Wie dicht soll das Neubaugebiet Lindenbühl-West bebaut werden? Wenn der Gemeinderat Reichenau am Montag, 25. Mai (19 Uhr, Pfaffenmooshalle), zusammentritt, dürfte das eines der wichtigsten Themen sein.

Der Gemeinderat soll dann Vorgaben machen für den städtebaulichen Wettbewerb Lindenbühl-West. Ein wesentlicher Punkt sei die Dichte der Bebauung, erklärt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Das zeichne sich in der Diskussion in der Gemeinde ab.

1200 Neubürger – wären das zu viele?

In der letzten Sitzung war das Plangebiet von gut sechs Hektar um das Gelände der Gärtnerei des Zentrums für Psychiatrie erweitert worden auf insgesamt nunmehr gut acht Hektar. Im Neubaugebiet könnten bis zu 1200 Menschen leben, hieß es. Im Dezember war noch von circa 600 die Rede gewesen. Die Verwaltung erklärt nun in der Vorlage, man sei damals von 100 Personen pro Hektar ausgegangen, es könnten aber auch 150 sein, was bei acht Hektar insgesamt 1200 ergebe.

Dies kritisiert die Reichenauer Ortsgruppe des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND), auch nachdem es bereits ein Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Zoll gegeben hat. „Der bisherige Verlauf des Planungsprozesses erfüllt uns mit großer Sorge. So wurden bereits verabschiedete Pläne verändert oder Aussagen sind innerhalb weniger Wochen bereits Makulatur“, erklärt die Vorsitzende Irene Strang. Bei rund 1200 neuen Bürgern würde sich die Bevölkerung auf dem Reichenauer Festland innerhalb kurzer Zeit nahezu verdoppeln – „mit völlig unklaren Auswirkungen“.

„Wollen die Reichenauer Bürger überhaupt eine solch massive Bebauung?“

Es sollte Qualität vor Quantität gehen, fordert Strang. Zudem würde eine komplette Bebauung innerhalb von wenigen Jahren nachfolgenden Generationen und deren Bedarf an Wohnraum nicht gerecht, meint sie, und es werde auch dem aktuellen Bedarf nicht gerecht. Zudem gehe die in den vergangenen zwei Wochen durchgeführte Bürgerbeteiligung „am Kern der Sache völlig vorbei: Wollen die Reichenauer Bürger überhaupt eine solch massive Wohnbebauung?“

Die Bürgerin Silke Grassl will dies zum Beispiel nicht, wie sie in einem offenen Brief schreibt, den sie an den Bürgermeister, alle Ratsmitglieder und den SÜDKURIER geschickt hat. „Ich persönlich befinde eine derart verdichtete Wohnbebauung (1200) für die Gemeinde Reichenau und vor allem für das Gemeindegebiet Lindenbühl aus verschiedenen Gründen als nicht gut“, schreibt die Diplom-Verwaltungswissenschaftlerin.

Kritik an der Art der Bürgerbeteiligung

Sie kritisiert zudem die Form der Bürgerbeteiligung. Die Informationen im Gemeindeblatt und auf der Homepage seien lückenhaft und fehlerhaft, es gebe Differenzen bei kommunizierten Zahlen und Links würden nicht funktionieren. Und es würden grundlegende Informationen zum Prozess der Bürgerbeteiligung fehlen. Zudem moniert Grassl, der Fragebogen sei bereits kanalisiert auf eine hohe Bebauungsdichte hin.

„Zusammenfassend mangelt es an sichtbarer Qualität im (und mir nun an Vertrauen in den) Planungsprozess. Ich hoffe, da wird optimiert? Damit das zur Zufriedenheit aller Beteiligten (Bürger) korrekt verläuft.“