Die Zuschauer applaudierten im Stehen, ließen ihre Handys leuchten und die Darsteller verabschiedeten sich mit farbigen Glitzerbändeln, die in den Schlosspark geschleudert wurden. Die Begeisterung nach der letzten Aufführung des Jubiläums-Freilichtspiels „Reichenau – eine Zeitreise“ war der würdige Abschluss einer sehr gelungenen Inszenierung.

Entsprechend positiv fällt die Bilanz des Autors, Regisseurs und Schauspielers Konrad Adams sowie von Kulturchef Karl Wehrle aus, der selbst als „Herr Wolke“ mitspielte. „Es war sehr erfolgreich“, so Wehrle, „die Erwartungen sind übertroffen worden.“ Und Adams meint: „Das ist schon alles außergewöhnlich, wie gut es funktioniert hat. Ich habe zum Abschluss nur in glückliche Gesichter geschaut.“

Die Besucherzahlen

Insgesamt kamen mehr als 4000 Besucher zu den zehn Aufführungen im Schlosspark Königsegg, berichtet Wehrle. Das sind mehr, als die Insel Einwohner hat. Adams erklärt: „Das ist gut. Darüber freut sich manch anderes Theater.“ Die Zahlen pro Abend variierten zwischen 336 und 469 Zuschauern, so Wehrle. In der zweiten Woche seien es noch etwas mehr gewesen als in der ersten. Viele Besucher seien aus dem Raum Konstanz/Radolfzell gekommen, aber auch von weiter weg bis Stuttgart.

Zunächst hatte die Gemeinde mit 300 Zuschauern pro Abend kalkuliert, so Wehrle, dann aber bei der Bestuhlung festgestellt, dass auch mehr Plätze möglich wären, und entsprechend flexibel auf die Nachfrage reagiert. Erfreulicherweise konnten alle zehn Aufführungen stattfinden. Das in den Wochen zuvor sehr wechselhafte Wetter habe schon etwas Bauchweh bereitet, so Wehrle und Adams.

Die Freilichtspiele auf der Reichenau auf der Schlossparkbühne (hinten) waren erfolgreicher als erhofft. So lautet die erfreuliche ...
Die Freilichtspiele auf der Reichenau auf der Schlossparkbühne (hinten) waren erfolgreicher als erhofft. So lautet die erfreuliche Bilanz von Kulturchef Karl Wehrle (links) sowie Autor und Regisseur Konrad Adams. | Bild: Zoch, Thomas

Die Reaktionen

Das Stück hat Konrad Adams im Auftrag der Gemeinde eigens zum Jubiläum geschrieben. Und weil diese nicht nur eine wichtige Episode der großen Geschichte dargestellt haben wollte, sondern etwas zu den ganzen 1300 Jahren seit der Klostergründung 724, wählten Adams, Wehrle und der Historiker Gert Zang zehn Höhepunkte aus.

Adams weiß aus Reaktionen von Besuchern, dass viele gespannt waren auf diese Lösung. Die Mischung aus Historie und Unterhaltung, aus heiteren und berührenden Momenten, kam sehr gut an. Im SÜDKURIER gab es nach der Premiere eine sehr positive Besprechung. Und auch aus den Reihen des Publikums habe es ausschließlich positive Reaktionen gegeben, berichtet Adams. „Die Leute waren durch die Bank begeistert.“

Franz Steiner als Walahfrid Strabo (links) und Konrad Adams als sein Lehrmeister Wetti.
Franz Steiner als Walahfrid Strabo (links) und Konrad Adams als sein Lehrmeister Wetti. | Bild: Zoch, Thomas

Viele Besucher seien auch sehr zugewandt gewesen und hätten die Schauspieler nach der Aufführung angesprochen. Dabei habe ihn ein Satz, den er immer wieder gehört habe, besonders gefreut, so Adams: „Damit hätte ich nicht gerechnet.“

Wobei Adams betont, er sei grundsätzlich ein Regisseur, der dem Publikum einen schönen und erbaulichen Abend bereiten wolle. Aber bei einer Inszenierung, egal ob eines Bühnenklassikers oder, wie in diesem Fall, eines neuen Stücks, könne man nie sicher sein, wie es ankomme, so der Profi: „Das ist die Magie beim Theatermachen.“

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Die Mitwirkenden

Für so einen Erfolg brauche es gute Schauspieler, so Adams, und die habe er gefunden. „Selbst die Laien, die mitgespielt haben, sind nicht schlechter gewesen als wir Profi-Schauspieler“, findet der Regisseur. „Da haben sich wahre Talente aufgetan hier auf der Insel.“

Wehrle betont, zum Erfolg maßgeblich beigetragen hätten die vielen Reichenauerinnen und Reichenauer, die ehrenamtlich mitwirkten: 75 im Chor, 48 im Orchester und zudem 62 Kinder. Das seien weit mehr gewesen als bei den Freilichtspielen im Jahr 2013 zum 1000. Geburtstag des genialen Mönchs Hermann der Lahme, so Wehrle. Auch hier seien die Erwartungen übertroffen worden.

Walahfrid Strabo (Franz Steiner) auf der Bühne des Jubiläums-Freilichtspiels „Reichenau – eine Zeitreise“. Links Johannes Haag als ...
Walahfrid Strabo (Franz Steiner) auf der Bühne des Jubiläums-Freilichtspiels „Reichenau – eine Zeitreise“. Links Johannes Haag als Regisseur, rechts Chor und Orchester. | Bild: Zoch, Thomas

Es sei schön gewesen, mit welcher Begeisterung die ehrenamtlich Mitwirkenden dabei waren, meinen Karl Wehrle und Konrad Adams. Der Regisseur berichtet von Zuschauern, die nach der Aufführung erstaunt fragten, ob das wirklich alles Amateure seien. Wobei Adams betont, dass er zwar die Stücke ausgewählt, die Umsetzung des musikalischen Parts aber in die professionellen und kompetenten Hände von Dirigentin Patricia Heckmann-Klug und Arrangeur Martin Glönkler übergeben habe.

„Das Resultat war mehr als zufriedenstellend, der Musikteppich, den sie für uns Schauspieler gelegt haben. Es klang genauso, wie ich gehofft hatte.“ Die Musik habe einen großen Anteil am Erfolg der Aufführungen gehabt. Das Thema „Gemeinsam schaffen wir mehr“ habe er passend zum Jubiläumsmotto „Wir knüpfen ein Band“ in einigen Szenen aufgegriffen, so Autor und Regisseur Adams. Und mit diesem Gemeinsinn habe man auch alle zusammen diesen Erfolg geschafft.