Lässt sich eine Kunstausstellung ins Internet verlegen? Bedingt durch die Corona-Pandemie lautet die Antwort: Ja. Die für dieses Jahr geplante Kunstausstellung in den Talwiesenhallen wäre aufgrund der aktuell gültigen Zutrittsbestimmungen nur schwer durchführbar gewesen. So hatten sich die Verantwortlichen dazu entschieden, die Werke von acht ortsansässigen Künstlern über die Internetseite der Gemeinde zu präsentieren.
In einer Zeit, in der das gesellschaftliche Leben zu kurz kommt und es kaum Platz für Kunst und Kultur gibt, wurde damit eine Plattform geschaffen, auf der sich Künstler präsentieren und Kunstinteressierte sich informieren können und man Kontakt zueinander knüpfen kann.
Lob für die Gemeinde
Petra Ehinger stellt im Netz ihre Serie „Seestück“ aus. Die Coronazeit habe auf die unmittelbare Umgebung mit einer wunderschönen Landschaft zurückgeworfen, so die Malerin. Und der See habe es ihr angetan, besonders im Sommer. „Nachdem die Ausstellung bereits im letzten Jahr abgesagt worden war, kam ich auf die Idee einer digitalen Ausstellung“, berichtet die Künstlerin.
Sie äußert sich dankbar gegenüber der Gemeinde über die Umsetzung dieses digitalen Forums. Denn gerade Künstlern müsse man in der Pandemie Möglichkeiten der Präsentation bieten, betont sie. Sonst würden diese langsam keine Energie mehr aufbringen können, sich kreativ zu äußern.

„Es braucht Mut, um neue Wege in der Pandemie auszuprobieren“, sagt Joachim Böhm, der von Beginn an die Kunstausstellung mitorganisiert. Er kann von einer spannenden Geschichte der Kunstausstellung erzählen: Vor fast vier Jahrzehnten wurde diese zum ersten Mal veranstaltet.
Damals wurden die Werke im Rathaus ausgestellt, nach ein paar Jahren zog die Ausstellung in den Neubau der Scheffelschule, von dort aus ging es über den Kulturpunkt Arlen weiter in den Festsaal der Talwiesenhallen, bis die Ausstellung nun im Internet landete.
„Ich freue mich über die digitale Möglichkeit, meine Bilder zu zeigen“, sagt Hermann Knapp aus Arlen. Das sei wegen der Pandemie im Moment die einzige Möglichkeit. Er stellte Bilder ein, die er alle in der Natur gemalt hatte. Doch beim Betrachten seiner Bilder wird auch deutlich, dass von der Wirkung der Werke über den Bildschirm etwas verloren geht. Am Beispiel „Wald-Idyll“ wird deutlich, dass die starken Formen und Farben auf dem Computerbildschirm nicht dieselbe Ausdrucksweise wie das Original haben.
Für Roberta Mincone ist die Ausstellung im Netz sogar eine sehr gute Möglichkeit. Sie selbst steht nach eigener Aussage nicht gerne in der Öffentlichkeit und so bietet ihr das Netz einen angenehmen Rahmen. „Die Qualität leidet in der digitalen Form“, merkt die Künstlerin an. In der Realität würden ihre Werke viel tiefer wirken als dies über einen Bildschirm möglich sei. Übrigens stammt von ihr die vor dem Rathaus stehende Skulptur „Hände“.
Ideen für Präsenz-Ausstellungen der Zukunft
Die beliebte Kunstausstellung im Dorf soll es auch weiterhin geben, erklärt Kulturamtsleiterin Jessica Trombetta. Für die nächste Ausstellung in Präsenz macht sie sich jetzt schon Gedanken und entwickelt kreative Ideen. „Wir wollen unsere Kunstausstellung lockerer präsentieren“, sagt Jessica Trombetta. Dabei sollen die Besucher die Möglichkeit haben, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen.
Das Ganze könnte eine Art Kunstroute durch das Dorf werden. An verschiedenen Orten sollen die Künstler einen Raum und eine Zeit erhalten, in der sie sich und ihre Werke frei präsentieren können. Gezielt weg von den bisherigen Stellwänden in den Talwiesenhallen. So könne das Ganze kreativer und freier präsentiert werden, findet Jessica Trombetta und ergänzt: „Dieses Konzept öffnet den Blick auf den Künstler selbst“.
Digitale Werkschau
- Die im Internet ausgestellten Werke der ortsansässigen Künstler lassen sich noch bis 31. Januar über die Homepage der Gemeinde Rielasingen-Worblingen anschauen: www.rielasingen-worblingen.de. Hier finden sich auch Beschreibungen zu den Werken und Informatives über die Künstler selbst.
- Teilnehmende Künstler: Joachim Böhm, Heike Czioska, Petra Ehinger, Ursula Eisenlohr, Hermann Knapp, Roberta Mincone, Christa Schwarz-Meyer und Susanne Sterk.