Mit Blasen, Ziehen, Drücken und mit den Händen formt er seine Kunstwerke. Mit flinken Fingern arbeitet er einen Stern in eine Glaskugel ein. Detlef Greiner-Perth ist Glasbläser. Wenn es um seine Arbeit geht, dann hat der 65-Jährige immer ein Funkeln in seinen Augen und ein Lächeln auf den Lippen. Dabei ist es egal, ob er im Esszimmer seiner Mutter sitzt und über seine Familiengeschichte spricht, oder ob er in der Werkstatt hinter einem Gasbrenner sitzt und das Glas in die gewünschte Form bringt. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme für seine Glasbläserei.
Fast 40 Jahre lang betreibt Detlef Greiner-Perth die Werkstatt in Rielasingen. Was diese Erfahrung bedeutet, wird erst so richtig klar, wenn der Glasbläser seine Schutzbrille aufzieht. „Ich habe jetzt einen Stand erreicht, wo mir vieles leichter fällt und ich vieles automatisch machen kann“, berichtet er. Das wird auch beim Besuch in der Werkstatt deutlich: In kürzester Zeit hat er einen kleinen Schwan und mehrere Glaskugeln quasi aus dem Nichts erschaffen und nebenbei über seine Arbeit erzählt.
Nostalgie in der Werkstatt ist greifbar
Das Besondere dabei: „Ich arbeite heute noch so, wie mein Großvater vor hundert Jahren gearbeitet hat“, erklärt er. Dabei dreht er den Gasbrenner auf und fängt an, das Feuer zu kontrollieren. „Ich arbeite mit der Technik Glasblasen vor der Lampe“, sagt Greiner-Perth und beginnt, das Glas zu drehen. Diese Technik stamme aus dem 17. Jahrhundert. Damals hatten die Glasbläser kleine Öllampen vor sich auf dem Tisch stehen und haben über einen Blasebalg Luft eingeblasen. Dadurch ist eine kleine Flamme entstanden und die Kunst konnte gefertigt werden, erklärt der Experte.
Genau so ein Blasebalg steht heute noch in der Glasbläserei von Detlef Greiner-Perth in Rielasingen. Er werde zwar nicht mehr benutzt, da er durch einen Gasbrenner ersetzt wurde, aber das beschreibt die Kunst des 65-Jährigen sehr gut: Er stellt alles von Hand her und freut sich über jedes Stück, das er fertigstellt. So ziert auch jedes Mal ein Lächeln sein Gesicht, als der Schwan und die drei Glaskugeln fertiggestellt sind. Später wird er die Kugeln für 5 bis 10 Euro verkaufen.
Dazu benötigt er aber nicht nur die angemessene Ausstattung, sondern auch das richtige Glas. „Das ist das Besondere am Glas: Es hat nicht einen festen Schmelzpunkt, sondern einen Schmelzbereich.“ Seine Flamme habe zwischen 900 und 1100 Grad, berichtet er. Grundsätzlich werde Glas aber zwischen 540 Grad und 1350 weich.
In dem Hitzebereich, in dem er arbeite, sei das Glas so zäh wie Honig, erklärt der 65-Jährige. Das zeigt auch die Herstellung seiner Glaskugeln: Er beginnt das Glasrohr zu formen und rollt die weich gewordene Masse durch farbige Glassplitter, damit am Ende ein Farbspiel auf der Kugel zu sehen ist.
Es komme vor allem auf die Technik an. „Wenn ich das Glas nicht drehe oder bearbeite, dann läuft es mir weg. Das ist auch die wichtigste Handbewegung: Immer das Glas zu drehen, damit es immer gleichmäßig erwärmt wird“, so der Glasbläser.
Der Blasebalg ist nicht der einzige nostalgische Faktor in der Werkstatt. Es hängen nicht nur überall die fertigen Arbeiten, sondern auch Artikel oder Urkunden. Faszinierend daran ist die Kopie einer Urkunde, welche den Vertrag zwischen Hans Greiner und Christoph Müller, zwei seiner Vorfahren, mit dem Herzog Casimir von Coburg zeigt. In diesem Vertrag bekommen Sie die Erlaubnis, 1597 eine Glashütte am Lauscherbach in Thüringen zu errichten, erklärt er.
Eigentlich ist er Betriebswirtschaftler
Wie viel ihm die Familie und die Glasbläserei bedeutet, wird auch deutlich, wenn er über seinen Vater spricht. Da wird aus einem lauten und lebensfrohen Menschen eine sehr ruhige und zurückhaltende Person. Erich Greiner-Perth eröffnete die Glasbläserei in Rielasingen und war bis 1987 der Leiter. Dann übernahm sein Sohn Detlef den Betrieb.

Eigentlich hatte er aber einen anderen Plan im Leben. „Ich habe Betriebswirtschaft studiert und habe eigentlich nicht gedacht, dass ich als Glasbläser weitermache“, berichtet Detlef Greiner-Perth. Doch dann kam ein Schicksalsschlag für den heute 65-Jährigen. „Mein Vater ist schwer erkrankt und dann habe ich gesagt, ich komme heim und mache hier weiter.“

An der Wand hängen auch Auszeichnungen für seine eigene Arbeit. „Ich habe 1990 den Staatspreis vom Land Baden-Württemberg für Kunsthandwerk bekommen“, berichtet er, während er die Glaskugel auf der einen Seite von dem Blasrohr abtrennt. Man sieht ihm an, wie stolz er auf diese Auszeichnung ist.
Kugeln in den Fenstern sind größte Auszeichnung
Aber nicht die Papiere an der Wand, sondern die Kugeln in den Fenstern in Rielasingen sind die größten Auszeichnungen seiner Karriere. Er habe über viele Jahre ein Ferienprogramm in seiner Werkstatt für Kinder angeboten, berichtet er. Zum Schluss durften die Kinder sich daran versuchen, eine Kugel zu blasen. Noch heute sehe er diese in ganz Rielasingen verteilt, dann erinnere er sich gerne an diese Momente zurück.
„Es ist etwas Schönes“, berichtet er. Er müsse schauen, dass seine Kunst bei den Leuten ankommt und irgendeine Form von Emotionen auslöst. Das scheint er zu schaffen. „Wenn Leute kommen und sagen, dass sie schon früher da waren, diese Geschichten sind schön. Diese Geschichten sind der Anreiz“, sagt er und formt jetzt einen Henkel, an dem die Kugel aufgehängt werden kann.
Aber nicht nur in Rielasingen kommt seine Arbeit gut an, sondern auch auf Messen, die er besucht. „Es ist faszinierend, wenn ich auf einem Markt vorführe und dann die Kinder schauen, wie ich eine so große Flamme beherrsche“, sagt er und verpackt die fertige Glaskugel in einer Transportbox, damit er diese verschenken kann.
Hinter der Zukunft steht noch ein Fragezeichen
Er hoffe, dass er diese Freude noch lange bereiten kann. „Ich bin jetzt 65. Ich möchte es gerne noch so lange wie möglich weiter machen“, so Greiner-Perth. Seine Mutter ist 85 Jahre alt und sitzt ab und zu noch in der Werkstatt. „Wenn das bei mir auch noch so lange geht, dann würde mich das auch freuen.“ Aber es gibt noch ein Problem.
Aktuell wird die Glasbläserei in Rielasingen mit ihm ein Ende nehmen. „Von meinen vier Kindern wird leider niemand den Betrieb übernehmen. Insofern wird das mit mir aussterben“, sagt er. Aber das sei auch bei seinem Vater schon so gewesen und dann ist Detlef Greiner-Perth in letzter Minute eingesprungen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, sagt er. Vielleicht ist er doch nicht der Letzte, der das Feuer und die Flamme in der Glasbläserei in Rielasingen ausdreht.