Pünktlich zum Beginn der Sommerferien fand am letzten Tag des Schuljahres wieder das vom Jugendgemeinderat (JGR) organisierte Open-Air Rock am Segel am Radolfzeller Konzertsegel statt. Diese Gelegenheit nutzten am Mittwochabend hunderte Jugendliche aus der Stadt und Umgebung, um den Start in die schulfreie Zeit gebührend zu feiern. Die passende Musik dafür lieferten die Konstanzer DJs von OutsideTheBox, die Essener Band Avalanche, der Sänger und Schauspieler Moritz Bäckerling, die Sängerin Tosha aus Berlin und das Newcomer-Duo Westsidegoons aus Singen und Aldingen.
Der Start in den Abend verlief jedoch etwas holprig: Statt wie geplant um 17 Uhr begann der Einlass erst kurz vor 18 Uhr. Grund dafür sei der Aufbau gewesen, der wegen des Abbaus des Hausherrenfests erst zwischen 13 und 14 Uhr beginnen konnte, erklärt Kostiantyn Murashko, der stellvertretende Vorsitzende des Jugendgemeinderats. Und auch das Fazit der Organisatoren fällt gemischt aus: Man sei unter anderem hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben.
Weniger Besucher als erwartet
Insgesamt 560 Menschen aus Radolfzell und Umgebung seien den Veranstaltern zufolge an diesem Abend ans Bodenseeufer zum Rock am Segel gekommen. Ein Erfolg für den Jugendgemeinderat? „Es ist besuchermäßig und organisationstechnisch nicht alles so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten“, erklärt Kostiantyn Murashko, der stellvertretende Vorsitzende des Jugendgemeinderats kritisch. „Es waren weniger da als in den vergangenen Jahren.“ So richtig erklären, könne er sich die niedrigeren Besucherzahlen aber nicht. „Vielleicht müssen wir mehr regionale Künstler einladen“, meint Murashko.
Dabei waren regionale Künstler bei der diesjährigen Ausgabe durchaus präsent. Als nach dem verspäteten Start endlich die ersten Gruppen auf das Gelände konnten, ertönten aus den Musikanlagen bereits die ersten Tech-House-Beats vom Konstanzer DJ-Duo OutsideTheBox. Da sich das Gelände anfangs nur recht langsam füllte, wurde der Auftritt der DJs vorgezogen und verlängert, „damit die Bands, die teilweise von weit weg hergekommen sind, vor mehr Personen spielen können“, erklärt Murashko.

Nach dem verlängerten Auftritt der zwei DJs war bereits der Headliner des diesjährigen Rock am Segel an der Reihe, die Essener Post-Hardcore-Band Avalanche. Mit im Gepäck der fünfköpfigen Band: ihre neuen Songs „The One, „All About Us“ und „A Place To Stay“. Sie heizten dem Publikum bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen mit ihren teils harten Klängen ein, auch wenn viele Besucher zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich in Tanzlaune waren.

„Wunderschöne Bühne“ direkt am See
Ihnen sei klar gewesen, dass sie es als auswärtige Nischenband etwas schwerer haben würden, erzählt der Sänger von Avalanche Nicolas „Nic“ Nannen nach dem Auftritt am Merchandise-Stand der Band. Dennoch: „Es war cool, von der Bühne viele strahlende Gesichter zu sehen“, so Nic. Leute zu sehen, die Bock hätten und die Texte teilweise sogar mitsingen könnten, „das ist für uns das Größte.“ Für sie sei es eine Riesensache gewesen, hier eingeladen zu werden als auswärtige Band. „Das ist nicht selbstverständlich“, erklärt der Musiker aus Nordrhein-Westfalen. Das Highlight an diesem Abend sei für sie die „wunderschöne Bühne“ direkt am See gewesen. „Wir haben noch nie auf so einer schönen Bühne gespielt.“
Publikum kommt in Bewegung
Je später es wurde, desto mehr füllte sich das Gelände. Spätestens mit dem Auftritt von Moritz Bäckerling gegen 21 Uhr wurde auch die Stimmung der Besucher zunehmend ausgelassener. Dem Musiker und Schauspieler gelang es, mit seinem charismatischen Bühnenauftritt und seinen teils euphorischen, teils melancholischen Songs Bewegung in die wachsende Menge vor der Bühne zu bringen.
Besonders gut kam sein Lied „Termine mit der Nacht“ aus seiner ersten EP „Blaue Stunde“ an. Den Song gab es gleich zweimal zu hören, beim zweiten Mal bildeten die Zuhörer einen Moshpit und hüpften, sprangen ausgelassen vor der Bühne herum. Bei einem sogenannten Moshpit bildet das Publikum einen weiten Kreis und springen beziehungsweise stürmen auf Kommando des Künstlers aufeinander zu.
Besucher fordern Zugabe
Im Anschluss daran stand die Berliner Musikerin Tosha auf der Bühne. Auch ihr gelang es, die Jugendlichen mit ihrem leidenschaftlichen Auftritt und einem Mix aus urbanem Pop, Hip-Hop und Rap mitzureißen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gab es für viele kein Halten mehr. Vor der Bühne tanzte und sprang das junge Publikum ausgelassen herum – inklusive Moshpit. Ein erstes Mal für die junge Sängerin, wie sie nach dem Auftritt verriet. „Das war das erste Mal, dass ein Moshpit bei meinen Songs gemacht wurde“, erzählte Tosha.
Die Stimmung und der Ort direkt am See hätten ihr richtig gut gefallen. „Es war super cool. Ich wollte eigentlich gar nicht aufhören.“ Auch dem Publikum schien ihre Musik zu gefallen: Am Ende ihres Auftritts forderten die Zuhörer lautstark eine Zugabe.
Den letzten Auftritt an diesem Abend hatte das Newcomer-Duo Westsidegoons aus Singen und Aldingen. Justin „Moose“ Schulz und Leon „Cayler“ Stephan präsentierten den verbliebenen Jugendlichen zum Schluss eine Mischung aus Trap, Hip-Hop und Rap.

Partyabend ist friedlich verlaufen
Nach dem Rock am Segel bleibt Ernüchterung: Der Fokus auf regionale Bands könnte beim nächsten Mal möglicherweise wieder mehr Besucher anlocken, sagt Kostiantyn Murashko, der stellvertretende Vorsitzende des Jugendgemeinderats. „Wir müssen aus unseren Fehlern lernen, dass wir nächstes Mal ein noch besseres Fest bieten können“, sagt er. Dennoch sei die Stimmung insgesamt sehr gut gewesen, findet Murashko. Das sieht auch Nico Kuhn so, der Vorsitzende des Jugendgemeinderats betont auch, dass der Abend trotz ausgelassener Stimmung ohne Auseinandersetzungen verlief. Auch die Polizei zieht ein positives Resümee: „Alles ist friedlich verlaufen“, erklärt die Pressesprecherin.