Die Reihen im großen Saal des Milchwerks sind voll mit aufgeregten Grundschülern aus Radolfzell. Sie sollen an diesem Tag Hexe Nova dabei helfen, ihre Zauberkräfte zurückzugewinnen. Weil sie zu viel Unfug getrieben hat, wurde ihr das Zaubern verboten.
Ihre Aufgabe: Sie soll die Harmonie im Herzen finden. Und wie geht das besser als über Musik? Also treten nach und nach Musiker mit verschiedenen Instrumenten auf die Bühne. Die Kinder bestimmen gemeinsam mit Hexe Nova, worum es sich jeweils handelt. Als Nova ein Instrument vorgestellt wird, das sie nicht kennt, fragt sie in die Menge: „Was ist das denn für ein Instrument?“ Und die Kinder brüllen ihr die richtige Bezeichnung lauthals entgegen.
Gespielt wird Hexe Nova von Lena Aichelmann. Doch die 21-Jährige steht nicht nur auf der Bühne, sondern hat sich das Stück auch selbst ausgedacht, alles organisiert, die Schulen für ihr Mitmachkonzert begeistert, Sponsoren gesucht, damit der Besuch für die Kinder kostenlos ist, Termine festgelegt, sie führt Regie und hat sogar das Bühnenbild selbst geschaffen.
Aichelmann macht aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Musikschule Radolfzell und dem Fachbereich Kultur der Stadtverwaltung und hat das Projekt in diesem Rahmen umgesetzt. Sie sagt: „Mir war schon früh klar, dass ich etwas mit Kindern machen will. Mir ist es wichtig, dass alle einen Zugang zu Kultur haben.“ Daraufhin sei ihr die Idee für das Mitmachkonzert gekommen. Rund ein Dreivierteljahr verging laut Aichelmann zwischen der Idee und der Umsetzung.
Christina Burchardt habe sie dabei als Leiterin der Musikschule unterstützt und steht auch selbst beim Stück auf der Bühne. Obwohl FSJler im Rahmen ihres Engagements ein Projekt selbstständig auf die Beine stellen müssen, sei es nicht selbstverständlich, dass dabei ein so großes Projekt umgesetzt wird, sagt sie und betont: „Ohne Lena Aichelmann hätte es dieses großartige Projekt nicht gegeben, wir sind stolz auf sie.“
Mehr Aufwand als gedacht
Laut der 21-Jährigen haben ihr Stück rund 1200 Grundschüler aus ganz Radolfzell und den Ortsteilen gesehen. Zwei Vorführungen fanden im Milchwerk statt, eine in Böhringen. Dass alle Schulen aus Radolfzell für ihr Mitmachkonzert zusagen würden, damit habe sie im Vorfeld nicht gerechnet. Aichelmann gibt zu: „Es war ein größerer Aufwand als gedacht.“ Vor allem die letzten Wochen seien turbulent gewesen. Umso schöner sei es, jetzt zu sehen, was daraus geworden ist.

Zudem sehe sie das Projekt als Chance. Sie habe zwei Jahre Gymnasiallehramt studiert und habe nach dem FSJ vor, ein Studium der Musikpädagogik zu beginnen. Da komme ihr diese Erfahrung zugute. „So konnte ich mich ausprobieren, Erfahrung sammeln und war doch noch etwas behütet.“ Denn wann immer sie Hilfe gebraucht habe, sei sie von der Musikschule und dem Kulturamt unterstützt worden.
Kinder machen es zu etwas Besonderem
Doch nicht nur für die Erfahrung habe sich der ganze Aufwand gelohnt. „Es ist so toll, auf der Bühne zu stehen und die Kinder brüllen begeistert zu mir hoch“, sagt die junge Frau. Manche kämen nach der Vorstellung zu ihr, um zu fragen, ob sie wirklich gezaubert hat. „Solche Reaktionen machen das besonders“, findet sie.
Auf der Bühne steht Aichelmann aber nicht das erste Mal. Sie sei ein Kind der Musikschule und sei daher die Bühnenluft gewohnt. Sie steht dort oben auch nicht alleine. Nach und nach treten im Rahmen des Stücks Lehrkräfte der Musikschule an ihre Seite und präsentieren ihr Instrument. Am Ende musizieren dann alle zehn Musiker, die das Ganze unentgeltlich machen, gemeinsam.
Mit dabei sind Anne-Sophie Fenzi und Christina Burchardt an der Violine, Thomas Thiers an der Viola, Frank Westphal am Cello, Katja Verdi mit der Blockflöte, Meriem Bouafia-Fischer an der Querflöte, Sofia Torgal mit Oboe, Anita Rimmele an der Klarinette, Philippe Cautto am Fagott und Steffen Schwartz mit der Posaune. Aichelmann zeigt sich zufrieden: „Ich bin glücklich, wie es herausgekommen ist. Es war eine richtig schöne Erfahrung.“