Viele Fans dürfte das Jahr 2022 angesichts der Lage in Deutschland und der Welt nicht haben. Doch wenigstens beim Wein entschädigt es uns wohl ein wenig. Die Reichenauer Winzer haben jetzt mit der Lese begonnen und sind zuversichtlich, dass es einen guten Jahrgang geben wird.

Kellermeister Thomas Sättele vom Winzerverein, hier beim Reichenauer Wein- und Fischerfest, das nach der Corona-Pause 2022 wieder stattfand.
Kellermeister Thomas Sättele vom Winzerverein, hier beim Reichenauer Wein- und Fischerfest, das nach der Corona-Pause 2022 wieder stattfand. | Bild: Thomas Zoch

Kellermeister Thomas Sättele schätzt, die Qualität dürfte Richtung oberer Durchschnitt gehen. Bei der Menge erwartet er einen guten Durchschnittswert, das wären rund 180.000 Liter.

Das Wetter muss weiterhin mitspielen

Optimal für die Trauben wäre es, wenn es in den kommenden Wochen der Weinlese trockenes Herbstwetter mit kühlen Nächten gäbe, so Sättele. Das meint auch Manfred Krämer, Geschäftsführer der Winzerverein-Genossenschaft. Wobei schon der lange warme Sommer den Trauben gut getan habe. Beim Müller-Thurgau gebe es bereits Oechslewerte bis zu 87 Grad. „Wir sind zufrieden.“

Für die Weinlese zuständig ist die Rebenaufbau- und Weinbau-Genossenschaft. Deren Betriebsleiter Klaus Biesinger erklärt: „Es sieht sehr gut aus. Wir haben wunderschönes Traubenmaterial. Der Sommer hat es ermöglicht, dass die Trauben größtenteils eine schöne, lockere Struktur haben.“

Sabrina Glönkler und Klaus Biesinger von der Reichenauer Rebenaufbau- und Weinbau-Genossenschaft sind mit der Qualität der Trauben ...
Sabrina Glönkler und Klaus Biesinger von der Reichenauer Rebenaufbau- und Weinbau-Genossenschaft sind mit der Qualität der Trauben ebenso zufrieden wie der Winzerverein. | Bild: Thomas Zoch

Die Trauben seien zwar etwas kleiner und hätten weniger Saft, aber das tue dem Aroma gut. „Das gibt sehr gute, fruchtige, ausdrucksstarke Weine“, schätzt Biesinger ein. Wobei auch er betont, dass man jetzt die weitere Entwicklung abwarten müsse. Der Regen in jüngster Zeit habe die Reife beschleunigt. allerdings sollte es wegen der Fäulnisgefahr nun besser trocken bleiben. Deshalb seien bei der Lese auch alle 26 Helfer im Einsatz.

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Bei der Vorlese seien Trauben, die bereits angefault waren, entfernt worden. So könnten die gesunden Früchte noch etwas weiter reifen. Und es gebe auf jeden Fall weniger Fäulnis als im Vorjahr, als der Sommer ziemlich nass war. „Dieses Jahr haben wir schon eine andere Ausgangsbasis.“

Die Trauben auf der Reichenau sind schön gereift. Wenn es in den nächsten Wochen weitgehend trocken bleibt, können manche noch weiter ...
Die Trauben auf der Reichenau sind schön gereift. Wenn es in den nächsten Wochen weitgehend trocken bleibt, können manche noch weiter reifen. | Bild: Thomas Zoch

Beim Müller-Thurgau und bei der Biosorte Muscaris hat laut Biesinger auch schon die Hauptlese begonnen. Insgesamt sei man etwas früher dran, was sich durch das ganze Jahr zog. Durch das oft warme Wetter hätten die Reben im Frühjahr bereits früher als sonst geblüht.

Mehr vom Weißburgunder

Laut Sabrina Glönkler, Geschäftsführerin der Rebenaufbau-Genossenschaft, ist von der vor einigen Jahren neu angepflanzten Sorte Weißburgunder nun erstmals auf allen Anlagen der volle Ertrag zu erwarten. Sprich: Da gibt es dann eine größere Menge davon.

Zudem plane die Genossenschaft in Absprache mit dem Kellermeister am Rand der Hochwart eine weitere neue Anlage mit rund 40 Ar, also 4000 Quadratmeter. „Da bekommen wir eine neue Sorte, den Bioweißwein Calardis-Blanc.“ Denn der Trend zu Bio bestehe – beim Wein ebenso wie beim Gemüse, so Glönkler.

Auf circa 21 Hektar gibt es Weinreben auf der Reichenau – hier am Südhang der Hochwart, im Hintergrund das Schweizer Ufer.
Auf circa 21 Hektar gibt es Weinreben auf der Reichenau – hier am Südhang der Hochwart, im Hintergrund das Schweizer Ufer. | Bild: Thomas Zoch

Das kann Daniela Auerswald, die Vinothek-Leiterin des Winzervereins, bestätigen. Vom aktuellen Jahrgang seien die Bioweine Muscaris und Cabernet-Cortis bereits ausverkauft. Aber: „Die klassischen Weine sind alle noch vorrätig.“

In der Vinothek beim Klosterhof wird der Großteil des Reichenauer Weins verkauft. Besonders beliebt bei den Kunden sei dort der trockene Müller-Thurgau, berichtet Auerswald. „Das war schon immer unser Top-Seller.“

In der Vinothek des Winzervereins wird ein Großteil des Reichenauer Weins verkauft.
In der Vinothek des Winzervereins wird ein Großteil des Reichenauer Weins verkauft. | Bild: Thomas Zoch

Beim internationalen Müller-Thurgau-Preis sei er 2022 mit Silber prämiert worden. „Unsere Kunden bestätigen, dass der dieses Jahr hervorragend schmeckt.“ Preise in Gold auf nationaler Ebene habe der Winzerveren in diesem Jahr zudem für den Spätburgunder Edition Pinot Noir, den Grauburgunder Barrique und den Biowein Souvignier-Gris erhalten.

Noch fünf Monate warten

Sehr gefragte Sorten seien in der Vinothek aber auch der säurearme, trockene Gutedel und der neue Weißburgunder, sagt Daniela Auerswald. „Das ist ein schöner fruchtiger Sommerwein.“ Mit den Weinen des Jahrgangs 2022 sei zwischen Fasnacht und Ostern 2023 zu rechnen – bis mindestens Mitte/Ende Februar müssen sich die Genießer also noch gedulden.

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