Ähnlich wie viele Familien möchte auch die Stadt Radolfzell gerne bauen. Oder besser gesagt bauen lassen. Das Grundstück steht bereit, Pläne gibt es auch schon. Nur will kein Investor dieses Projekt übernehmen. Das Projekt Kindertagesstätte Hebelstraße ist mittlerweile drei Mal ausgeschrieben worden. Zuletzt hatte sich gar keiner mehr auf die Ausschreibung beworben. Darüber informierte Gerhard Schöpperle, Fachbereichsleiter Hochbau und Gebäudemanagement, in der jüngsten Gemeinderatsitzung.

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Ausgeschrieben war ein Gebäude mit einer Kindertageseinrichtung im Erdgeschoss und Wohnbebauung in den oberen Stockwerken. Um das Angebot für Investoren noch attraktiver zu machen, beschloss der Gemeinderat im Sommer 2021 sogar, die baulandpolitischen Grundsätze ausnahmsweise auszusetzen. Für gewöhnlich müsste ein Bauherr bei der Schaffung von Wohnraum auf städtischem Grundstück mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen bauen. Darauf wollte man in diesem Fall verzichten.

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Doch auch dieses Angebot lockte keinen Investor an und die Gemeinderäte sowie Oberbürgermeister Simon Gröger wirkten während der Sitzung nicht nur verärgert, sondern auch etwas ratlos. „Das Ergebnis ist höchst enttäuschend“, sagte OB Gröger. In der Stadt Radolfzell fehle es nach wie vor an rund 70 Kita-Plätzen. Vor allem für Kinder über drei Jahre würde der Bedarf durch den Zuzug in die Neubaugebiete perspektivisch eher steigen, erklärte Bürgermeisterin Monika Laule. Auch sei die Interimslösung im Böhringer Pfarrsaal an den Belastungsgrenzen angekommen. Die 75 Plätze, die in der Hebelstraße entstehen sollen, würde die Stadt dringend brauchen.

Mehr Informationen wünschte sich Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der Freien Grünen Liste. „Das ist total ärgerlich, wie das gelaufen ist“, monierte er während der Sitzung. Er würde gerne wissen, warum die Bewerber der vorherigen Ausschreibungen ihr Angebot zurückgezogen hätten. Und wie man ein Angebot gestalten müsse, damit es für Investoren attraktiv sei.

Er forderte die Stadtverwaltung auf, noch einmal das Gespräch mit den Investoren zu suchen und genauer herauszufinden, warum sie sich dieses Mal gegen eine Bewerbung entschieden hätten. Lehmann sieht auch einen gewissen Zeitdruck in dem Projekt. Bauen würde von Jahr zu Jahr teurer werden und die Lage im Haushalt werde auch immer prekärer.

Suche nach einem Investor läuft

Ein Gespräch mit der Erika und Werner Messmer-Stiftung schlug Martina Gleich (CDU) vor. Die Messmer-Stiftung baut aktuell einen Kindergarten im Ortsteil Markelfingen. „Vielleicht kann sich die Stiftung ein ähnliches Projekt in der Hebelstraße vorstellen“, so Martina Gleichs Hoffnung. Susann Göhler-Krekosch (SPD) wollte noch einmal die Modulbauweise ins Spiel bringen. Diese hatte der Gemeinderat eigentlich verworfen, weil er die Möglichkeit sah, nicht nur einen Kindergarten, sondern auch Wohnungen an dem Standort zu realisieren. „Die Eltern verstehen nicht mehr, warum wir auf diesem Anforderungsniveau bleiben“, sagte Susann Göhler-Krekosch. Schon jetzt würde sich abzeichnen, dass die 70 Plätze ohnehin nicht reichen würden.

Der Bedarf an Plätzen steigt

Monika Laule verwies noch einmal auf die Bedarfsplanung, nach der man die Betreuungsplätze plane. „Wir liegen mit der Bedarfsplanung richtig, kommen aber mit der Umsetzung der Maßnahmen nicht hinterher“, so Laule. Vieles habe man bereits realisiert, einiges auch vorgezogen. „Wir stehen gut da mit der Neubeschaffung, aber parallel steigt der Bedarf“, fasst sie das Problem zusammen. Die Verwaltung wird in einer der kommenden Sitzungen über das weitere Vorgehen informieren.