Natalie Reiser

Welchen Stellenwert hat Kultur in Radolfzell? Diese Frage stand im Zentrum der Beratungen des Bildungsausschusses darüber, ob die Zeller Kultur die städtische Grundförderung in voller Höhe oder aufgrund von Corona nur zur Hälfte erhalten soll. Die Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder sprach sich dafür aus, die gesamte Summe von 26.650 Euro zu bewilligen.

Sollte der Gemeinderat am 13. April zustimmen, könne die Zeller Kultur vom Land als soziokulturelles Zentrum anerkannt werden und weitere Fördergelder erhalten, so Waltraud Rasch, Vorsitzende der Zeller Kultur. Sollten nur die bereits bewilligten 13.000 Euro ausbezahlt werden, könnten die Kinder- und die Seniorentheatergruppe nicht weitergeführt werden. Auch der Großteil der geplanten Konzerte an der Konzertmuschel auf der Mettnau müssten ausfallen.

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Hinter der Zeller Kultur liegen umfangreiche Renovierungsarbeiten

Seit 2009 spielt die Zeller Kultur in den Räumen der ehemaligen Stadtschreinerei. Nachdem der Verein in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt hat, ist aus dem Gebäude, das sich nach wie vor in städtischem Besitz befindet, ein Theater mit einem besonderen Flair entstanden. Gespielt wird auf einem neu verlegten Eichenmassivholzboden. Eine Innendämmung, ein neuer Ölbrenner und 18 neue Heizkörper sorgen für eine angenehme Temperatur bei den Aufführungen.

Für diese Arbeiten hat der Verein in den Jahren 2010 bis 2017 über 80.000 Euro Spendengelder gesammelt und viele Arbeiten in Eigenleistung verrichtet. Seit 2017 hat die Stadt zusätzlich zur Grundförderung die Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen bezuschusst. Elektrische Sicherheitsmängel seien zum großen Teil bereits behoben, berichtet Waltraud Rasch.

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Räte sprechen sich für die Einrichtung aus

Theaterliebhaber haben die Metamorphose des Hauses in den vergangenen Jahren beobachtet. Obwohl vieles neu ist, hat das Haus den Charme des Unvollendeten und der Hinterhofromantik behalten. In der Sitzung des Bildungsausschusses kam nun die Frage auf, was das Kulturangebot in diesen Räumen Radolfzell wert ist. Für Rätin Susann Göhler-Krekosch (SPD) ist die Zeller Kultur ein „integraler Bestandteil der Kulturlandschaft in der Stadt“. Das Theater, in dem Kinder, Erwachsene und Senioren spielen, sei nicht nur für langjährige Radolfzeller, sondern auch für Zugezogene ein Ort, an dem sie eine Heimat fänden.

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Dietmar Baumgartner (FW) pflichtete bei, die Zeller Kultur sei „unbestritten eine tolle Sache“ – doch in Zeiten, in denen die Stadt an mehreren Ecken einsparen müsse, um den Haushalt zu konsolidieren, sei es eine Pflichtaufgabe, auch die Grundförderung dieses Theaterhauses herunterzuschrauben.

„Kultur ist ein Schmiermittel für ein gutes Miteinander und notwendig für das Zusammenleben“ – Monika Laule, ...
„Kultur ist ein Schmiermittel für ein gutes Miteinander und notwendig für das Zusammenleben“ – Monika Laule, Bürgermeisterin | Bild: Kuhnle&Knoedler

Sozialbürgermeisterin Monika Laule erwiderte, sie halte Kultur nicht für „eine freiwillige Aufgabe der Gesellschaft“. Kultur sei ein „Schmiermittel für ein gutes Miteinander und notwendig für das Zusammenleben“. Gisela Kögel-Hensen (FGL) hielt es für „fatal“, die Arbeit der Zeller Kultur zu gefährden, zumal auch die Landesmittel nicht beantragt werden könnten, falls die Grundförderung von der Stadt nicht in der vollen Summe ausgezahlt werde. Als durchweg positiv und notwendig wertete Reinhard Rabanser (SPD) das Angebot der Zeller Kultur. „Gerade in der jetzigen Zeit merken wir, dass wir ohne Kultur nichts sind“, so der Stadtrat. Helmut Villinger (CDU) pflichtete bei. Man müsse auch immer fragen, was man für sein Geld bekomme. Die Zeller Kultur sei das investierte Geld wert.