemand möchte einen großen Klotz in der Stadt haben und alles möglichst preiswert – die Liste der Wünsche des Gemeinderates an eine Kindertageseinrichtung auf dem Grundstück in der Hebelstraße beim Stadion war lang. Scheinbar zu lang für alle Investoren. Denn letztlich wollte keiner mehr das Projekt übernehmen. Trotz dreifacher Ausschreibung.

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Die Kita-Plätze fehlen dennoch dringend in der Stadt und so schlug die Stadtverwaltung mehrere Optionen vor, wie man zu den benötigten Betreuungsplätzen kommen kann. Dafür hätte man einige Punkte der Wunschliste streichen müssen. Obwohl keiner der Stadträte die Notwendigkeit der rund 70 benötigten Kita-Plätze abspricht, kamen die schnellen Lösungsvorschläge vor allem bei der FGL-Fraktion nicht gut an.

Stadtverwaltung wirbt für Container-Lösung

Oberbürgermeister Simon Gröger, Bürgermeisterin Monika Laule und Gerhard Schöpperle, Leiter Hochbau und Gebäudemanagement, warben für die Lösung mit Baumodulen, für die sich nach langer Diskussion die Mehrheit des Gremiums erwärmen konnte. Für zwei Jahre wolle man diese mieten und so eine dreigruppige Einrichtung zur Verfügung stellen. Dies solle 1,4 Millionen Euro kosten. Eine Option zur Verlängerung um ein Jahr wolle man sich offen halten. Währenddessen wolle man nach einer dauerhaften Lösung suchen.

Dabei wolle man etwas freier vorgehen und nach einer Möglichkeit suchen in der Kernstadt eine Kindertageseinrichtung zu bauen. Diese im Idealfall in Eigenregie und mit Geldern der Stadt, um gleichzeitig zum Vermögensaufbau der Stadt beizutragen, wenn das Gebäude auch im Besitz der Stadt ist.

Oder durch die aktive Suche nach Investoren, die bereit sind die Kombination aus Kindergarten und Wohnbebauung zu realisieren. Laut OB Gröger sollen sich nach der letzten SÜDKURIER-Berichterstattung über die erfolglose Suche nach Investoren einige interessierte Bauträger bei der Stadt gemeldet haben. Spruchreif sei nichts, so Gröger, aber man sei im Gespräch.

„Wir geben am Ende zwei Millionen Euro für Container aus und haben doch nichts.“Siegfried Lehmann, FGL
„Wir geben am Ende zwei Millionen Euro für Container aus und haben doch nichts.“Siegfried Lehmann, FGL | Bild: DPA

Des weiteren sollen andere Standorte geprüft werden, wie zum Beispiel eine Aufstockung der Kinderkrippe Entdeckerkiste um drei weitere Gruppen und ein Neubau im Bereich der Sonnenrainschule in der Nordstadt. Dort könne es Synergien für den Ganztags-Schulbetrieb ab 2026 geben.

FGL kritisiert Geldverschwendung

Geldverschwendung, befand Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste, die Container-Idee. „Wir geben am Ende zwei Millionen Euro aus und haben doch nichts. Das ist finanzpolitisch nicht vertretbar“, machte Lehmann seinem Ärger Luft. Man müsse eine gute und schnelle Lösung finden und zwar im Bestand. Sonst würde alles nur doppelte Kosten verursachen, für die Miete der Baumodule und einen Neubau am Ende. Er schlug das leerstehende Ärztehaus in der Alemannenstraße vor. „Wir müssen schnell eine ernsthafte, echte Lösung finden.“

„Container sind eine Notlösung und ich würde mein Kind auch nur aus Not dort hinbringen.“Zekine Özdemir, FGL
„Container sind eine Notlösung und ich würde mein Kind auch nur aus Not dort hinbringen.“Zekine Özdemir, FGL | Bild: Marinovic, Laura

Für seine Ratskollegin Zekine Özdemir (FGL) sind vor allem die Container ein Dorn im Auge. „Container sind nur eine Notlösung und ich würde mein Kind auch nur aus Not dort hinbringen“, fasste sie ihre Gemütslage zusammen. Thilo Sindlinger (FGL) sprach sich ebenfalls für eine schnelle, aber dauerhafte Lösung aus. Sein Vorschlag war es bereits realisierte Pläne zu verwenden, um nicht alles aufs Neue erarbeiten zu müssen. Oder nur ebenerdig zu bauen, wenn dies schneller ginge.

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Beim Vorschlag, eine Lösung im Bestand zu suchen, reagierte Bürgermeisterin Monika Laule sichtlich entnervt. Man habe bereits seit 1,5 Jahren nach Mietobjekten im Bestand gesucht – erfolglos. Genau aus diesem Grund habe man bereits 2019 für das Grundstück in der Hebelstraße die Container-Lösung vorgeschlagen, die der Gemeinderat dann verworfen habe, weil er neu bauen wollte. Mehr als zwei Jahre später habe sich die Lage nicht verändert.

„Kita-Betreuung ist keine Geldverschwendung, wir investieren in Familien.“Monika Laule, Bürgermeisterin
„Kita-Betreuung ist keine Geldverschwendung, wir investieren in Familien.“Monika Laule, Bürgermeisterin | Bild: Kuhnle&Knoedler

Bis zum Sommer sei eine Lösung im Bestand ohnehin nicht machbar, so Laule. „Wir müssen sie erst suchen, Verträge machen, die Räume umbauen und sie von den zuständigen Behörden abnehmen lassen“, erklärt sie das Prozedere. Auch könne man nicht einfach in einer Wohnung oder Arztpraxis einfach so Kinder Betreuung einrichten, es gebe für die Räume strenge Vorgaben. Auch wehrte sie sich gegen den Vorwurf der Geldverschwendung: „Kita-Betreuung ist keine Geldverschwendung, wir investieren in Familien.“

„Der Radolfzeller Gemeinderat ist selbst schuld, dass er jetzt in dieser Situation ist.“Walter Hiller, Freie Wähler
„Der Radolfzeller Gemeinderat ist selbst schuld, dass er jetzt in dieser Situation ist.“Walter Hiller, Freie Wähler | Bild: SK

Selbstkritisch gab sich Walter Hiller (Freie Wähler): „Der Gemeinderat ist selbst schuld, dass er jetzt in dieser Situation ist.“ Das Investorenmodell würde nicht funktionieren und damit würde man auch kein neues Vermögen für die Stadt schaffen. Schließlich müsse man auch einem Investor Miete für den Kindergarten bezahlen. Der Ansicht schloss sich auch Dietmar Baumgartner, Fraktionssprecher der Freien Wähler, an. „Wir fordern und fordern, klar dass dann keiner mehr kommt“, sagte er. Auch stellte er die Frage nach dem Personal, welches in den Einrichtungen arbeiten soll. Dies fehle schließlich auch überall.