Wieder einmal beweist das Organisations-Team rund um die Heimattage 2021 in Radolfzell, wie flexibel sie sind. Und auch sein müssen. Weil sich das Infektionsgeschehen nicht so entwickelt, wie man es noch im vergangenen Herbst angenommen hatte, muss nun auch das zweite Quartal den Pandemiebedingungen angepasst werden.
Das zweite Quartal muss umgeplant werden
Eigentlich hatte man ab April mit deutlichen Lockerungen gerechnet, doch die schnelle Verbreitung der hoch ansteckenden britischen Mutation des Virus lässt aktuell keine Veranstaltungen zu. Und vermutlich auch nicht in naher Zukunft. Um nicht noch mehr Veranstaltungen komplett in das Internet verlagern zu müssen, hat sich das Heimattage-Team dazu entschlossen, die im zweiten Quartal geplanten Veranstaltungen in den Sommer zu verschieben. In der Hoffnung, dass mit ausreichend Schnelltests und einer immer größer werdenden Impfquote innerhalb der Bevölkerung die Heimattage auch mit Publikum begangen werden können.
Nina Hanstein, Geschäftsführerin der Tourismus und Stadtmarketing GmbH Radolfzell, stellte in der jüngsten Sitzung des Ausschuss für Verwaltung und Finanzen des Radolfzeller Gemeinderates den neuen Terminkalender vor. Eine Kernveranstaltung der Heimattage, der Baden-Württemberg-Tag, wird vom 8. und 9. Mai auf den 3. und 4. Juli verschoben. An diesem Wochenende im Mai sollte auch die Ausstellung „Wirtschaft & Zukunft“ im Milchwerk stattfinden, diese wird ebenfalls auf das erste Juli-Wochenende geschoben. Im Milchwerk ließe sich die Anzahl der Menschen, die gleichzeitig die Ausstellung besuchen möchten, bestens kontrollieren.
Vieles soll am Seeufer stattfinden
Um dies auch für die Außen-Veranstaltungen zu gewährleisten, plane man, möglichst vieles am Seeufer stattfinden zu lassen. Dort ließen sich mehrere Bereiche absperren und somit die Anzahl der Besucher kontrollieren. Zusammen mit Schnelltests und Impfnachweisen könnten so möglichst viele Menschen ohne großes Infektionsrisiko die Veranstaltungen besuchen, so Hanstein. Neu terminiert worden sei ebenfalls die für den April geplante Veranstaltung „Radolfzell in Tracht“. Sie findet nun am 21. August statt. Es sei gut möglich, so Hanstein, dass es auch weiterhin Anpassungen der bestehenden Planung geben werde.
Auch für die Ortsteilprojekte bedeutet die Entwicklung des Infektionsgeschehens Veränderung und Umplanung. Für das Wochenende vom 17. und 18. April waren eigentlich die ersten Naturerlebnistage in Möggingen vorgesehen. Die ursprünglich zusammen mit den Natur- und Umweltschutzverbänden geplante Veranstaltung mit einer großen Personenzahl solle nun in ein Format umgewandelt werden, das für jeden Natur ganz individuell und pur erlebbar mache. Dafür ist nun der „Naturerlebnispfad Heimattage“ eingerichtet worden.
Natur individuell erleben
Beginnend in Möggingen soll er Besucher motivieren, raus in die Natur zu gehen, sich mit der näheren Umgebung zu beschäftigen, über Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu reflektieren. Schilder entlang des Wegs sollen Wissen über die regionale Natur in Radolfzell vermitteln, dazu gibt es dann Quizfragen zu beantworten. In dem begleitenden Flyer zum Naturerlebnispfad können die Lösungen eingetragen werden, mit denen man an der Verlosung eines Wanderpakets teilnehmen kann.

Auch die anderen Ortsteilprojekte werden weiter geplant, berichtet Nina Hanstein. Die Gruppe aus Böhringen möchte das Dinner in BUNT zum ersten Mal am 10. April in der Mehrzweckhalle in Böhringen umsetzen. Ob dies möglich sein werde, möchte das Organisationsteam rund um Anke und Günther Lieby Ende März entscheiden. Weitere Termine des Dinners sind auf der Heimattage-Homepage abrufbar. Auch die anderen Verantwortlichen der insgesamt acht Ortsteilprojekte seien noch immer hochmotiviert bei der Arbeit, so Hanstein.
Was allerdings eröffnet werden kann, ist die Freiluftgalerie in der Höll- und Poststraße der Radolfzeller Altstadt unter dem Motto „So schwätzt mer dehom“ am heutigen Mittwoch, 17. März. Angelehnt an die jährlich von der Aktionsgemeinschaft Radolfzell in der Seestraße präsentierten „längsten Freiluftgalerie am Bodensee“ werden anlässlich der Heimattage in der Höll- und in der Poststraße Banner mit liebenswürdigen Dialekt-Worten und -Redewendungen aufgehängt. Begriffe wie Hennefiddle, Schnorrewackler oder Gickeler sollen zusammen mit der hochdeutschen Übersetzung Einheimischen und Besuchern Anlass zum Schmunzeln bieten, hofft Nina Hanstein.
Doch dies soll nicht alles sein, was im Rahmen der Heimattage bereits jetzt schon stattfinden kann. Die Eröffnungen der Ausstellungen „Trachten Leben!“ und „Patchwork Heimat“ sind für den 20. März und den 28. März im Stadtmuseum Radolfzell und in der Villa Bosch geplant. Beide Ausstellungen werden zu dem Zeitpunkt fertig aufgebaut sein und mit einem an das Infektionsgeschehen angepassten Hygienekonzept öffnen.
Gleichzeitig mit den Heimattagen feiert nämlich die Trachtengruppe Alt-Radolfzell ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Unter dem Titel „Trachten Leben“ wirft das Stadtmuseum Radolfzell bis zum 20. Februar 2022 einen gleichzeitig unterhaltsamen wie informativen Blick auf die Radolfzeller Tracht, wie das Radolfzeller Kulturamt verspricht.
Wie lebendig die Tracht als regionales Brauchtum noch heute sei, zeige eine großformatige Videoinstallation: Trachtenträgerinnen und -träger erzählen darin, wie es sich anfühlt, in der Tracht „geharnischt“ zu sein. Sie berichten von ihren Erlebnissen und vom Höhepunkt des Trachtenjahres in Radolfzell, dem Hausherrenfest. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Ausstellung dem herausragenden Merkmal der Frauentracht, der Radhaube. Aber auch die Männertracht und die Umstände ihrer Auferstehung in den 1930-er Jahren werden unter die Lupe genommen. Dem Gründer der Trachtengruppe, Pfarrer Hermann Sernatinger, ist ein eigener Raum gewidmet. Besucher können sich zudem im Klöppeln üben oder in Trachtenbüchern schwelgen.
Während der Ausstellung werden im Untergeschoss des Museums auch Bilder des Fotografen Sebastian Wehrle präsentiert. Neben der Radolfzeller Radhaube werden auch Bilder des Villinger Pendants in dieser Präsentation zu sehen sein. Und was ist mit dem Dirndl? Die Ausstellung beleuchtet auch die Trachtenbewegung von ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert bis zum heutigen Oktoberfestkult.