Seit 2018 lagen die Geschicke der Ten-Brink-Schule in weiblicher Hand, nämlich in der zierlichen, aber zupackenden Hand von Birgit Steiner. Mit dem für sie typischen Elan und Engagement und der nicht unterzukriegenden guten Laune packte sie tatkräftig auf vielen Ebenen an, um das angeschlagene Image der Schule wieder auf das gewohnte Level zu bringen. Keine einfache Aufgabe für die Rektorin aus dem Grundschulbereich, die sich in das noch relativ neue und komplexe System der Gemeinschaftsschule einarbeiten musste. Das Kollegium war im Wandel, erfahrene Lehrkräfte gingen in Pension und neue, auch Berufsanfänger, kamen dazu. Die Corona-Pandemie mit all ihren Widrigkeiten musste bewältigt werden und genauso herausfordernd waren anschließend die explodierenden Schülerzahlen in den Vorbereitungsklassen, die durch den Ukraine-Krieg und die Zuwanderung entstanden. Alles in allem keine einfache Startposition.

Dies alles und viel mehr spiegelte sich in den zahlreichen Reden zu ihrer Verabschiedung wieder. Nach der Begrüßung durch Konrektorin Julia Reiser erfreuten die Fünftklässler mit Franziska Demattio das Publikum mit einem Glockenspiel, begleitet durch Moritz Grundel am Schlagzeug, der durch zwei Soli begeisterte. Durchs Programm führte dann Sarah Billinger stellvertretend für das Kollegium.

Das könnte Sie auch interessieren

Schulamtsleiterin Bettina Armbruster skizzierte den beruflichen Werdegang von Birgit Steiner vom ersten Staatsexamen 1982 in Nürtingen über die vielen Stationen, unter anderem auch als Fortbildnerin im Seminar Nürtingen, bis sie 2006 der Liebe wegen im Landkreis Konstanz landete und ab 2008 als Rektorin in der Scheffelschule in Rielasingen tätig wurde. Ab 2018 wirkte sie an der Ten-Brink-Schule, dann auch als geschäftsführende Schulleiterin. Was immer wieder, auch bei der Rede von Bürgermeister Ralf Baumert und den Grundschulrektorinnen, angesprochen wurde, waren ihre Leidenschaft für Fortbildung, für Förderung der Schüler, für Impulsgebung an die Gemeinde, ihr Enthusiasmus, ihr Ideenreichtum und Zukunftsorientierung.

Birgit Steiner hat von Bürgermeister Ralf Baumert einen Abschiedsstrauß erhalten.
Birgit Steiner hat von Bürgermeister Ralf Baumert einen Abschiedsstrauß erhalten. | Bild: Dagmar Wenzler-Beger

Bürgermeister Baumert bestätigte Steiner, dass sie Vieles zusammen mit dem Schulträger auf den Weg gebracht hat, wie zum Beispiel den Bewegungsparcour auf dem Schulhof, der auch für die Bevölkerung zugänglich ist. „Sie hinterlassen eine geordnete Schule, die bestens aufgestellt ist“, so sein Resümee.

Lob von Eltern und Kollegium

Gesamtelternbeirätin Katharina van Eek lobte den offenen und vertrauensvollen Austausch zwischen Eltern und Schulleitung und die immer konstruktive Zusammenarbeit. „Der Ruf der Schule war im Keller, doch Birgit hat die Schule gegen alle Anfeindungen stets verteidigt“, so van Eek. Neben zahlreichen Geschenken erklärte Pfarrer Joachim von Mitzlaff mit dem Buch „Der Reisepass zum Glück“ die neun Lektionen zum Glücklichsein, wobei die scheidende Rektorin mindestens drei davon schon intus habe: Familie, Bewegung und Natur.

Birgit Steiner, hier mit einem ihrer sechs Enkel, will sich künftig mehr zeit für die Familie nehmen.
Birgit Steiner, hier mit einem ihrer sechs Enkel, will sich künftig mehr zeit für die Familie nehmen. | Bild: Dagmar Wenzler-Beger

Die Rektorinnen Stefanie Berger von der Hardbergschule, Franziska Nöthen von der Scheffelschule und Sonja Lanzenberger von der Hebelschule attestierten ihr Redegewandtheit und Begeisterungsfähigkeit und, nicht zu vergessen, ein stets modisch schickes Auftreten. Zur Zukunftsorientiertheit brachte Franziska Nöthen das Beispiel, dass die heute geforderte Ganztagesbetreung in Grundschulen durch Birgit Steiner schon vor zehn Jahren eingeführt wurde und das von ihr initiierte Sportprofil der Schule bis heute fortgeführt und weiterentwickelt wurde.

Das Thema Sport zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Leben und das schulische Wirken von Birgit Steiner, was auch durch den Auftritt der acht Mädchen ihrer Tanz AG bewiesen wurde. Sie zeigten eine tolle Choreographie auf Musik von „Que Calor, Baba und Bravlio Fogon“ , die das Publikum zum Mitklatschen animierte.

Schulleiterin, die sich für die Jungs stark macht

Birgit Steiner, nun selbst am Rednerpult, gab Einblicke in ihren Werdegang und in ihr Leben, die von Fotos aus ihrem privaten Familienalbum ausgeschmückt wurden. Neben ihrer anspruchsvollen Tätigkeit als Schulleiterin und Fortbildnerin war sie ja auch noch erfolgreiche Buchautorin. 20 Jahre lang schrieb sie für Schulbuchverlage wie den Verlag an der Ruhr, für Klett und Cornelsen überwiegend didaktische Bücher. 2015 erschien dann ihr Sachbuch mit dem Titel: „Artgerechte Haltung – Zeit für eine jungengerechte Erziehung“, das sich eben hauptsächlich mit dem Umgang von Jungs in Schule und Familie beschäftigt. Kleines Schmankerl am Rande: Fünf ihrer sechs Enkelkindern sind Jungs.

Das könnte Sie auch interessieren

Zum Abschied von Schülerinnen und Schülern sagte sie: „Ja, ich werde sie vermissen, meine hormongesteuerten Siebtklässler, die dann in Klasse neun oder zehn immer zu tollen jungen Menschen geworden sind!“ Und es wäre nicht Birgit Steiner, wenn nicht auch eine Kritik an der Bildungspolitik geäußert würde: „Solange sich die Bildungspolitik an Wählerstimmen misst, solange wird Schule eine große Baustelle sein“, lautete die Mahnung der scheidenden Schulleiterin an ihre Nachfolger.

Ein Quiz für die scheidende Rektorin

Zum Abschluss veranstaltete das Kollegium mit ihr noch das große Birgit-Steiner-Quiz im Jeopardy-Stil und sang für sie das Lied: „Vita Bella“. Miriam Fischer überreichte schließlich das Geschenk des Kollegiums. Konrektorin Julia Reiser führt die Schule vorerst kommissarisch weiter.