Erleichtert waren die Stammkunden des Bettenhaus Hilngrainer, als sie erfuhren, dass es in diesem Jahr für das Bettenhaus am Stephansplatz weitergeht. „Der Mietvertrag in der Münzgasse lief aus und wurde wegen Umnutzung der Flächen nicht mehr verlängert“, erzählt Berthold Halves, der seit 1986 das familiengeführte Fachgeschäft leitet.

Mit Anrufen, Mails und Briefen hätten zahlreiche Kunden ihr Bedauern ausgedrückt, dass nach mehr als 80 Jahren wieder ein Fachgeschäft in der Konstanzer Innenstadt verschwinde, erzählt er. „Ich stand letztes Jahr vor der Entscheidung: aufhören oder weitermachen.“

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Das große Problem war, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Umso mehr freute er sich, wie er sagt, „über das kurzfristige Angebot, die Ladenfläche am Sankt-Stephansplatz neben der Kaffeerösterei zu pachten. Eigentlich hatten wir nicht mehr daran geglaubt, noch etwas Passendes zu finden“, so Halves. Er ist erleichtert, dass er den Familienbetrieb doch weiterführen kann.

Einst war das Bettenhaus in der Bodanstraße zu finden

„Gegründet wurde das Bettenhaus von meiner Großmutter Hedwig Hilngrainer in der Bodanstraße“, erzählt Halves, der noch alte Schwarzweiß-Fotografien aus den Anfängen gefunden hat. „Mein Opa war politischer Redakteur bei der Bodensee-Zeitung. Er war gegen Hitler und wurde vom Dienst suspendiert. Er kam in Untersuchungshaft und wurde mit Berufsverbot belegt“, blickt Halves zurück.

Blick ins Familienalbum: Hedwig Hilngrainer gründete das Bettenhaus im Jahr 1933. Doch leicht war der Anfang nicht.
Blick ins Familienalbum: Hedwig Hilngrainer gründete das Bettenhaus im Jahr 1933. Doch leicht war der Anfang nicht. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die Familie habe aber ernährt werden müssen, weshalb Hedwig Hilngrainer das Bettengeschäft gründet habe und Daunenwaren und Eisenbetten verkaufte. 1939 sei das Ladenlokal im „Haus zum hohen Hirschen“ freigeworden; Hedwig Hilngrainer habe das Angebot sofort ergriffen. „Im Krieg war es schwierig mit der Materialversorgung. Im Prinzip wie während des Lockdowns, allerdings aus anderen Gründen und auf einem anderen Niveau“, sagt Halves.

Kaufzurückhaltung unter den Kunden habe der Firmengründerin das Leben nicht leichter gemacht. „Sie hat mir oft davon erzählt, dass die linientreuen Leute nicht bei ihr eingekauft haben“, berichtet Halves aus der Familiengeschichte. Hedwig Hilngrainer sei es trotz aller Schwierigkeiten gelungen, dass das Bettenhaus den Zweiten Weltkrieg überstand.

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In den 1960er Jahren übergab sie das Geschäft an ihre Tochter und ihren Schwiegersohn Irmingard und Karlheinz Halves. „Als ich es 1986 übernommen habe, haben wir das Geschäft richtig umgebaut und im Jahr 2001 haben wir es erweitert, indem wir Ausstellungsflächen dazu mieteten“, berichtet Halves. Er hat Textilbetriebswirt gelernt.

Berthold Halves: „Ich will für die Kunden da sein“

Ob die Geschäftsübernahme schon immer sein Traum war? Halves zuckt mit der Schulter und meint: „Ich bin halt da reingewachsen, habe gesehen, dass es mir Freude macht, und habe die Chance ergriffen, es weiterzuführen. Ich will für die Kunden da sein, um ihnen den gesunden, erholsamen Schlaf zu vermitteln; das ist meine Hauptintention.“ Wichtig sei ihm, als Fachgeschäft Qualität in jeglicher Hinsicht zu bieten.

„Das können wir nur mit der Einkaufsgenossenschaft Bettenring leisten, die uns in Sachen Warenversorgung, Web-Auftritt und Internetshop unterstützt. Als Einzelkämpfer wäre das nicht möglich“, sagt Halves. Dieser Zusammenschluss berge viele Vorteile. Etwa zehn Jahre lang war Halves selbst ehrenamtlich im Fachausschuss Produktinnovationen aktiv. Das Gremium an Fachleuten hat es zur Aufgabe, Produkte weiterzuentwickeln und durch Innovationen die Qualität zu verbessern.

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„Wir haben unter anderem Kissen entwickelt, die ganz nach Wunsch gestaltet werden können“, so Halves. Und gibt ein Beispiel: „Die Oberfläche dieses Kissens ist beschichtet und ideal für jene Menschen, die am Kopf schwitzen.“

Innen habe das Kissen verschiedene Schichten; ein festes und ein weiches Grundkissen, wobei Letzteres ganz nach individuellen Vorlieben geformt werden könne. Zusätzliche Klimabänder an den Seiten sorgten für einen guten Luftaustausch.

„Mir hat es in der Innovationsgruppe immer Spaß gemacht“, sagt Halves. Neben der Teilhabe an Entwicklungen habe er einen tiefen Einblick in die Materie bekommen. „Davon profitieren auch die Kunden, weil ich die Hintergründe kenne und immer auf dem neuesten Stand bin“, so Halves.

Das Bettenhaus Hilngrainer ist bereit für die Zukunft

Bang ist ihm nicht, wenn er an die Zukunft denkt. Das Bettenhaus Hilngrainer sei gut aufgestellt mit Internetverkauf und Ladengeschäft. Er ist überzeugt: „Es gibt immer Menschen, die Fachgeschäfte, entsprechende Qualität und kompetente Beratung suchen, gerade wenn es um den erholsamen Schlaf und damit die Verbesserung der Lebensqualität geht.“

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