Drinnen Parolen, draußen Gegendemonstranten – es war ein Bild, das man von Veranstaltungen der Alternative für Deutschland (AfD) gewohnt ist. Nun war es in Rielasingen-Worblingen in und um die Talwiesenhalle so weit: Der Kreisverband der AfD hat zu einem Bürgerdialog geladen. Vor der Halle waren zwei Gruppen zu Gegenkundgebungen aufgelaufen, getrennt durch Bauzäune: auf der einen Seite das Bündnis „Demokratie stärken“, auf der anderen Seite die Vertreter der Linken und der Antifa aus Konstanz.
Das Bündnis „Demokratie stärken“ aus Rielasingen-Worblingen war mit befreundeten Demokratiebündnissen aus Singen und von der Höri mit rund 60 Demonstranten vertreten. Mit AfD-Zitaten auf Plakaten wollte das Bündnis zeigen, wie das Grundgesetz durch die in Teilen als rechtsextrem eingestuften Partei gefährdet wird. „Es ist klar, dass wir Probleme im Land haben, aber man muss sich bewusst machen, dass das Leute sind, die das System weg haben wollen“, erklärte Steffen de Sombre, Sprecher des Bündnisses und Gemeinderat der Grünen in Rielasingen-Worblingen.
Isabelle Zinsmaier war ebenfalls unter den Demonstranten: „Ich bin hier, um gegen die menschenverachtende Politik der AfD zu protestieren, die Menschenrechte mit Füßen tritt“, erklärte sie. Auch die Tatsache, dass die AfD den Klimawandel leugne, erschrecke sie.
Parolen gibt es auch von links
Immer wieder lauter Protest war vom Kreisverband der Partei „Die Linke“ und Vertretern der Antifa zu hören, die sich mit rund 20 Leuten auf der Wiese versammelten. Die Parolen wie „Wer AfD wählt, wählt Nazis“ wurden vor allem dann lauter, als der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner vor der Halle vorfuhr.
Drinnen beklatschten rund 100 AfD-Anhänger den Erfolg bei der Bundestagswahl und freuten sich lautstark darüber, zwei Ordnungsruf-Könige ihrer jeweiligen Parlamente zu begrüßen, nämlich Miguel Klauß (Landtag) und Stephan Brandner (Bundestag). Reinhard Pröll, AfD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat von Rielasingen-Worblingen, erklärte den Wahlerfolg so: „Wir nehmen halt die Stimmung mit.“
Viel Kritik an Politikern der CDU
Stimmung machten auch die Redner der AfD auf der Bühne – und zwar, um andere Parteien und demokratische Institutionen zu verunglimpfen. Zum Hauptfeind erkoren haben sie offenbar die CDU. Anton Baron, Fraktionsvorsitzender im Landtag, schimpfte über den „machtgeilen Merz“. Der Co-Landesvorsitzende Emil Sänze lästerte, Merz könne nicht einmal die Steuerarten unterscheiden. Klauß bezeichnete die CDU als „Grundübel der Nation“ und Brandner behauptete, die CDU lüge einem die Hucke voll.
Auf ähnlichem Niveau fand auch der Rest der Veranstaltung statt, etwa mit der Parole von Klauß, der öffentliche Personennahverkehr seien fahrende Asylantenheime. Ins Bild passt auch die Behauptung von Bernhard Eisenhut, Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Singen, zu dem auch Stockach gehört, dass er mit Steffen Jahnke im Kreistag hauptsächlich stören wolle. Dabei zeichneten sich die AfD-Vertreter der Region im Landtag und im Kreistag bislang vor allem durch Unauffälligkeit aus.