Insgesamt 242 Tage dauerte die Durststrecke, doch seit Monatsbeginn ist es soweit: Jetzt wird wieder der Vorhang aufgezogen, die Cola aus dem Strohhalm geschlürft und die Nachos in die Käsesoße gedippt: Das Kino ist zurück – die Änderungen in der Corona-Verordnung Ende Juni machten es möglich.

Dank Lockerungen der Corona-Regeln ist der Kinobetrieb seit Monatsbeginn unter Auflagen wieder möglich. Doch wie gelang den Betreibern der Neustart nach acht Monaten Lockdown? Wie blicken sie auf das Geschäft in den Sommerferien? Und wird ihnen die Delta-Variante des Virus einen Strich durch die Rechnung machen?

Mitarbeiter nach Lockdown abgesprungen

Hans-Detlef Rabe, Geschäftsführer vom Cinestar Konstanz, zeigt sich erleichtert, dass sein Kino wieder öffnen darf. Die letzte Vorstellung hatte zuvor am 1. November 2020 stattgefunden – der Tag als der „Lockdown light“ begann, sagt er auf SÜDKURIER-Nachfrage. Danach folgten acht Monate Zwangspause, in denen zahlreiche Betriebe wie auch Kinos um ihr Überleben bangten.

„Die Situation im Winter war angespannt, ohne die Überbrückungshilfen hätten wir das nicht überstanden“, sagt Hans-Detlef ...
„Die Situation im Winter war angespannt, ohne die Überbrückungshilfen hätten wir das nicht überstanden“, sagt Hans-Detlef Rabe, Geschäftsführer des Konstanzer Kinos Cinestar. | Bild: Cian Hartung

„Die Situation im Winter war angespannt, ohne die Überbrückungshilfen hätten wir das nicht überstanden“, sagt Rabe. Ähnlich wie in der Gastronomie hätte auch das Cinestar-Kino einige Mitarbeiter im Laufe des Lockdowns verloren. „Einige wollten nach den Lockerungen andere Wege einschlagen“, sagt er. Daher würden noch neue Mitarbeiter gesucht. „Daher haben wir bislang eingeschränkte Öffnungszeiten“, so Rabe.

Corona-Regelung für Kinos

Nach der Wiederöffnung sei er mit der Entwicklung aber sehr zufrieden, sagt Rabe. „Dank des Regenwetters ist es bislang ein kinofreundlicher Sommer.“ Auch das Kinoprogramm mit Actionfilmen wie „Black Widow“ oder „Fast & Furious 9“ führte dazu, dass sich viele Menschen für einen Kinobesuch entschieden. Große Hoffnung setzt er auch auf den James-Bond-Film, der am 30. September anlaufen soll. „Ich hoffe, dass die Delta-Variante uns bis dahin keinen Strich durch die Rechnung macht.“

Kritik an Bevorzugung der Gastronomie

Laut den Corona-Regeln ist es Kinos in Baden-Württemberg aktuell erlaubt, maximal 30 Prozent der Sitzplätze ohne Schnelltestpflicht zu füllen. Für den größten Saal im Cinestar, der normalerweise Platz für 280 Zuschauer hat, bedeutet das: nur 80 Plätze dürfen belegt werden. Rabe bedauert die begrenzte Auslastung und sagt: „Ich hoffe, dass sich das in den kommenden Monaten noch ändert.“

Jede zweite Sitzreihe in diesem Kinosaal des Cinestar ist abgesperrt.
Jede zweite Sitzreihe in diesem Kinosaal des Cinestar ist abgesperrt. | Bild: Cian Hartung

Rabe kritisiert auch, dass bei Gastronomiebetrieben im Gegensatz zu Kinos aktuell keine Personenbeschränkung im Innenraum gelte. „Ein Kinobesuch birgt kein erhöhtes Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Das haben mehrere Pilotprojekte gezeigt“, so der Geschäftsführer des Cinestar. Für einen sicheren Kinobesuch sei gesorgt. „Wir haben eine Lüftung und bei uns ist ein Luftaustausch gewährleistet.“

Zebra-Kino: Open-Air-Kino statt Vorstellungen in Kinosälen

Im Gegensatz zum Cinestar sind beim Zebra-Kino die Kinosäle trotz der Lockerungen weiterhin geschlossen. Das liege nicht an der Corona-Pandemie, wie Geschäftsführer Christopher Sinz erklärt, sondern an der traditionellen Sommerpause, die bis Mitte September ginge. „Im Juli und bis Mitte August bieten wir ausschließlich Open-Air-Vorstellungen an.“

Christoph Sinz, Geschäftsführer des Zebra-Kinos.
Christoph Sinz, Geschäftsführer des Zebra-Kinos. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Bei diesen Veranstaltungen, die im Innenhof des Neuwerks in der Oberlohnstraße stattfinden, könne man gemäß der Corona-Regelungen aktuell eine Auslastung von 60 Prozent zulassen – das bedeutet eine maximale Kapazität von 150 Sitzplätzen, so Sinz.

Das Überleben des Zebra-Kinos ist gesichert

In finanzieller Hinsicht habe das Zebra-Kino, das als gemeinnütziger Förderverein eingetragen ist, den Lockdown gut überstanden, sagt der Geschäftsführer. „Wichtig ist es, dass wir finanziell bei der Null rauskommen. Und das schaffen wir.“ Finanzhilfen habe man während des Lockdowns erhalten. Auch der staatliche Förderzuschuss der Stadt sei wieder genehmigt worden. Das Überleben des Zebra-Kinos ist damit gesichert.

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Die größte Herausforderung sei vielmehr die Personalsituation, erklärt er. Neben zwei Festangestellten arbeiteten beim Kino überwiegend Ehrenamtliche. „Die meisten sind Studierende, die einige Jahre hier studieren, arbeiten und dann wieder wegziehen.“ Wichtig sei es daher, Mitarbeiter zu halten und neue zu finden, so Sinz.

Kino-Betrieb ab September? „Das werden wir dann mal gucken“

Abseits von der Personalsituation konzentriert sich der Geschäftsführer aber vorerst auf die Open-Air-Saison, die bis Mitte August andauert. Nach einem Filmfestival Mitte September werde man zum Programmbetrieb zurückkehren. Wie der Kinobetrieb unter der Corona-Lage dann möglich sein werde, „das werden wir dann mal gucken“, sagt Sinz.

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Der Geschäftsführer hofft jedoch, dass die Kinos im Gegensatz zum vergangenen Jahr in diesem Herbst und Winter offen bleiben. Dass Maskenpflicht gelte und die Betreiber Besucherdaten aufnehmen müssten, hält er für möglich. Den Gedanken, dass es im Herbst wieder volle Kinosäle geben könnte, sieht er dagegen skeptisch. „Wir werden kaum mit voller Kapazität offen haben.“