Nichts hält länger als ein Provisorium. Eines dieser Provisorien können Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger am Bahnvorplatz Reichenau und Kindlebildstraße bestaunen. Die Übergangslösung stößt schon seit Jahren auf nicht sonderlich viel Gegenliebe bei den Mitgliedern des Technik- und Umweltausschusses (TUA) im Kreistag Konstanz. „Es herrschen dort zum Teil chaotische Verhältnisse“, kritisiert Georg Geiger von der FDP. Auch Andreas Schmid von der CDU sagt, seine Fraktion sieht dringenden Handlungsbedarf.

Ein einziges Provisorium: Die Kreuzung Kindlebildstraße am Reichenauer Bahnhof soll umgestaltet werden. Das Regierungspräsidium hat nun ...
Ein einziges Provisorium: Die Kreuzung Kindlebildstraße am Reichenauer Bahnhof soll umgestaltet werden. Das Regierungspräsidium hat nun einen Vorschlag dafür ausgearbeitet. | Bild: Kerstin Steinert

Betonklötze dienen als Verkehrsinseln. Wer von Wollmatingen kommend auf die Kindlebildstraße Richtung Insel Reichenau/B33 abbiegen möchte, muss dem abknickenden Verkehr Vorfahrt gewähren. Aber Vorsicht: Es gibt noch den querenden Radverkehr.

„Es herrschen dort zum Teil chaotische Verhältnisse“, sagt Georg Geiger (FDP) zur Verkehrssituation an der Kreuzung Kindlebildstraße ...
„Es herrschen dort zum Teil chaotische Verhältnisse“, sagt Georg Geiger (FDP) zur Verkehrssituation an der Kreuzung Kindlebildstraße Ecke Reichenau Bahnhof. | Bild: Patrick Pfeiffer

Das kleine Chaos soll bald der Vergangenheit angehören. „Der Umbau des Bahnhofsvorplatzes Reichenau ist eine Folgemaßnahme des Aus- und Neubaus der B33“, sagt Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg (RP). Das RP, welches die Baulast im Zuge des Ausbaus der B33 trägt und damit auch die der Kindlebildstraße, hat sich Gedanken gemacht, wie es dort in Zukunft aussehen könnte. Im TUA haben sie nun die Vorzugsvariante G vorgestellt.

Bild 3: Vorfahrt frei: So könnte der Bahnhofvorplatz am Bahnhof Reichenau bald aussehen
Bild: Schönlein, Ute

Wie soll die Kreuzung aussehen?

Bunte Flächen, viele Linien und eine Legende – auf der Entwurfsplanung der Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg des RP Freiburg zeigt auf dem Papier, was dort entstehen könnte. Im Mittelpunkt steht der Knotenpunkt der Kindlebildstraße, der nördlich der Bahnlinie liegt: Er soll weiterhin eine abknickende Vorfahrtsstraße bleiben. „Im Zuge der Voruntersuchung wurden zahlreiche Varianten geprüft. Die abknickende Vorfahrt ist ein Kompromiss für alle Projektbeteiligten und stellt letztendlich die Vorzugsvariante dar“, erklärt die Pressesprecherin.

Bereits jetzt haben Autofahrer auf der Straße, wenn sie aus Richtung Insel Reichenau/B33 kommen und weiter Richtung Reichenau-Waldsiedlung unterwegs sind, Vorfahrt. Wer von Richtung Wollmatingen/Reichenau-Lindenbühl kommt, muss stoppen und den fließenden Verkehr durchlassen. Die abknickende Straße Richtung Reichenau-Waldsiedlung wird in der Vorzugsvariante zur Gemeindeverbindungsstraße.

Wo soll der Radweg verlaufen?

Momentan verläuft der Radweg nördlich entlang der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Waldsiedlung und Lindenbühl. Das soll künftig geändert werden. Das RP plant den Radweg zu verlegen. „Die Verlegung des Radwegs auf die Südseite war eine maßgebliche Rahmenbedingung für die Planung. Durch die Umlegung sollen notwendige Straßenquerungen der Radfahrenden vermieden beziehungsweise reduziert werden“, sagt Spannagel.

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Bisher müssen Radfahrer von Hegne kommend über die Gemeindeverbindungsstraße fahren, rechts auf den Fuß- und Radweg, am Bahnhof Reichenau die Kindlebildstraße queren und in einem sehr spitzen linken Winkel nach Konstanz abbiegen. Diese Engstelle könnte bald verschwinden. „Der Bereich wird verbreitert und durch einen größeren Radius verbessert“, sagt Spannagel.

Radfahrer müssen in einem spitzen Winkel über die Bahngleise fahren. Diese Engstelle soll verbreitert werden.
Radfahrer müssen in einem spitzen Winkel über die Bahngleise fahren. Diese Engstelle soll verbreitert werden. | Bild: Kerstin Steinert

An dieser Stelle gibt es aber fraktionsübergreifend Kritik. Optimal sei diese Lösung nicht, finden die Fraktionen der Grünen, SPD und FDP. Die Grünen kritisieren, dass Radfahrer, die von der Waldsiedlung kommen und nach Konstanz wollen, über die Bahnschienen müssen. Direkt danach können sie aber nicht nach Konstanz abbiegen. Erst 27 Meter hinter den Gleisen befindet sich eine Verkehrsinsel, die für die Radfahrer als Querung dienen. „Da im Kreuzungsbereich Süd aus bahnrechtlichen Zwängen ein gewisser Abstand zur Bahnstrecke eingehalten werden muss, entsteht ein Umweg für Radfahrende. Dies wird zur Folge haben, dass Ortskundige die Straße direkt vor den Schlagbäumen kreuzen oder quer über die Kreuzung fahren“, befürchtet Fraktionssprecherin Saskia Frank. Ganz ähnlich sieht das auch Georg Geiger von der FDP.

„Dies wird zur Folge haben, dass Ortskundige die Straße direkt vor den Schlagbäumen kreuzen oder quer über die Kreuzung fahren“, sagt ...
„Dies wird zur Folge haben, dass Ortskundige die Straße direkt vor den Schlagbäumen kreuzen oder quer über die Kreuzung fahren“, sagt Saskia Frank zur Lösung für Radfahrer. | Bild: Frank Müller

Die Grünen-Fraktion könnte sich als Alternative auch eine Unterführung unter den Bahngleisen vorstellen. Aber das sei natürlich kostenintensiv. „Dies brächte den immensen Vorteil, dass der gesamte Weg vom Bahnhof Wollmatingen bis Allensbach im Sinne einer Radschnellverbindung für den Radverkehr in Zukunft nahezu ohne kreuzenden Autoverkehr wäre“, begründet Frank ihre Idee.

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Dass die verschiedenen Verkehre sich nicht in die Quere kommen dürfen, fordert auch Markus Zähringer von der SPD. Er sagt: „An diesem Verkehrsknotenpunkt wird es wichtig sein, dass die verschiedenen Verkehre (KfZ, Radfahrer und ÖPNV) konfliktarm organisiert, gesteuert beziehungsweise geleitet werden.“

„An diesem Verkehrsknotenpunkt wird es wichtig sein, dass die verschiedenen Verkehre (KfZ, Radfahrer und ÖPNV) konfliktarm organisiert, ...
„An diesem Verkehrsknotenpunkt wird es wichtig sein, dass die verschiedenen Verkehre (KfZ, Radfahrer und ÖPNV) konfliktarm organisiert, gesteuert beziehungsweise geleitet werden“, sagt Markus Zähringer vom der SPD. | Bild: 47616701231_017243105d_o.jpg

Wohin werden die Busse verlegt?

Die Busstationen befinden sich aktuell verteilt an mehreren Stellen entlang der Kindlebildstraße und Lindenallee. Diese Haltestellen sollen zentral im Gewerbegebiet Göldern gebündelt werden. Sie ziehen auf den Parkplatz südlich der Bahnlinie um. Drei Haltestellen werden dort eingerichtet. Die Zufahrt erfolgt über die Straße Am Wollmatinger Ried. „Sehr positiv ist die Ausweisung eines Busbahnhofes und die damit verbundene Linksabbiegespur und die Einbahnregelung in der Straße“, sagt Geiger.

Die Kindlebildstraße Richtung Reichenau-Waldsiedlung (in die Gemeindeverbindungsstraße) soll weiterhin eine abknickende Vorfahrtsstraße ...
Die Kindlebildstraße Richtung Reichenau-Waldsiedlung (in die Gemeindeverbindungsstraße) soll weiterhin eine abknickende Vorfahrtsstraße bleiben. | Bild: Kerstin Steinert

Weil die Gelenkbusse in den Kurven einen großen Radius benötigen, wird die Straße Am Wollmatinger Ried zur Einbahnstraße. Autofahrer können dort dann nur noch im Uhrzeigersinn fahren. Damit es bei der Einfahrt auf den Parkplatz beziehungsweise zu den Bushaltestellen keinen Rückstau auf die Gleise gibt, wird auf der Kindlebildstraße eine Linksabbiegespur eingerichtet.