Wenn das Singener Ergebnis der Bundestagswahl kein Weckruf für die etablierten Parteien ist, dann fragt man sich, was es noch braucht. Erstmals gelingt es in der Stadt unterm Hohentwiel der AfD, die in Teilen vom Verfassungsschutz als rechtsextrem beobachtet wird, die CDU zu überflügeln. Zwar nur knapp, nämlich um 50 Stimmen oder 0,24 Prozentpunkte, und das auch nur bei den Zweitstimmen. CDU-Kandidat Andreas Jung hat bei den Erststimmen dann doch deutlich mehr überzeugt als AfD-Mann Bernhard Eisenhut. Aber dennoch.
Für die etablierten Parteien kann das nur eins heißen: Sie dürfen nicht weitermachen wie bisher. Denn hier beginnt eine Partei, deren Vertreter in Gremien höchstens durch populistische Anträge statt durch kluge Initiativen auffallen, verdienten Kräften den Rang abzulaufen, die viel für die Region und das Land getan haben.
Es wäre fatal, die Ursachen für dieses Ergebnis allein in der Bundespolitik zu sehen. Den Vertrauensverlust, der aus diesem Wahlergebnis spricht, bekämpft man nicht allein in Berlin. Dieses Vertrauen erneut zu gewinnen, dieses Terrain wieder gutzumachen, das fängt vor Ort an.