Roland Müller, Geschäftsführer und Inhaber des Reichenauer Unternehmens rmSolar, hat eine Mission und eine Vision: „Auf jedes zweite Dach eine Fotovoltaik-Anlage. Das ist eigentlich ein Muss für jeden, der vorwärts denkt“, sagt er. Die Argumente überzeugen nicht nur ihn, auch die Kunden stehen Schlange. Während der Corona-Krise sind seine Umsätze deutlich nach oben geschnellt.

Wovon der Unternehmer schwärmt

Im Jahr 2020 ein Umsatz von vier Millionen Euro, und dieses Jahr steuert er vielleicht schon auf eine Sechs vor den sechs Nullen zu. „Anscheinend hatten die Menschen während Corona viel Zeit, über ihr Dach und ihre Energieversorgung nachzudenken“, mutmaßt Müller. Dem Unternehmer kann es nur recht sein. Und die Technik sei jetzt auch auf einem Stand, der keine Wünsche mehr offenlasse. Müller kommt ins Schwärmen, wenn er darüber berichten darf: Intelligente Systeme, bei denen man über eine App steuern kann, wohin der gewonnene Solarstrom fließen soll, noch bevor er erzeugt wurde: in das Aufladen des E-Autos, in die Wärmepumpe oder in den Akku- Speicher, den man inzwischen beliebig erweitern kann. Dazu hochleistungsfähige Solarmodule, die im Moment alle per Container aus Asien kommen, dazu ausgetüftelte Befestigungsanlagen für das Dach – das alles mache ihn sehr zufrieden, wenn er sieht, welche ein Gesamtpaket er seinen Kunden anbieten könne. „Und dazu habe ich Elektroingenieure gewinnen können, die unglaublich gute Arbeit abliefern.“

So soll es aussehen, das neue Firmengebäude. i+RB Industrie- und Gewerbebau errichtet es nach einem Entwurf von D‘Aloisio Architekten.
So soll es aussehen, das neue Firmengebäude. i+RB Industrie- und Gewerbebau errichtet es nach einem Entwurf von D‘Aloisio Architekten. | Bild: Visualisierung: David Schmidhuber

Müller sieht die Zukunft rosig – oder eher grün. Auch wenn das Einspeisen des Stroms im Jahr 2021 auf 8 Cent für die Kilowattstunde heruntergebremst wurde. Als er anfing, 2003/2004, hatte die rot-grüne Regierung gerade beschlossen, Solarstrom zu fördern. Damals gab es noch 60 Cent. Müller begann mit seiner Firma in Sipplingen, zu Beginn als ein Ein-Mann-Betrieb, der die Anlagen noch selbst zusammen tüftelte und für deren Abnahme er noch die Unterschrift eines Elektromeisters brauchte. „Damals war ja keiner vom Fach.“ Sein Vater war Maurer. Mit ihm ging Roland Müller oft, da war er erst 13 Jahre alt, auf Baustellen. Dort habe er handwerklich viel gelernt, dann später, mit 25, arbeitete er als staatlich geprüfter Maschinenbautechniker und Projektingenieur in der Automobilbranche und betreute dort für große Firmen die Spritzgusswerkzeuge für Innenbauteile. Bis er, mit 40, genug hatte, so viel im Auto zu sitzen und in große Firmen geschickt zu werden. Er wollte wieder die Sonne sehen und körperlich arbeiten. Also steigt er den Menschen seither regelrecht aufs Dach.

Vor dem Containerbüro im Reichenauer Industriegebiet Göldern West liegt eine 17 Jahre alte Werbeplane aus den Anfangszeiten, darauf Müller mit längerem Haupthaar auf einem Dach knieend, lächelnd, der Spruch darüber: „Alles aus einer Hand!“ Dennoch: Die Anfangszeiten waren hart. „Finde da mal als Neuer eine Bank, die dich finanziert“, sagt er. Aber mit der nötigen Naivität habe er eben losgelegt und die Zähne zusammengebissen. Es habe sich herausgestellt, dass er ein „besonderes Händchen“ dafür habe, die richtigen Produkte aus der Flut der Angebote auszuwählen. Und wenn ein Kunde nicht die ganze Dachfläche nutzen wollte, habe er sich eingekauft und in weitere Flächen eben selbst investiert. Lange, so erinnert er sich, war die Speichertechnik noch nicht gut entwickelt, und als das Einspeisen von Strom immer weniger gefördert wurde, kam die Solarbranche in eine schwere Krise, die er auch nur mit Mühe überstand. Dazu kam die Skepsis, die in der Öffentlichkeit damals die Runde machte, ob die Herstellung von Solarmodulen nicht mehr Energie verbrauche, als sie produziere. Was überhaupt nicht stimme, sagt Müller. Nach einem Jahr gleiche sich der Energieaufwand aus, und die Kosten für eine Fotovoltaikanlage amortisieren sich nach fünf bis zehn Jahren. Das bedeutet: Die Investitionskosten seien bis dahin durch Stromersparnis reingeholt.

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Müller ist sich sicher: „Das Umdenken in Richtung Klimaneutralität ist nicht mehr aufzuhalten.“ Und deshalb hat er kräftig investiert. Auf der Straßenseite gegenüber entsteht für 1,8 Millionen Euro ein neues Bürogebäude mit Lagerhalle. In direkter Nachbarschaft die Bank, die ihn inzwischen bereitwillig finanziere. „Viele Haushalte, die sich für Solar auf dem Dach entscheiden, modernisieren in dem Zuge auch gleich die Heizung“, erklärt Müller weiter. Wer zum Beispiel von Öl auf Wärmepumpe umstellt, bekommt zur Zeit 45 Prozent Förderung. August 2022 soll der Neubau bezugsfertig sein, dann hätte das jetzige Provisorium ein Ende. Seit zehn Jahren ist die Firma und einiges des Materials in Containern untergebracht. „Wir sind in den letzten Jahren so schnell gewachsen, da war nicht für alles genügend Zeit“, erklärt der Unternehmer. Weiterhin ist der dreifache Vater, der mit seiner Familie auf der Reichenau wohnt, auf allen Ebenen gefordert. Die Work-Life-Balance muss noch warten. Bis das neue Gebäude steht und Mitarbeiter ihn grundlegend entlasten können.