Burghard von Sondern jätet Unkraut, das über die niedrige Steinumrandung ins Beet hineinwachsen möchte. Der 88-Jährige hegt und pflegt das stil- und pietätvolle Grab. Der Gedenkstein aus Marmor erinnert an einen Obelisken.

Im oberen Bereich sitzt in einer Einbuchtung ein Uhu, darunter die Buchstaben PAC sowie die Ziffern 267. Das steht für Porta Alpina Constantiae 267 und bedeutet: Der, der hier liegt, war Mitglied der Konstanzer Ausgabe der Männervereinigung Schlaraffia.

Der Uhu der Schlaraffia wacht über das Grab.
Der Uhu der Schlaraffia wacht über das Grab. | Bild: Schuler, Andreas

Und wer liegt hier? Der Blick auf den Namenszug verrät: Burghard von Sondern, freier Architekt, geboren am 31. Januar 1933, gestorben am... Halt. Moment. Stopp.

Burghard von Sondern? „Ja, richtig, das ist mein Grab“, bestätigte der 88-Jährige, der gerade eben noch das Unkraut gejätet hat, und lächelt warmherzig. „Und das meiner Frau Uschi.“

Burghard von Sondern an seinem Grab.
Burghard von Sondern an seinem Grab. | Bild: Schuler, Andreas

Es ist also alles angerichtet für die Zeit nachdem Tod. Das einzige, was noch fehlt, sind die Sterbedaten des Ehepaares. Und das Ehepaar selbst natürlich. Doch die beiden sind quicklebendig – und haben nicht vor, so bald zu sterben. Wieso also steht hier in erster Reihe auf dem Konstanzer Hauptfriedhof das Grab der beiden Lebenden? In mitten verstorbener Menschen?

„Weißt du was: Wir besorgen uns ein schönes Grab.“

„Wir wollten das selbst organisieren, damit wir wissen, dass es schön ist und uns gefällt“, erklärt Burghard von Sondern. „Mein Vater liegt dort drüben.“ Er zeigt in den Bereich neben dem Haupteingang. „Wir oft bin ich an seinem Grab? Vielleicht dreimal pro Jahr. Leider verwahrlosen viele Gräber, das ist sehr traurig. Das wollten wir nicht.“

Stil- und pietätvoll: Das Grab des Ehepaars von Sondern.
Stil- und pietätvoll: Das Grab des Ehepaars von Sondern. | Bild: Schuler, Andreas

Er möchte seinen drei Kindern das ganze Prozedere nach dem Ableben der Eltern nicht zumuten. „Die haben so wenig Zeit und sind sehr beschäftigt“, erzählt er. „Also habe ich vor einem Jahr zu meiner Frau gesagt: Weißt du was: Wir besorgen uns ein schönes Grab, lassen uns einen Quader bauen und zahlen das auch alles gleich. Dann haben unsere Jungs keinen Ärger damit.“

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