Eine regelrechte Katzenschwemme, viele kranke Tiere und mangelnder Platz: Für das Radolfzeller Tierheim war das Jahr 2024 kein leichtes. Über 350 Tiere habe das Team in diesem Jahr betreut, also aufgenommen, kastrieren lassen und zum Teil wieder vermittelt – und das auch durch mithilfe des SÜDKURIER, der auf zu vermittelnde Tiere aufmerksam machte.

Von den Tieren, um die sich das Tierheim in diesem Jahr kümmerte, waren etwa 200 Fundkatzen gewesen. Nur 15 von ihnen konnten wieder an ihre Besitzer übergeben werden. Bei Hunden ist das anders, da konnten von 22 immerhin 19 zurückgegeben werden. Aber: „Insgesamt waren es dieses Jahr weniger Fundtiere als sonst, die wieder zurück zu ihren Besitzern konnten“, erklärt Julia Schuhwerk, Leiterin der Einrichtung. Bei den Katzen seien es auch viele, die „verwilderte Hauskatzen sind oder ausgesetzt“. Immerhin 22 Katzen habe das Tierheim nach einer Kastration wieder freilassen können. „Die restlichen sind aber einfach hier geblieben“, so Schuhwerk.

Außerdem habe es in diesem Jahr eine Besonderheit gegeben: Weil das Tierheim fünf trächtige Katzen aufgenommen habe, seien 20 Kitten im Tierheim geboren worden. Diese hätten zusätzlich alle auf einmal versorgt werden müssen.

Keine Verschnaufpause zwischen den Jahren

Neben der großen Anzahl der Tiere, die das Tierheim in diesem Jahr an den absoluten Rand der Kapazitäten brachte, habe man auch mit Parasiten zu kämpfen gehabt: Giardien, die zu einer Durchfallerkrankung führen. „Je mehr Tiere man auf einem Haufen hat, desto größer ist die Gefahr“, erklärt Julia Schuhwerk. Gerade Kätzchen würden die Parasiten einschleppen. „Und damit haben wir eigentlich durchgehend gekämpft.“

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Das habe nicht nur das Tierheimteam auf Trab gehalten, sondern auch dazu geführt, dass die infizierten Tiere bis zu ihrer Genesung nicht vermittelt werden konnten. Durch all diese Probleme gebe es auch jetzt in der Weihnachtszeit jede Menge zu tun. An Durchschnaufen, wie vielleicht in der Vergangenheit in dieser Zeit, sei nicht zu denken.

Hinzu kam laut Julia Schuhwerk auch so mancher Sonderfall, also etwa anderweitig erkrankte oder verletzte Tiere. Einem verletzten Kater sei das Bein amputiert worden. „Die Fälle häufen sich leider“, sagt die Tierheimleiterin. Ein Grund dafür sei Inzucht. Für das Tierheim bedeute das Mehrkosten, die nicht so einfach zu stemmen seien. In solchen Fällen starte man Spendenaktionen, je häufiger das vorkomme, desto mehr sinke aber die Spendenbereitschaft. Notfalls müsse dann der Vorstand des Tierschutzvereins finanziell einspringen.

Freude über viele Vermittlungen

Dennoch: Bei all der Schwierigkeiten in diesem Jahr gibt es auch eine gute Nachricht. Denn es seien 2024 rund 80 Tiere vermittelt worden, darunter 70 Katzen und neun Hunde. Und das, obwohl es durch die Giardien-Erkrankungen Verzögerungen gab und die Vermittlung in den Sommerferien stagniert sei, so Julia Schuhwerk. Sie freut sich über die Entwicklung, die Zahlen seien sehr gut. Und: „Wir haben tolle Zuhause gefunden.“

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Geholfen habe dem Tierheim auch die Meldungen im SÜDKURIER, in denen zu vermittelnde Tiere vorgestellt wurden. „Dazu kriegen wir echt viel Feedback“, sagt sie erfreut. Unter anderem für die 26 Kätzchen, die im Sommer ein neues Zuhause suchten, habe es viele Interessenten gegeben. Und auch die jungen Katzen Milka und Maya, auf die das Tierheim im November aufmerksam machte, konnten nun ausziehen.

Konnten vermittelt werden: die Katzen Maya und Milka.
Konnten vermittelt werden: die Katzen Maya und Milka. | Bild: Tierschutzverein Radolfzell

Durch die Meldungen würden aber nicht nur die dort gezeigten Tiere eine neue Heimat finden. Denn oft melden sich auch Interessenten beim Tierheim, die schauen wollen, welche Tiere dort sonst noch vermittelt werden sollen.

Tiere sollen keine Geschenke werden

Wer derzeit über eine Adoption nachdenkt, den muss das Tierheim erst einmal vertrösten: Bis Donnerstag, 2. Januar, gilt ein Vermittlungsstopp, obwohl noch immer 35 Katzen und acht Hunde auf dem Gelände leben. Denn es soll verhindert werden, dass die Tiere zu Weihnachtsgeschenken werden und nach den Feiertagen dann doch wieder im Tierheim landen.

Im Tierheim Radolfzell kümmerte sich das Team in diesem Jahr um zahlreiche Kitten – auch diese hier, für die über den SÜDKURIER ein ...
Im Tierheim Radolfzell kümmerte sich das Team in diesem Jahr um zahlreiche Kitten – auch diese hier, für die über den SÜDKURIER ein neues Zuhause gesucht wurde. | Bild: Tierschutzverein Radolfzell

„Das gibt es leider wirklich“, bestätigt Julia Schuhwerk. Denn nicht immer sei das Vorhaben durchdacht oder mit den Beschenkten abgesprochen. Vielleicht könne dieser das Tier gar nicht versorgen oder habe schlicht kein Interesse daran. Der Deutsche Tierschutzbund empfehle daher einen solchen Vermittlungsstopp. Wer trotzdem Interesse an einem Tier habe, der könne sich schon einmal einen Termin ausmachen, um Hund oder Katze kennenzulernen – für das neue Jahr.