Die Rampe von der B33 hoch zur Brücke Kindlebildknoten kennt mancher Autofahrer. Hier ist besondere Konzentration geboten. Denn die Auffahrt hat ihre Tücken. Erst ganz oben, unmittelbar vor der kreuzenden Landesstraße, sieht man, was dort los ist.
Von rechts und links kommen Autos, Lastwagen und Motorräder in zügigem Tempo die Erhebung hinaufgefahren. Der Blick speziell nach links in Richtung Insel Reichenau reicht nicht wirklich weit. Erst im Mai kam es hier zu einem Unfall: Ein 74 Jahre alter Autofahrer nahm einer von links kommenden 39-jährigen Motorradfahrerin die Vorfahrt, die Frau verletzte sich schwer.
Um diese Brücke geht es
Als offizieller Unfallschwerpunkt gilt der Knoten trotzdem nicht. Auch wenn es zynisch klingt: Dafür ist noch nicht genug passiert. Während es im zweiten Halbjahr 2017 zu drei Unfällen mit Blechschäden gekommen war, weil Autofahrer bei der Auffahrt auf die Brücke mit kreuzenden Autos zusammenstießen, gingen die Jahre 2018, 2019 und 2020 an dieser Stelle ereignislos vorüber. Laut Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, kam 2021 dann ein Zusammenstoß dazu, 2022 waren es schon zwei.

Außerdem übersahen im vergangenen Jahr in zwei Fällen abbiegende Autofahrer, die auf der anderen Seite hinunter auf die B33 in Richtung Allensbach wollten, bevorrechtigte Radfahrer. Der im Westen der Brücke verlaufende Radweg ist nicht ungefährlich, weil Fahrzeugführer abends wegen der tiefstehenden Sonne geblendet werden können und so möglicherweise nicht genug erkennen, bevor sie ihn überqueren.
Der Kindlebildknoten, der den Inseldamm mit der B33 und dem Reichenauer Festland verbindet, war von Anfang an ein schwieriger Fall. Quasi ein gordischer Knoten, der sich nicht perfekt lösen lässt. Früher gab es dort eine Kreuzung; im Frühjahr 2013 begannen die Bauarbeiten an der Brücke, um das Nadelöhr zu beseitigen.

Nach rund vier Jahren war Eröffnung. Doch viele Bürger sowie Verantwortliche der Gemeinde Reichenau bezweifelten, dass das Ganze auch sicher ist. Vor allem der in beide Richtungen ausgelegte Rad-/Fußweg sowie der unübersichtliche Kreuzungsbereich im Anschluss an die von Konstanz kommende Auffahrt zogen Kritik auf sich.
Vorn steht theoretisch nur noch ein Auto
Die Behörden ließen nachbessern. Die Radler und Fußgänger haben seitdem etwas mehr Platz. Und die Verkehrsführung auf der Rampe wurde nach den ersten Unfällen geändert, wie das Regierungspräsidium (RP) Freiburg in Erinnerung ruft.
„Erst war es möglich, dass Rechts- und Linksabbieger nebeneinander stehen konnten. Da man sich aber dadurch teils in einem ungünstigen Winkel befand, waren die Sichtverhältnisse schlecht – Stichwort Schulterblick beim Rechtsabbiegen“, sagt die verantwortliche Planerin Yvonne Schmid, Leiterin des Straßenbaureferats Ost.

Jetzt dürfe nur noch jeweils ein einzelnes Fahrzeug vorn stehen (in der Praxis sind es aber noch immer häufig zwei). Das treffe dabei gerade auf die Landesstraße. „So wurde die Sicherheit beim Abbiegen verbessert.“
Die Einengung sei bisher allerdings nur provisorisch hergestellt und muss noch endgültig umgebaut werden. RP-Sprecherin Heike Spannagel: „Sobald eine Baumaßnahme in der Nähe ansteht, wird das mit erledigt.“ Zusätzliche Arbeiten zur Entschärfung der Rampe sind dagegen nicht vorgesehen.
Behörden: Spiegel bringt nichts
2021 und 2022 waren an den Unfallstellen des Kindlebildknotens bisher zwei Schwer- und drei Leichtverletzte zu beklagen. Würden Verkehrsspiegel auf der Brücke etwas bringen? Spannagel sagt Nein.
Das sei mit der Verkehrskommission besprochen worden. Man habe sich gemeinsam dagegen entschieden. „Bei einem Spiegel werden durch die Verzerrung oft die Geschwindigkeiten und Abstände nicht richtig eingeschätzt, und auch die Blendung bei tiefstehender Sonne kann mit einem Spiegel noch verstärkt werden.“

Eine Brücke mit mehreren Bundesstraßenanschlüssen, dazu eine Parkplatzein- und -ausfahrt, der Kreisel vorm Inseldamm, ein kombinierter Rad- und Fußweg mit zweifacher Straßenquerung... der Kindlebildknoten mutet kompliziert an. Doch Yvonne Schmid verteidigt die Lösung.
Man habe damals alle Belange, etwa auch die des Naturschutzes, betrachtet und das Projekt in einem Rechtsverfahren unter Beteiligung der betroffenen Behörden realisiert, erklärt sie. „Dieser komplette Bereich ist enorm komplex. Man hat sich darüber viele Gedanken gemacht und letztlich für diese Ausführung entschieden.“
Alternative für Radler möglich
Weitere Umbauten an dem Knoten plant das RP nicht. Eine Änderung könnte es aber trotzdem noch geben. Und zwar für die Radler. „Auch wenn die Ausführung gemäß Richtlinien erfolgt ist, zeigt es sich, dass vor allem auch durch das starke Radverkehrsaufkommen immer wieder kritische Situationen entstehen“, sagt Schmid. „Aus diesem Grund haben wir nochmals eine Alternativenprüfung in Auftrag gegeben.“

Das Ergebnis liege der Behörde bislang nicht vor. Doch die Planerin verspricht: „Sollte hier eine alternative Radwegführung mit Verbesserungen entwickelt werden, sind wir bereit, diese mit den anderen Behörden abzustimmen und bei Zustimmung umzusetzen.“