Jedes Radolfzeller Kind kann diese drei Namen ziemlich sicher aufsagen: Theopont, Senesius und Zeno. Die drei Hausherren sind in Radolfzell so bekannt wie das Kappedeschle und das Hausherrenfest am dritten Sonntag im Juli steht ebenso fest im Radolfzeller Kalender wie der Schmutzige Dunschtig.
Doch wer waren diese drei Männer eigentlich? In Radolfzell haben sie nie gelebt, und doch bedeuten sie den Einheimischen eine Menge. Stadtarchivarin Katrin Koyro hat in einer Kabinett-Ausstellung im Stadtmuseum versucht, neben dem Mythos der Hausherren auch ihre reale Lebenswelt und ihren Werdegang nachzuzeichnen.

Was weiß man eigentlich über die Hausherren, fernab der religösen Heiligengeschichten, die gespickt sind von Wundern und Dramatik? „Nicht sehr viel“, fasst Katrin Koyro die Ergebnisse ihrer Recherche zusammen. Über Zeno wisse man noch am meisten. Er hat im 4. Jahrhundert nach Chrsti Geburt in Verona gelebt, stammt aus Mauretanien in Nordafrika und wird – auch in dieser Ausstellung – mit schwarzer Hautfarbe dargestellt.
Es sind etliche Predigten von Zeno überliefert worden und vermutlich ist er 371 oder 372 nach Christus gestorben. Die anderen beiden Hausherren lassen sich weniger gut zurückverfolgen. „Von den Namen her vermute ich, dass sie Griechen waren. Aber sicher ist das nicht“, sagt Katrin Koyro.
Wie sah die Welt im 4. Jahrhundert aus?
Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Lebenswelt der Hausherren im 4. Jahrhundert nach Christus im Römischen Reich. Zu dieser Zeit wurden Christen von den Römern verfolgt. Die Vielgötterei war Staatsreligion und Jupiter das religiöse Oberhaupt. Die Legende von Theopont und Senesius handelt von einem Glaubenskampf und dem Auftrag, den anderen zu seinem Glauben zu bekehren.
Der damalige Kaiser Diokletian wollte den einflussreichen Prediger Theopont aus Nikomedia (heutige Türkei) bekehren. Trotz massiver Folter gelang ihm das nicht. Er engagierte den ägyptischen Zauberer Theonas, er sollte Theopont vergiften. Doch dieser überlebte den Giftanschlag und Theonas zeigte sich tief beeindruckt vom Glauben Theoponts und ließ sich daraufhin christlich taufen auf den Namen Senesius. Beide starben im Jahr 303 den Märtyrertod.

Soweit die Legende. Doch laut Katrin Koyro sprächen einige Indizien dafür, dass Senesius zwar kein Zauberer, aber ein ägyptischer Priester gewesen sein könnte. Giftmord war in ägyptischen Königshäusern durchaus üblich. Und für Christen des Frühmittelalters, die Theoponts und Senesius Geschichte aufgeschrieben und überliefert haben, hätte er ein Zauberer sein können. Schließlich betete er mehrere Götter an. Soweit könnten diese Teile des Mythos stimmen. „Belege dafür haben wir allerdings nicht“, sagt die Stadtarchivarin.

Um sich ein Bild über das echte Aussehen der Hausherren zu machen, hat das Stadtmuseum drei Schaufensterpuppen – ausgeliehen vom Wäschehersteller Schiesser – aufgestellt und diesen typische römische Kleidung des 4. Jahrhunderts angezogen. Passend zu ihrer individuellen Herkunft. „Die Bilder der Hausherren in den prächtigen Gewändern sind alle aus dem Mittelalter. Sie sahen ganz bestimmt nicht so aus“, sagt Katrin Koyro.

Anlass für die Ausstellung ist eine Ofenkachel aus dem Jahr 1738. Sie ist jüngst bei einer Auktion in Rotterdam versteigert worden. Der neue Besitzer hat sie als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Die Kachel zeigt die drei Hausherren, wie man sie eigentlich auch heute kennt.
Die Kachel wurde erstmals in einem Radolfzeller Privathaushalt eingebaut, kam dann nach Hemmenhofen an einen Küchenofen, von dort ging die Reise der Kachel nach Konstanz, weiter nach Hamburg und Rotterdam und wird dann, nach dem Zwischenstopp in Radolfzell, nach Berlin gehen.