Mitte der Woche stand der Pegel in Konstanz bei knapp drei Metern. In Radolfzell schaut man aber schon eine Weile nicht mehr nach Konstanz, wenn es um den Wasserstand geht. Für die Mitglieder des Yachtclub Radolfzell zählt aktuell mehr der Radolfzeller Pegel. Und der stand am Mittwochabend bei 2,48 Metern. Zu wenig für einige Segelboote, vor allem für die mit besonders viel Tiefgang. Daran ändern auch erste ersehnte Regenfälle zum Ende der Woche nichts.

Viele Bootsbesitzer haben die Saison bereits beendet

„Ich habe noch den Urlaub auf dem Obersee verbracht und direkt bei der Rückkehr das Boot aus dem Wasser genommen“, sagt Ralf Welschinger, stellvertretender Vorsitzende des Yachtclubs. So haben es auch einige andere Mitglieder gehalten.

Im Radolfzeller Yachthafen gibt es noch eine Wassertiefe von 1,50 bis 1,60 Metern – viel mehr als die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel ist das nicht. Denn die meisten Segelboote haben einen Tiefgang von einem Meter bis 1,50 Meter. Lässt sich der Kiel einklappen, lebt es sich als Segelboot-Besitzer aktuell entspannter.

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Um die Segelsaison ein bisschen verlängern zu können, musste im Radolfzeller Yachthafen umstrukturiert werden: Boote sind je nach Tiefgang umplatziert worden. Wer weniger Tiefgang hatte, zog ins seichtere Wasser um, wer mehr hatte, durfte sein Boot in tieferes Wasser stellen.

Uwe Koch, Vorsitzender des Segelclub Moos, vor dem alten Hafen in Moos. Dieser ist komplett ausgetrocknet, die rund 100 Boote, die hier ...
Uwe Koch, Vorsitzender des Segelclub Moos, vor dem alten Hafen in Moos. Dieser ist komplett ausgetrocknet, die rund 100 Boote, die hier normalerweise liegen, sind in ihrem Winterquartier. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Etwas dramatischer fällt die Lage im Mooser Hafen aus. Der alte Hafen liegt vollständig trocken. Die rund 100 Boote, die normalerweise dort liegen, sind längst in der Winterpause. „So früh war die Saison selten beendet“, sagt Uwe Koch, Vorsitzender des Segelclubs Moos. Auch sein Motorboot liegt schon im Winterquartier.

Es wird teuer, wenn Boote auf Grund laufen

Der Wasserstand im Hafen Moos liegt bei knapp 80 Zentimetern. Da die Segelboote dort alle einen Schwenkkiel haben, können sie den Tiefgang von 1,30 Meter auf 80 Zentimeter verkürzen. Doch auch für Motorboote mit einem Tiefgang von 80 bis 90 Zentimetern wird es in Moos langsam eng. Doch noch liegen ein paar Boote im Hafen.

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„Man muss vor allem den Antrieb herausnehmen, um Schaden zu vermeiden“, erklärt Koch. Der Bootsmotor würde sonst das Bodensediment aufwirbeln und das verdreckte Wasser einziehen. Ein Motorschaden kann mehrere tausend Euro teuer werden.

Ruben Birkle musste sein Boot in Iznang aus dem Schlamm ziehen und lässt es hier aus dem See heben. Für ihn ist die Saison beendet. So ...
Ruben Birkle musste sein Boot in Iznang aus dem Schlamm ziehen und lässt es hier aus dem See heben. Für ihn ist die Saison beendet. So früh wie noch nie. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Auch für Ruben Birkles Boot reicht das Wasser am Höri-Ufer nicht mehr. Es lag bis jetzt im Hafen Iznang und war bereits auf Grund gelaufen. Mit vereinten Kräften haben sie es aus dem Schlamm ziehen und nach Moos bringen müssen. Nun ist die Saison für das Boot namens Mufflon beendet. Und das obwohl die Mufflon nur einen Tiefgang von 35 Zentimetern hat.

Höri-Häfen bemerkten das Niedrigwasser als Erstes

„Bei Niedrigwasser trifft es die Höri zuerst“, fasst Uwe Koch zusammen. Die Gemeinde Moos habe bereits zugestimmt, den Hafen auszusaugen und so die von der Aach eingespülten Sedimente zu entfernen. Damit könne man zwischen 40 bis 70 Zentimetern Tiefe gewinnen, so Koch. Das Genehmigungsverfahren laufe bereits. Die Bootsbesitzer hoffen, dass die Maßnahme bis zur nächsten Saison 2023 umgesetzt werden kann.

Im alten Hafen in Moos sind noch wenige Boote nicht ausgewassert worden.
Im alten Hafen in Moos sind noch wenige Boote nicht ausgewassert worden. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Segler müssen nicht nur im Hafen aufpassen, auch auf dem Untersee bringt das Niedrigwasser so manch kritische Stelle zum Vorschein. Jörg Mietz, Pressewart des Yachtclub Radolfzell, lädt zu einer kleinen Ausfahrt über den See. Erfahrene Segler würden die entsprechenden Seezeichen kennen. Mietz zeigt, wo man aktuell besonders aufpassen muss und wo das Niedrigwasser Besonderheiten zu Tage gefördert hat.

Das Seezeichen 6 ist für alle Bootsführer, die vom Seerhein in den Untersee wollen. Hier müssen sie unbedingt außen daran vorbei, um ...
Das Seezeichen 6 ist für alle Bootsführer, die vom Seerhein in den Untersee wollen. Hier müssen sie unbedingt außen daran vorbei, um nicht auf Grund zu laufen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Zum Beispiel das Seezeichen 6, laut Mietz das wohl am häufigsten gesuchte Seezeichen des Sees. Dieses markiert die Einfahrt vom Seerhein in den Untersee. Die Markierung auf Höhe des Horner Spitz ist für Segelboote zwingend zu umfahren. Aus diesem Grund müssen alle, die vom Seerhein in den Untersee wollen, dieses Seezeichen finden und auf der richtigen Seite passieren.

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Wer es auf der Uferseite passieren möchte, werde mit seinem Boot stecken bleiben, sagt Mietz. Dann müsse er von einem anderen Boot herausgezogen werden. Im schlimmsten Fall könne man dabei sein Boot beschädigen.

Niedrigwasser schafft Raum für Kunst

Aufpassen müssen Segler auch zwischen dem Seezeichen 32 und 33. Hier müssten sich die Boote zwingend in der Mitte halten, um nicht auf Grund zu laufen. Etwas Besonderes gibt es aktuell in der Nähe der Liebesinsel zu entdecken. Das Niedrigwasser hat Künstler motiviert, ein Kunstwerk für Seebesucher zu erschaffen.

Carla, Michael und Tini Wendtland (von links) aus Allensbach haben mit ihrem Boot an der Steinskulptur vor der Liebesinsel Halt gemacht. ...
Carla, Michael und Tini Wendtland (von links) aus Allensbach haben mit ihrem Boot an der Steinskulptur vor der Liebesinsel Halt gemacht. Hier kann man mitten auf dem See bequem herumlaufen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Familie Wendtland aus Allensbach hat gerade an der Stelle Halt gemacht. Ohne Probleme lässt es sich aus dem Boot aussteigen und die Steine begutachten. Das Wasser reicht hier maximal bis zum Knie. Es ist schon eine außergewöhnliche Situation, so mitten auf dem See stehen zu können.

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So niedrig ist das Wasser auf dem Untersee Video: Schneider, Anna-Maria

Allerdings wird es schwer, das Boot wieder in tieferes Fahrwasser zu bringen. Da muss Jörg Mietz schon selbst ran und das Boot von der Untiefe wieder in Fahrwasser ziehen.

Jörg Mietz, Pressewart des Yachtclub Radolfzell, zieht das Boot wieder in tieferes Wasser, damit die Fahrt weitergehen kann. Aktuell ...
Jörg Mietz, Pressewart des Yachtclub Radolfzell, zieht das Boot wieder in tieferes Wasser, damit die Fahrt weitergehen kann. Aktuell müssen Bootsführer besonders aufpassen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Auch im Uferbereich der vorderen Höri ist der niedrige Wasserstand deutlich zu erkennen. Rund um das Strandbad Iznang ist vor dem Schilf ein ganzer Strand entstanden, der sonst nicht da wäre. Auch hier erklärt Jörg Mietz vom Yachtclub Radolfzell, dass Bootfahrer Acht geben müssen, damit sich kein Seegras in den Motorblättern verfängt oder man auf Grund läuft.

Am Höriufer ist ein Strand entstanden, der sonst durch Wasser verborgen ist. Bootsbesitzer müssen vor allem im Uferbereich gut aufpassen.
Am Höriufer ist ein Strand entstanden, der sonst durch Wasser verborgen ist. Bootsbesitzer müssen vor allem im Uferbereich gut aufpassen. | Bild: Schneider, Anna-Maria