Die Wechselstimmung hatte sich lange angekündigt und so kam es jetzt auch: Viele neue Gesichter frischen den Radolfzeller Gemeinderat auf. Um genau zu sein, ist es fast die Hälfte aller Sitze, die mit einer neuen – meistens jüngeren – Personalie besetzt wird. Von 26 Sitzen im Gemeinderat sind elf Sitze neu besetzt worden.

Die meisten Neuzugänge kann die Freie Grüne Liste (FGL) vermelden. Neben den erfahrenen Stadträten Siegfried Lehmann (6190 Stimmen) und Daniela Löchle (4955 Stimmen), ziehen Mona Kramer (5677 Stimmen), Leon Löchle (5398 Stimmen), Selma Anton (4771 Stimmen) und Pratyusha Potturi (3843 Stimmen) ins Gremium ein. Nicht nur bleibt die Fraktion damit die mit dem höchsten Frauenanteil.

FGL verjüngt sich deutlich

Auch haben die Wählerinnen und Wähler der FGL die drei jüngsten Kandidaten der Liste, Löchle (22 Jahre), Kramer und Anton (beide 34 Jahre), gewählt. Wie es der Wahltrend zur Europawahl schon angedeutet hatte, musste die FGL auch bei der Kommunalwahl Federn lassen. Doch die große Schlappe blieb aus. 2019 erreichte die FGL 28,4 Prozent und somit sieben Sitze im Rat, jetzt sind es 21,2 Prozent und nur sechs Sitze.

Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet.
Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet. | Bild: Gerald Jarausch

Freuen kann sich die CDU, die nicht nur die Europawahl gewonnen hat, sondern auch im Gemeinderat seine sieben Sitze verteidigen konnte. Mit 28,8 Prozent der Stimmen konnte das Ergebnis von 2019 (26,8 Prozent) um ein kleines bisschen verbessert werden. Trotz vieler bekannten Gesichter hat es auch die CDU geschafft, sich etwas zu verjüngen. Dies aber nur, weil Stadträte wie Helmut Villinger und Hermann Leiz nicht mehr angetreten sind und somit Platz für Neuzugänge geschaffen haben.

CDU-Wähler bleiben treu

Denn der CDU-Wähler in Radolfzell bleibt sich treu: Wiedergewählt wurden Christof Stadler (8221 Stimmen), Bernhard Diehl (6524 Stimmen), Lorenz Thum (6901 Stimmen), Stefan Neumeir (5561 Stimmen) und Martina Gleich (5178 Stimmen). Neu dabei sind Linus Vögele (5574 Stimmen) und Andrea Gnann (4675 Stimmen).

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Über einen Sitz mehr können sich die Freien Wähler in Radolfzell freuen. Die haben ihr Ergebnis von 2019 (18,8 Prozent) deutlich auf 22,2 Prozent steigern können. Neben Gabriel Deufel (8399 Stimmen), Dietmar Baumgartner (6437 Stimmen) und den beiden Ortsvorstehern Martin Aichem (Güttingen, 4942 Stimmen) und Jürgen Aichelmann (Stahringen, 4591 Stimmen) sind neu im Gemeinderat Martin Mehne (4743 Stimmen) und Christopher Epple (3848 Stimmen).

Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet.
Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet. | Bild: Gerald Jarausch

Für die Freien Wähler läuft es in Radolfzell besser als im Kreistag

Weniger gut lief es für die Radolfzeller Freien Wähler im Kreistag. Dort konnte die Wählervereinigung nur 14,5 Prozent der Stimmen bei den Radolfzeller Wählerinnen und Wählern gewinnen. Vor allem an den Einzelstimmen wird die eindeutige Präferenz der Freien Wähler im Gemeinderat über dem Kreistag deutlich. Gabriel Deufel sammelte für den Gemeinderat 8396 Stimmen, für den Kreistag erhielt er gerade einmal 2664 Stimmen.

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Doch auch mit diesem sehr guten Ergebnis ist Deufel nicht Stimmenkönig in Radolfzell. Jürgen Keck von der FDP hat 9520 Stimmen auf sich vereinen können. Auf Platz drei steht Christof Stadler mit 8221 Stimmen. Vor fünf Jahren war Siegfried Lehmann noch der unangefochtene Stimmenkönig mit 10.908 Stimmen. In diesem Jahr konnte er nur 6190 Stimmen für sich gewinnen.

Vater und Tochter sitzen gemeinsam im Rat

Entgegen dem Bundestrend konnte die FDP im Gemeinderat ihr Ergebnis halten. Drei Sitze stehen ihnen wieder zu. 2019 holten die Liberalen 12,3 Prozent, jetzt sind es 12,7 Prozent. Und eine Frau in der Fraktion, Annika Keck (Jahrgang 1995, 3882 Stimmen), gehört zu den jüngeren Kandidatinnen und ist nebenbei auch noch Tochter von Jürgen Keck.

Nicht die einzige familiäre Verbindung künftig im Gemeinderat: Daniela und Leon Löchle von der FGL sind auch Mutter und Sohn. Für Richard Atkinson (2885 Stimmen) von der FDP hat es bei dieser Wahl nicht mehr für einen Platz im Gemeinderat gereicht.

Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet.
Die Auszählung erfolgt im Radolfzeller Rathaus in Teams am Computer. Mehrere Stunden lang haben die Wahlhelfer hier konzentriert gearbeitet. | Bild: Gerald Jarausch

Weiterhin mit vier Sitzen vertreten ist auch die SPD. Neben Derya Yildirim (4553 Stimmen) und Norbert Lumbe (3661 Stimmen) gibt es zwei neue Gesichter bei den Sozialdemokraten: Markus Zähringer (4041 Stimmen) und Kristina Koch (3683 Stimmen). Nicht gereicht hat es für Susan Göhler-Krekosch (3358 Stimmen). Und auch hier konnte die SPD, anders als bei der Europawahl, ihr Ergebnis zu 2019 etwas verbessern: von 13,7 Prozent auf 15,2 Prozent.

Nicht ganz erreicht werden konnte die Wahlbeteiligung von 2019. Damals gingen 60,8 Prozent der Radolfzellerinnen und Radolfzeller zur Wahl. In diesem Jahr waren es nur noch 59,5 Prozent. Bei der Auszählung geholfen haben fast alle städtischen Mitarbeiter sowie etliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer.

Lesen Sie hier den Kommentar: Wer einen wirklichen Wandel herbeiführen möchte, muss auch verzichten können.