Natalie Reiser

Protest und Fragestunde in einem: Die Schüler der achten Jahrgangsstufe am Friedrich-Hecker-Gymnasium Radolfzell nutzten den Besuch des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung gleich für mehrere Dinge. Zum einen wandten sie sich mit teils sehr kritischen Fragen zu aktuellen politischen Entscheidungen im Ukraine-Krieg an den Politiker. Zum anderen gaben sie ihm 577 rote Handabdrücke auf Papier als Protest gegen den Einsatz von Kindersoldaten mit auf den Weg nach Berlin.

Angefertigt hatten die Schüler die Abdrücke bereits im Februar am Red Hand Day, dem internationalen Gedenktag an das Schicksal von Kindersoldaten. Er sei davon überzeugt, dass diese Initiative nicht lautlos verhalle, betonte Jung.

Aktionen wie diese würden von Politikern beachtet, sie veranlassen zu Diskussionen und könnten etwas bewegen. Jung dankte allen, die ihrem Protest Ausdruck verliehen hatten. Er werde die Blätter an geeigneter Stelle in Berlin weitergeben.

Kein Kind soll kämpfen müssen

„Kein Kind soll in irgendeinem Land in einem Krieg kämpfen“, so der Politiker. Das Recht auf ein freies Leben stehe jedem Menschen von Geburt an zu, wie es im Paragraf eins des Grundgesetztes festgeschrieben sei. Die Freiheitsrechte wie das Meinungsrecht und das Versammlungsrecht müssten nicht vom Staat erbeten werden. Jeder Mensch besitze sie von Geburt an.

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung signiert die Grundgesetze, die den Schülern der achten Klassen ausgehändigt wurden.
Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung signiert die Grundgesetze, die den Schülern der achten Klassen ausgehändigt wurden. | Bild: Natalie Reiser

Doch Menschen, die in totalitären Systemen wie in Russland oder China leben, würden verfolgt und eingesperrt, wenn sie von diesen Rechten Gebrauch machen, so Jung. „Deshalb müssen wir alle immer wieder für unsere Freiheit kämpfen“, appellierte er an die jungen Leute.

Ukraine-Krieg treibt Schüler um

In der anschließenden Fragerunde meldeten sich viele Schüler zu Wort und zeigten dabei, dass vor allem der Ukraine-Krieg für sie eine große Rolle spielt. Sie fragten nach Jungs Standpunkt zu den Waffenexporten und wollten wissen, warum sich die Bundesregierung im Ukraine-Krieg wesentlich stärker engagiere als bei anderen Konflikten.

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Jung nannte den Ukraine-Krieg wiederholt einen schrecklichen Krieg, in dem es einen klaren Aggressor gebe und der zudem nur zweieinhalb Flugstunden von Zürich entfernt sei. Obwohl er aktuell der Opposition im Bundestag angehöre, sei er froh, dass in einer Sondersitzung der Ampelfraktionen und der CDU ein Schulterschluss gelungen sei. Die Regierung strebe an, Putin an den „Verhandlungstisch zu zwingen“ und eine diplomatische Lösung zu erreichen.

Moritz Lehnhart-Hüß (l.) und Philipp Reinke berichten auf der Internetseite der Schule über den Besuch von Andreas Jung.
Moritz Lehnhart-Hüß (l.) und Philipp Reinke berichten auf der Internetseite der Schule über den Besuch von Andreas Jung. | Bild: Natalie Reiser

Ohne den Einsatz von Waffen sei ein freies Leben in der Ukraine nicht mehr möglich. Russland würde sonst seine Diktatur auf das Nachbarland ausweiten. Trotzdem müsse die Frage nach Waffenlieferungen immer neu gestellt werden, so der Politiker. Auch eine strikte Rüstungskontrolle sei erforderlich.

Auch nach der CDU wird gefragt

Mehrere Schüler befragten Andreas Jung zu seiner Partei. Jung gab an, mit der grundsätzlichen Ausrichtung der CDU übereinzustimmen. Allerdings gebe es immer Punkte, die von unterschiedlichen Vertretern einer Partei unterschiedlich gesehen und in von Respekt getragenen Diskussionen erörtert werden müssten.

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Dem Vorwurf, die CDU sei eine korrupte Partei, widersprach der Politiker. Vorfälle wie die Profite, die einige CDU-Politiker aus dem Verkauf von Masken gezogen hatten, kämen leider vereinzelt vor. Diese Kollegen hätten ihr Mandat verloren. Die große Mehrheit leiste ehrliche, engagierte Arbeit, betonte Andreas Jung.