Pünktlich mit dem Saisonstart geht am Radolfzeller Seeufer auch eine neue öffentliche Toilette in Betrieb: In direkter Nachbarschaft zur Seebar am Konzertsegel sowie den Fuß- und Radwegen entlang des Seeufers befindet sich nun nach etwa sieben Monaten Arbeit die neue und barrierefreie Anlage.
Damit haben alle Besucher des Ufers, der Seebar, des Wasserspielplatzes und des Konzertsegels wieder einen neuen, ansprechbar gestalteten Ort, um sich zu erleichtern. Der Bau, der sich in etwa am gleichen Standort der bisherigen öffentlichen Toilette befindet, wurde in Holzständerbauweise errichtet und bietet neben den Toiletten für Frauen, Männer und behinderte Menschen zudem Stauraum für die Seebar, die in ihrem eigenen Gebäude nur wenig Platz für Material und andere Dinge besitzt. Mit der Inbetriebnahme findet ein lang gehegter Wunsch des Gemeinderates seine Erfüllung, der allerdings hohe Kosten nach sich zog.
Toilette für alle
Bei der feierlichen Eröffnung des Gebäudes, an dem neben Vertretern der Stadtverwaltung, des Gemeinderates und der beteiligten Firmen auch der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg teilnahm, wurde noch einmal der Stellenwert des neuen Toilettengebäudes hervorgehoben. „So eine Toilette ermöglicht erst die Teilhabe der behinderten Menschen am Leben“, stellte Landesverbands-Geschäftsführerin Jutta Pagel-Steidl fest.
Die behindertengerechte Toilette am Seeufer verfügt durch die Unterstützung des Vereins in Höhe von 12.000 Euro über eine besonders gute und sinnvolle Ausstattung. Damit wurde die standardmäßige Ausführung noch einmal auf ein höheres Niveau gehoben. Denn damit ist sie auch für einen Personenkreis nutzbar, für die die herkömmlichen Rollstuhltoiletten nicht ausreichen.
Die sogenannten „Toiletten für alle“ sind nämlich zusätzlich mit einer Pflegeliege, einem Patientenlifter, einem luftdicht verschließbaren Windeleimer und einem unterfahrbahren Waschbecken ausgestattet. Immerhin benötigen allein in Baden-Württemberg schätzungsweise rund 380.000 Betroffene eine derart ausgestattete Toilette.
„Da musste der Gemeinderat schon schlucken“
Aber auch sonst erfüllt die neue Anlage die Wünsche der Verwaltung, wie Oberbürgermeister Simon Gröger bei der Eröffnung feststellte: „Damit setzen wir am See einen neuen Standard“, sagte er. Die Räumlichkeiten sind modern und ansprechend umgesetzt. Anthrazitfarbene Fliesen und eine ausgewogene Beleuchtung verleihen den Toiletten ein angenehmes Ambiente.
Für die Umsetzung musste man gleichwohl tief in die Tasche greifen. Immerhin befindet man sich bisher im Rahmen des gesteckten Budgets von insgesamt 560.000 Euro, wie es aus den Reihen des Bauamts hieß. „Da musste der Gemeinderat schon schlucken“, erinnerte Gröger an die vielen Diskussionen im Gremium. Auch ihm selbst kommt die Summe ungewöhnlich hoch vor, wie er auf Nachfrage des SÜDKURIER zugab. „Aber das sind Preise, die wir bei den öffentlichen Ausschreibungen erzielen. Dafür haben wir jetzt etwas besonders Gutes“, gab er zu bedenken.
Immerhin ist das Gebäude und dessen Nutzungsmöglichkeiten tatsächlich als überdurchschnittlich zu bezeichnen. So sorgt unter anderem eine Fußbodenheizung in den Toiletten dafür, dass die Räumlichkeiten auch im Winter nicht auskühlen. Auf dem Dach sorgt eine Photovoltaikanlage für die Gewinnung von Energie und eine zusätzliche Dachbegrünung für eine ökologische Verbesserung der Baumaßnahme. Bleibt zu hoffen, dass die Anlage über viele Jahre in einem guten Zustand bleibt. Dafür soll unter anderem eine Bewachung sorgen, auf die mehrfach am Gebäude hingewiesen wird.