2024 feierte die Stadt Singen ihren 125. Geburtstag. Der SÜDKURIER wirft einen Blick zurück und schaut, wie sich die Stadt über die Jahre gewandelt hat. Bilder und Informationen wurden von Britta Panzer und Selina Mitchell vom Stadtarchiv Singen zur Verfügung gestellt.

Maggi-Werk

1887 eröffnete der Schweizer Unternehmer Julius Maggi eine Niederlassung des Maggi-Werks in Singen für die Abfüllung seiner Maggi-Würze. Bereits 1900 waren hier 450 Mitarbeiter beschäftigt. 1947 wurde schließlich durch den Zusammenschluss mit dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé der Grundstein für die weitere Entwicklung gelegt.

Ein frühes Bild des Speditionsgebäude der Maggi, aufgenommen 1898.
Ein frühes Bild des Speditionsgebäude der Maggi, aufgenommen 1898. | Bild: Stadtarchiv Singen

Früher befanden sich auf dem Firmengelände sogar ausgedehnte Anbauflächen. Angepflanzt wurden Kartoffeln, Erbsen, Blumenkohl, Wirsing, Tomaten, Bohnen und Lauch. Heute sind die Maggi-Produkte aus der Lebensmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Besonders bekannt ist die Maggi-Würze.

Das Maggi-Werk 2024: Über die Jahre ist das Gebäude modernisiert worden, die Ähnlichkeit zu früher ist aber klar erkennbar.
Das Maggi-Werk 2024: Über die Jahre ist das Gebäude modernisiert worden, die Ähnlichkeit zu früher ist aber klar erkennbar. | Bild: Graziella Verchio

Gasthaus „Zur Alten Post“/Karstadt

Alle kennen das Kaufhaus Karstadt in der August-Ruf-Straße. Zuvor stand hier jedoch das Gasthaus „Zur Alten Post“. Der Name rührt daher, da die Post hier von 1886 bis 1896 zu finden war. Unser Bild zeigt eine Aufnahme des Gasthauses mit Biergarten im Jahr 1905. Schon 1896 ging das Gebäude an die Gottmadinger Sternebrauerei.

Das Gasthaus „Zur Alten Post“ mit Biergarten. Die Aufnahme stammt von 1905.
Das Gasthaus „Zur Alten Post“ mit Biergarten. Die Aufnahme stammt von 1905. | Bild: Stadtarchiv Singen

Ab 1929 befand sich hier dann das Foto- und Brillengeschäft Hepp. Das Haus wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Nach dem Abbruch war der Neubau 1973 von Karstadt möglich. Das Foto- und Brillengeschäft wurde dann in das Kaufhaus integriert.

Das Kaufhaus Karstadt beherbergt heute andere Geschäfte als noch vor einigen Jahrzehnten.
Das Kaufhaus Karstadt beherbergt heute andere Geschäfte als noch vor einigen Jahrzehnten. | Bild: Graziella Verchio

Hotel Central Schweizerhof/H&M

Das Central Hotel Schweizerhof wurde 1906 in der August-Ruf-Straße erbaut. Der Jugendstilbau zählte laut Stadtchronik seinerzeit zu den schönsten und komfortabelsten Hotels der Region. In den 1960er-Jahren stand jedoch eine Renovierung an, die den Besitzern nicht tragbar schien. Folglich wurde das Hotel 1965 abgebrochen.

Das Central Hotel Schweizerhof wurde 1965 abgebrochen.
Das Central Hotel Schweizerhof wurde 1965 abgebrochen. | Bild: Stadtarchiv Singen

Inzwischen befindet sich hier seit 2014, nachdem das Gebäude saniert wurde, das Bekleidungsgeschäft H&M. Davor war das Kaufhaus Woolworth im ganzen Gebäude untergebracht und hat ab dem Einzug von H&M im Untergeschoss neu eröffnet. Vorgänger vom Woolworth war Bilka von 1966 bis 2013.

Nichts lässt erahnen, dass in der August-Ruf-Straße einmal ein Hotel gestanden hat. Viele Geschäfte waren über die Jahre hier ansässig, ...
Nichts lässt erahnen, dass in der August-Ruf-Straße einmal ein Hotel gestanden hat. Viele Geschäfte waren über die Jahre hier ansässig, inzwischen ist das Bekleidungsgeschäft H&M und Woolworth hier zu finden. | Bild: Graziella Verchio

August-Ruf-Straße/Kaiserstraße

Die August-Ruf-Straße ist das Herz der Singener Innenstadt. Sie hieß bis 1922 jedoch Kaiserstraße und wurde erst später, 1945, nach dem Singener Stadtpfarrer benannt. Im Bild ist der obere Teil der Straße zu sehen, als diese 1930 verbreitert wurde. Rechts im Bild ist das Bekleidungsgeschäft Elise Buchegger zu sehen.

Die obere August-Ruf-Straße wurde 1930 verbreitert.
Die obere August-Ruf-Straße wurde 1930 verbreitert. | Bild: Stadtarchiv Singen

Fast 100 Jahre später ist die August-Ruf-Straße kaum wiederzuerkennen: neue Gebäude, andere Geschäfte. Eine Konstante ist jedoch geblieben. Das Bekleidungsgeschäft Elise Buchegger gibt es immer noch und es ist weiterhin familiengeführt.

Die obere August-Ruf-Straße heute. Auf der rechten Seite ist immer noch das Bekleidungsgeschäft Elise Buchegger beheimatet.
Die obere August-Ruf-Straße heute. Auf der rechten Seite ist immer noch das Bekleidungsgeschäft Elise Buchegger beheimatet. | Bild: Graziella Verchio

Scheffelstraße

Unser Bild zeigt die Scheffelstraße im Jahr 1952. Auf der linken Seite standen das 1903 erbaute Kaufhaus Guttmann, rechts das Kaufhaus Monopol (von 1950 bis 1974), die 1918 gegründete Firma Kober und Losch sowie das 1926 erbaute Haus des Bettengeschäfts Diehl. Die Scheffelstraße ist die älteste Einkaufsstraße in Singen. An der Ecke zur Luisenstraße (heute Schwarzwaldstraße) ist das Gasthaus Blume zu sehen.

Die Scheffelstraße im Jahr 1952.
Die Scheffelstraße im Jahr 1952. | Bild: Stadtarchiv Singen

Heute gibt es auf der linken Seite einen Späti, rechts sind zwei Schuhgeschäfte beheimatet. Das Traditionsgeschäft Oexle an der Ecke Ekkehardstraße/Scheffelstraße ist seit 2014 geschlossen. Am Ende der Scheffelstraße (im Bild nicht zu sehen) hat das 1886 gegründete Modehaus Fischer immer noch geöffnet.

Die Scheffelstraße sieht Jahrzehnte später deutlich anders aus. Wo früher auf der rechten Seite ein Kaufhaus war, ist heute ein ...
Die Scheffelstraße sieht Jahrzehnte später deutlich anders aus. Wo früher auf der rechten Seite ein Kaufhaus war, ist heute ein Schuhgeschäft. | Bild: Graziella Verchio

Hohgarten

Der Hohgarten sah 1960 noch ganz anders aus und war der ehemalige Dorfkern. Hier stand bis 1961 noch das alte Rathaus (nicht im Bild), dann wurde es abgebrochen. Das neue Rathaus wurde 1960 fertiggestellt. Außerdem war hier in den 1950er-Jahren, genauer von 1950 bis 1957, immer den Wochenmarkt.

Der Hohgarten mit Friedenslinde. Das Bild ist 1960 aufgenommen worden.
Der Hohgarten mit Friedenslinde. Das Bild ist 1960 aufgenommen worden. | Bild: Stadtarchiv Singen

Heute ist die 1871 gepflanzte Friedenslinde noch da, doch sie ist nicht nur vom Rathaus umgeben, sondern auch von der 2007 eröffneten Stadthalle, dem 2008 eröffneten Hotel Holiday Inn und einigen Gaststätten.

Der Hohgarten heute: Die Friedenslinde ist noch da, der Rest hat sich über die Jahre gewandelt.
Der Hohgarten heute: Die Friedenslinde ist noch da, der Rest hat sich über die Jahre gewandelt. | Bild: Graziella Verchio

Scheffelhalle

Die Scheffelhalle wurde ab dem 1. März 1925 in nur drei Monaten als schlichter Fachwerkbau in Zollinger-Bauweise auf Initiative des „Männergesangvereins 1859“ erbaut. Seitdem diente sie zahlreichen Singener Vereinen als Veranstaltungsort. So hat die Poppele-Zunft alljährlich den Zunftball hier veranstaltet und Sportfans konnten Box-Wettkämpfen beiwohnen.

Die Scheffelhalle, aufgenommen 1991.
Die Scheffelhalle, aufgenommen 1991. | Bild: Stadtarchiv Singen

In der Nacht vom 16. auf den 17. November 2020 ist die Scheffelhalle abgebrannt. 2024 startete schließlich der Wiederaufbau der beliebten Veranstaltungsstätte, der Neubau erinnert auch optisch sehr an die abgebrannte Halle. Die Baumaßnahme soll 2025 abgeschlossen sein.

Die neue Scheffelhalle wird aktuell aufgebaut. Die Fassade hat sehr große Ähnlichkeit mit der alten Halle.
Die neue Scheffelhalle wird aktuell aufgebaut. Die Fassade hat sehr große Ähnlichkeit mit der alten Halle. | Bild: Graziella Verchio

Alusingen

Die Aluminiumfabrik Dr. Lauber, Neher und Co. GmbH wurde 1912 in Singen eingeweiht und war einer der ersten Produzenten von Aluminiumfolie in Deutschland. 25 Jahre später wurde der Name in Aluminium-Walzwerke Singen geändert. Das blieb auch eine Weile so, nämlich bis 1988. Dann wurde das Unternehmen in Alusingen umbenannt. Danach folgten viele weitere Umbenennungen: 1992 kam der Name Alusuisse Singen, im Jahr 2000 wurde Alusuisse dann vom Unternehmen Alcan übernommen.

Das Verwaltungsgebäude der Alu Singen im Jahr 1912.
Das Verwaltungsgebäude der Alu Singen im Jahr 1912. | Bild: Stadtarchiv Singen

2010 wurde die Alcan Packaging Sparte an den australischen Verpackungshersteller Amcor verkauft, ein Jahr später wurde die Alcan „Engineered Products Sparte“ teilverkauft und in Constellium umbenannt. Somit gibt es auf dem Gelände nun beide Firmen: Amcor Flexibles und Constellium. Außerdem ist 3A Composites hier untergebracht. Weiterhin gehört „die Alu“, wie sie von Singenern immer noch genannt wird, zu den führenden Unternehmen in ihrer Branche.

Auf dem Gelände der ehemaligen Alusingen haben heute die Firmen Constellium, Amcor Flexibles und 3A Composites ihren Sitz.
Auf dem Gelände der ehemaligen Alusingen haben heute die Firmen Constellium, Amcor Flexibles und 3A Composites ihren Sitz. | Bild: Graziella Verchio

Dieser Artikel wurde erstmals im August 2024 veröffentlicht.