Das Corona-Virus hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Doch eins hat das Virus nicht geschafft: Den Kreislauf des Lebens an sich aufzuhalten. Mit Pandemie oder ohne, es wird geboren und es wird gestorben.

Der Umgang mit Tod und Trauer allerdings hat sich seit dem Auftauchen des gefährlichen Virus deutlich geändert. Der Radolfzeller Bestatter Thomas Schäuble, Inhaber des Bestattungsinstituts Koller, sieht einige Vor- und Nachteile der Coronaverordnung für Beerdigungen.

Die Trauerfeier ist intimer geworden

„Die Beerdigung ist intimer geworden“, sagt Schäuble. Auf dem Friedhof sind maximal 100 Personen zugelassen, in den Trauerhallen hängt es von der Größe des Raums ab. In Radolfzell sind beispielsweise 42 Gäste in der Trauerhalle erlaubt. In den ersten Monaten der Pandemie war die Anzahl sogar noch geringer.

Für Trauernde sei der kleinere Rahmen nicht immer negativ zu bewerten, sagt Schäuble. Vor allem der öffentliche Druck auf die engsten Angehörigen, die die Beerdigung abhalten, nehme so deutlich ab. Die Angst, etwas falsch zu machen, sich als Gastgeber vor Fremden nicht ordentlich zu präsentieren, sei eine zusätzliche Belastung für Trauernde.

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Ein großer Nachteil sei hingegen die Maskenpflicht, die aktuell für alle Beteiligten einer Trauerfeier, außer dem Trauerredner, gelte. „Die Maske baut eine Barriere auf, obwohl eigentlich Nähe gesucht wird“, sagt der Bestatter. Auch seine Arbeit sei massiv durch die Maskenpflicht beeinträchtigt. „Wie kann ich Zuversicht und Hoffnung ausstrahlen, wenn man mein Gesicht nicht sieht?“, fragt er.

Das erschwere die Beratung und Gespräche während dieser für Familien schwierigen Zeit. Während der Trauerfeier selbst müsse nicht nur auf Weihwasser, Sand und Erde an der Grabstelle verzichtet werden, sondern auch auf Beileidsbekundungen, Händeschütteln, Umarmungen, Trost.

Besuch der Trauerfeier nur mit Anmeldung

Für alle gilt ein Mindestabstand von mindestens zwei Metern. Wie bei allen anderen Veranstaltungen müssen sich Teilnehmer mit ihren Kontaktdaten registrieren. Spontane Besuche und Überraschungsgäste seien so – vor allem bei größeren Trauerfeiern – nicht mehr gern gesehen.

Im Gegenteil, das Nicht-Einhalten der Regeln könnte laut Thomas Schäuble auch bei der Trauerarbeit hinderlich sein. „Stellen Sie sich vor, jemand infiziert sich auf der Beerdigung Ihres Angehörigen mit Covid-19 und stirbt dann daran vielleicht noch. So etwas kann man dann nicht mehr verarbeiten“, sagt er.

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Wo Hochzeiten, Taufen und Geburtstagsfeiern abgesagt oder verschoben werden können, ist das bei Beerdigungen nicht möglich. Am Anfang der Pandemie seien einige Urnenbeisetzungen verschoben worden, berichtet Schäuble. Die Angehörigen hatten die Hoffnung, etwas später mit mehr Gästen dem Verstorbenen gedenken zu können.

Doch heute verschiebe keiner mehr eine Beerdigung. „Das ist auch nicht sinnvoll. Für den Trauerprozess ist eine Zeremonie unheimlich wichtig“, sagt der Bestatter. Es zu lange aufschieben würde keinen Trost spenden.

Viele sich ständig wechselnde Auflagen für Bestatter

Eine Beerdigung müsse den Verstorbenen spiegeln und den Angehörigen Trost spenden, erklärt Thomas Schäuble, der seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig ist. Für ihn und seine Kollegen gebe es beinahe wöchentlich neue Auflagen und Anordnungen zum Umgang mit dem Virus.

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Das alles füllt bereits einen eigenen Ordner. In wenigen Wochen werden Schäuble und sein Team mit dem Bestattungsinstitut in neue Räumlichkeiten ziehen. Hier gibt es sogar ein Wegeführungskonzept, damit sich Kunden nicht über den Weg laufen müssen. Manche Coronaverordnung führt auch zu mehr Diskretion.