Der Verkehr rollt. Seit Donnerstag, 14. Juli, ist der neue B33-Tunnel bei der Waldsiedlung eröffnet. Durch zwei Röhren können nun Autofahrer nach Konstanz und Richtung Allensbach fahren. Der Tunnel an der Waldsiedlung Reichenau ist nach über drei Jahren Bauzeit fertig. In diesem beeindruckenden Video sind die Bauarbeiten im Zeitraffer zu sehen. Ist es damit wirklich vorbei mit den nervenden Rückstaus bis hinten zum Kindlebildknoten?

Polizei sagt: Die Staus werden weniger
Ja, davon ist zumindest die Polizei überzeugt. Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage, dass der Verkehr jetzt immerhin nicht mehr an der Ampel an der Kreuzung Waldsiedlung/L220 stehen müsse. Diese habe bisher meist für die Rückstaus in der Rushhour gesorgt. Mit dem Tunnel entfalle die Wartezeit an der Ampel.
Dennoch gab es am Eröffnungstag des Tunnels einen kleinen Rückstau auf der Bundesstraße Richtung Allensbach. „Stau ist nicht das korrekte Wort. Zumindest nicht aufgrund der Eröffnung“, sagt Popp. Vielmehr habe es kurze Wartezeiten gegeben, als die zweite Tunnelröhre von Konstanz Richtung Allensbach geöffnet wurde.
Achtung, Stoppschild: Altverkehr hat keine Vorfahrt
Denn der Altverkehr von der B33 und dem Schleichweg zwischen Reichenau Bahnhof und Waldsiedlung musste noch kurze Zeit die alte Trasse auf der Bundestraße nehmen. Gleichzeitig wurde der Tunnel geöffnet. Der Verkehr aus dem Tunnel wird kurz vor Hegne wieder hoch auf die alte B33-Trase gelenkt.
„Der Verkehr, der durch den Tunnel fließt, hat Vorrang. Der Verkehr auf der Altstrecke muss an einem Stoppschild halten und die Autos aus dem Tunnel durchlassen“, erklärt Popp. Das habe zwischenzeitlich für einen kurzen Stau gesorgt. „Aber dieser hat sich peu á peu aufgelöst“, sagt der Pressesprecher.
L220 Richtung Konstanz-Wollmatingen ist nun gesperrt
Laut der Polizei können sich die Autofahrer also auf weniger Stau freuen. Umgewöhnen müssen sich die Fahrer an eine weitere neue Verkehrsführung. Die L220 ist gesperrt. Bereits einige Tage vor der Eröffnung des Tunnels und der damit verbundenen Sperrung lagen die Absperrschilder im Gras neben der Fahrbahn.
Wer nun aus Allensbach kommend Richtung Wollmatingen fahren möchte, muss einen Umweg fahren. Nördlich der Waldsiedlung ist die Landesstraße 220 gekappt (in der Grafik die rote Route). Der künftige (Um-)Weg ist etwa 2,6 Kilometer länger und führt über die Westtangente (blaue Route).
Anwohner befürchtet mehr Verkehr durch Wollmatingen
Bereits jetzt ist die Durchfahrt der L220 nicht mehr möglich. Wirklich zu glauben scheint das nicht jeder Autofahrer. Ab und an fährt noch ein Auto an der Absperrung vorbei. „Für Autofahrer, die doch reinfahren, folgt die Strafe auf dem Fuß. Am Ende gibt es keine Durchfahrt. Sie müssen wieder zurückfahren“, sagt Dieter Popp.

Die Sperrung der L220 ist aber nicht nur für ungläubige Autofahrer ein Ärgernis, sondern auch für Mattias Oehlschläger. Er wohnt in Wollmatingen und befürchtet nun, dass mehr Autofahrer den Weg durch Wollmatingen nehmen werden, statt über die Westtangente zu fahren.
„Nachdem nun der Tunnel eröffnet ist, wird die erste Euphorie schnell verfliegen. Vor allem für uns in Wollmatingen, die dank der Sperrung der L220 jetzt weitere Strecken in kauf nehmen müssen“, sagt er. Der Wollmatinger, dessen Arbeitsstelle sich in Neuhausen ob Eck befindet, rechnet vor: „Für mich bedeutet die Sperrung mehr Fahrzeit und höhere Kosten.“ Einen Vorteil für die Umwelt könne er darin nicht erkennen. Bereits im Mai haben einige Bürger diesen Plan als 'Schildbürgerstreich' bezeichnet.

Sobald in der Ferienzeit vermehrt Touristen nach Konstanz strömen würden, befürchtet Oehlschläger, dass die Westtangente und die Kindlebildstraße verstopft sein könnten. „Es wird sicherlich einen Ausweichverkehr über Allensbach und Dettingen sowie verstärkt über die Kindlebildstaße erfolgen“, sagt er.
Wie schätzt die Polizei die Lage ein? Dieter Popp sieht dieser Zukunft gelassen entgegen. „Es wird gerade anders rum kommen. Der Verkehr, der bisher durch Wollmatingen geflossen ist, wird jetzt auf die Westtangente fahren, sodass Wollmatingen entlastet wird“, erklärt Popp. Dadurch reduziere sich der Verkehr in dem Ortsteil.