Der Gastronomie steht ein äußerst strenger Herbst bevor. Mit dem neuen Teil-Lockdown zur Bekämpfung der zweiten Corona-Welle schlossen die gastronomischen Betriebe seit Montag erneut. Ihnen bleibt nur noch der Außer-Haus-Verkauf. Bereits die erste Runde an Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Frühjahr hatte die Branche in Mitleidenschaft gezogen.

Laut Statistischem Bundesamt brachen die Umsätze zwischen März und August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40,5 Prozent ein. Nun gibt es die Befürchtung, dass es bei vielen Restaurants um die nackte Existenz gehen wird.
Der FC Radolfzell will helfen. Der 20-köpfige Kader der ersten Fußballmannschaft bietet den Radolfzeller Restaurants ab heute einen kostenlosen Lieferdienst für die Essensbestellung an. Bereits vier Restaurants zeigten starkes Interesse, weitere dürfen sich bei dem Fußballclub melden.
Drei Mal in der Woche trifft sich die erste Mannschaft des FC Radolfzell normalerweise zum Fußballtraining. Am Wochenende stehen zudem Heim- und Auswärtsspiele auf dem sportlichen Programm. Doch von dem Teil-Lockdown ist auch der Fußballclub betroffen: „Ich persönlich denke, dass wir in diesem Jahr nicht mehr Fußball spielen werden.“ Dieses pessimistische Bild für den regionalen Fußball zeichnet Spieler Alex Stricker.
Freie Zeit soll Gastronomen helfen
Die Fußballer wollen ihre freigewordene Zeit durch das ausgesetzte Training und die fehlenden Spiele den Gastronomen in Radolfzell zur Verfügung stellen. Ihnen wollen sie nun mit der Energie einer jungen Mannschaft unter die Arme greifen und täglich ab 17 Uhr einen Lieferservice für Restaurants zur Verfügung stellen.
Alex Stricker erinnert sich hierbei auch an das von den Sponsoren entgegengebrachte Vertrauen in den Club in den Zeiten des Lockdowns: „Das möchten wir einfach zurückgeben“, erklärt der Spieler. Er selbst machte die Erfahrung, dass in Radolfzell viele Restaurants Existenzängste hätten. Er hoffe, dass der Fußballclub ein wenig helfen könne.
Nach dem Lockdown wollen alle wieder lecker essen gehen – dach dafür muss es die Lokale weiterhin geben
Manuel Gutacker hatte die Idee zu dem kostenlosen Lieferservice für die lokalen Restaurants. Sie fand sofort Anklang in der ersten Mannschaft und im Vorstand des Fußballclubs. Ein regionales Autohaus stellte ein Fahrzeug für die Auslieferung kostenfrei zur Verfügung. Bei größerem Andrang könne ein zweites Fahrzeug bereitgestellt werden, so Gutacker: So müssten die Gastronomen kein eigenes Fahrzeug für die Auslieferung stellen.
Fussballclub steht allen Gastronomen zur Verfügung
Gutacker möchte sich mit dem Angebot auf die Bedürfnisse der Radolfzeller Gastronomen einstellen: „So wie wir gebraucht werden, so helfen wir.“ Der Fußballclub stehe allen Gastronomen in Radolfzell zur Verfügung. Er unterstütze auch jene Restaurants, die Engpässe bei der eigenen Essensauslieferung haben: „Wir unterscheiden da nicht, wie groß ein Unternehmen ist“, so Gutacker. Die Kapazitäten seien im Fußballclub vorhanden. Gegebenenfalls seien Spieler auch bereit, ihr privates Fahrzeug für die Aktion zu benutzen.
Manuel Gutacker spricht offen über die Hilfsbereitschaft des Fußballclubs: „Wir alle wollen ja nach dem Teil-Lockdown in einem schönen Lokal lecker essen gehen.“ Dafür sei es wichtig, dass die Restaurants dann noch existieren. Gutacker hofft, dass das Angebot des Fußballclubs ohne falsch verstandene Scham angenommen wird. Der Kader der ersten Mannschaft wolle helfen.
Und er habe durch den eigenen Lockdown nun die Kapazität, etwas zu unternehmen. „Wir haben einen Haufen Zeit“, so Moritz Hlavacek: „Und wir wollen mit der Zeit, die wir gewonnen haben, uns in Radolfzell einbringen und etwas Gutes tun.“ Dies sei Teil der eigenen Vereinskultur, so Hlavacek: „Wir sind nicht nur die Spieler der ersten Mannschaft, sondern identifizieren uns alle mit der Stadt Radolfzell.“