Der Aus- und Neubau der vierspurigen B33 auf 10,8 Kilometern zwischen Allensbach-West und Konstanz war und ist eine schier endlose Geschichte – zunächst aus politischen und finanziellen Gründen. Dazu kamen Einwände von Naturschützern und Anwohnern.

Die Trasse wurde mehrfach umgeplant und optimiert. Und praktisch seit dem Spatenstich in Konstanz im Jahr 2009 müssen Planer und Baufirmen immer wieder Probleme wegen des schlammigen Untergrunds lösen. Auch deshalb sind die Kosten im Lauf der Jahre drastisch gestiegen.

Bürger entscheiden in den 1980er-Jahren

In den 1980er-Jahren war ursprünglich geplant, die vierspurige Bundesstraße über den Bodanrück zu bauen – die so genannte Nordtrasse. Damals gab es aber auch schon Pläne für eine Südtrasse: ein schlichter Ausbau der bestehenden B33 mit zwei weiteren Fahrspuren ohne viel Lärmschutz. Während Allensbach und Reichenau stets mehrheitlich die Nordtrasse forderten, bröckelten in Konstanz nach und nach die Mehrheiten. Gipfelnd im ersten Bürgerentscheid überhaupt in Konstanz am 10. März 1985 – mit einem klaren Nein zur Nordtrasse.

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Bis 1989 wurden dann zwar die Abschnitte von Singen bis kurz vor Allensbach gebaut, doch ab da waren die politischen Fronten lange verhärtet. Es tat sich nichts beim Straßenbau, aber einiges hinter den Kulissen. „Unzählige Staatssekretäre waren hier“, erinnert sich der frühere Allensbacher Bürgermeister Helmut Kennerknecht, den die B33 in seiner ganzen langen Amtszeit (1983 bis 2015) beschäftigt hat. „Aber die haben uns zwischen den Zeilen immer zu verstehen gegeben, dass die amtliche Linie Richtung Süden geht.“

Gleichzeitig reisten Kennerknecht und andere Politiker der Region immer wieder nach Stuttgart, Bonn und Berlin, um bei Ministern und Staatssekretären vorzusprechen, damit es generell weiter gehen sollte, wobei Allensbach und Reichenau weiter die Nordtrasse wollten. Dieses politische Pokerspiel setzte sich bis in die späten 1990er-Jahre fort.

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Dann beauftragte der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel den Regierungspräsidenten Sven von Ungern-Sternberg, das B33-Projekt wieder in Gang zu bringen und zu moderieren zwischen den konträren Positionen. Allensbach forderte weiter die Nordtrasse (außer SPD und Bunte Liste), Reichenau zusätzlich die Dachsbergvariante. Dabei sollte die B33 nördlich der Waldsiedlung verlaufen und dann ab Wollmatingen vierspurig auf der Trasse der heutigen Westtangente (die von 2009 bis 2013 gebaut wurde). Dagegen stemmten sich aber auch Naturschützer und Anwohner im Eichbühl.

Tunnel-Lösung war eigentlich nicht geplant

An der früheren Kindlebildkreuzung gab es oft Staus. Dennoch sah die ursprüngliche Planung vor, hier auch nach dem vierspurigen Ausbau ...
An der früheren Kindlebildkreuzung gab es oft Staus. Dennoch sah die ursprüngliche Planung vor, hier auch nach dem vierspurigen Ausbau eine Ampelkreuzung zu machen. Dagegen wehrten sich die Reichenauer. | Bild: Zoch, Thomas | SK-Archiv

Die Planung des RP sah damals eine Südtrasse vor mit am Kindlebildknoten weiterhin einer Ampelkreuzung, was die Reichenauer mit ihrer hartnäckigen Forderung nach der mittlerweile gebauten Brücken- und Knotenlösung verhinderten. Die Trasse sollte ab Bahnlinie südlich abgerückt von Waldsiedlung und Hegne verlaufen, wogegen vor allem der Naturschutz war. Tunnels waren noch keine geplant, lediglich von „wirksamem Lärmschutz“ sei die Rede gewesen, so Kennerknecht.

Heute sind neben dem Tunnel bei der Waldsiedlung noch Tunnels bei Hegne und Allensbach geplant. Bis schließlich die jetzige optimierte Kompromiss-Lösung feststand, waren etliche Bürgerinformationen und Anhörungen aller beteiligter Kommunen und Interessenvertreter nötig. Die Planfeststellung, also das Baurecht, lag schließlich im März 2007 vor.

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Im September 2009 erfolgte dann der Spatenstich bei Konstanz. Doch es folgte ein jahrelanges Schwarze-Peter-Spiel zwischen Land und Bund, wenn es um die weitere Planung und vor allem Finanzierung ging. Die Politiker in Berlin und Stuttgart warfen sich gern gegenseitig vor, dass die jeweils andere Seite schuld sei, dass es nicht schneller voran gehe.

Vor allem ging es darum, dass die B33 als Baumaßnahme mit vordringlichem Bedarf eingestuft wird. Erst im Jahr 2015 hatten es die örtlichen Politiker und der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung geschafft, dass der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt die Finanzierungszusage machte für die gesamte Baumaßnahme.

Der Untergrund in Seenähe bereitet Probleme

Allein der gerade verlaufende Abschnitt zwischen Konstanz und Kindlebild dauerte ab 2009 drei Jahre. Die zuständige Neubauleitung Singen erklärte dies mit dem schlechten, schlammigen Untergrund in Seenähe. Zahleiche Stabilisierungsmaßnahmen waren nötig. Im Januar 2013 stellte der damalige Neubauleiter Dieter Bollinger die Pläne für den Kindlebildknoten vor, im April sollte Baubeginn sein. Doch dann gab es einen Baustopp bis Juni 2014.

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Bollinger erklärte dies mit Schwierigkeiten bei der Ausführungsplanung. Diese habe man bis ins kleinste Detail überarbeiten müssen wegen der Komplexität der Baumaßnahme – weil der Verkehr weiter fließen sollte und dort die Versorgungsleitungen zur Reichenau liegen. Zudem sorgte auch hier der schlechte Untergrund für großen Aufwand zur Bodenstabilisierung. Der Knoten war dann im Frühjahr 2017 fertig. Danach wurde der weitere Abschnitt und ab Ende 2018 der Tunnel Waldsiedlung gebaut.

Ein Meilenstein war das von Bollinger und Kennerknecht im Jahr 2013 erarbeitete Kombikonzept. Es sah vor, dass nicht nur bei Reichenau, sondern parallel endlich bei Allensbach gebaut wird. Erdaushub von der einen Baustelle könne bei der anderen für Lärmschutz verwendet und damit Kosten gespart werden. Damit warben die örtlichen Politiker erfolgreich in Berlin und Stuttgart, so dass schließlich im November 2015 auch im Westen von Allensbach der Spatenstich erfolgte.

Der Spatenstich im Westen von Allensbach erfolgte 2015. Mit dabei waren der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (links) ...
Der Spatenstich im Westen von Allensbach erfolgte 2015. Mit dabei waren der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (links) und der frühere Allensbacher Bürgermeister Helmut Kennerknecht. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Wann werden die nächsten Tunnel entstehen?

Dort ging der Straßenbau seither schneller voran, als die Planer gedacht hatten: bis zur heutigen Baustelle am Anschlussknoten Allensbach-Ost. Dieser soll Ende 2022 fertig sein laut Regierungspräsidium (RP) Freiburg. Der neue Knoten werde dann zunächst Teil der Umleitungsstrecke während des mehrjährigen Baus des Röhrenbergtunnels bei Allensbach. Baubeginn hier werde voraussichtlich im dritten Quartal 2023 sein.

Wann mit dem Tunnel bei Hegne begonnen wird, kann das RP nach wie vor nicht sagen. Dort gibt es massive Probleme wegen Grundwasservorkommens und schlammigem Untergrund. Es würden mehrere Varianten im Rahmen der Vorplanung geprüft, ob und wie man der Probleme Herr werden könnte.