„Ach, du klarblauer Himmel, wie schön bist du heut‘“, schallte es über den Rathausplatz. Der Männerchor Singen hatte zur Eröffnung der 19. Museumsnacht Hegau-Schaffhausen das passende Lied angestimmt. Blitzblank geputzt glänzen die Oldtimer des rollenden Museums in der Sonne, mit einer Oldtimerfahrt durch die Innenstadt starteten die ersten Gäste in eine lange Kunst- und Kulturnacht. Allein in Singen standen 58 Kulturangebote an 19 Kunstorten zur Auswahl.

Allen voran Oberbürgermeister Bernd Häusler, der nach seiner Begrüßung in einem Renault KZ aus den 1920er-Jahren Platz nahm. Nach einigen Startschwierigkeiten und angeschoben durch Muskelkraft ging der OB unter fröhlichem Applaus der Zuschauer auf die Strecke durch die City. Dann hieß es freie Fahrt für alle, das Anstehen am Start nahmen die Besucher für eine Rundfahrt gern in Kauf.
Kunsttour will geplant sein
Viele Besucher begannen ihre Kunsttour schon im Rathaus, wo zu den Singener Malern und weiteren Künstlern eine Ausstellung des Frauen-und Kinderschutzhauses Konstanz einen Einblick in das kunsttherapeutische Angebot gab. Die Bilder von Kindern, die häusliche Gewalt erlebt haben, sind zu den Öffnungszeiten noch bis zum Freitag im Ratssaal zu sehen.
Das breit gefächerte Angebot mit Kunst zum Anschauen, Lesungen, Musik, Fotografie und Vorführungen lockte auch in diesem Jahr zahlreiche Kunstinteressierte in die Singener Innenstadt. „Seit 19 Jahren habe ich regelmäßig jede Museumsnacht besucht“, erzählte Monika Woll, dass sie dabei vieles entdeckt habe, was neu und anregend für sie war. „Man kann auch genießen“, meinte sie die Oldtimerfahrt in einem Messerschmitt Kabinenroller, den sie noch aus ihrer Kindheit kennt.

Ein ganz besonderes Ambiente für eine Ausstellung bot das Feuerwehrgerätehaus, das erstmalig zum Kunstort wurde. Fünf Fahrzeuge machten Platz für Kunst im Kontext zu Löschfahrzeugen und Wasserschläuchen. Zurück in die Zeit der Alemannen ging es im Hegau-Museum, das Anziehungspunkt für ganze Familien war. Die Vergangenheit kam bei Eltern und Kindern bei Herstellung von Schmuck und Flechtarbeiten an. Sich als Alemanne mit Kleidung und Waffen auszustaffieren, war ein besonderer Spaß für die Kinder. Auch im Atelier des Kunstmuseums hieß es Mitmachen, dazu luden die Ausstellungen mit Werken der Höri-Maler bis zu zeitgenössischen Positionen auf Entdeckungstour durch die Kunstepochen.
Viele neugierig auf das MAC 2
Einen Blick in die unendlichen Weiten des Weltalls eröffnet die Fotoausstellung des Künstlers Florian Schwarz in der Galerie Vayhinger. Er bereiste Observatorien rund um den Globus und verbindet in seinen Bildern die Sicht auf ferne Himmelskörper mit den Menschen, die um die Sternwarten leben.

Eine Verbindung zwischen Kunst und Oldtimern schaffen die Museen MAC 1 und MAC 2, die stets Anziehungspunkt waren. Auf eine meterhohe Fläche projiziert, nehmen die Bilder und Videos im Lichtdom des MAC 2 eine neue Dimensionen der Präsentation an.

Zu einem Ruhepol wurde die Scheffelhalle. Mit sphärisch anmutenden Klängen nahm das Landesjugendensemble Neue Musik Baden-Württemberg die Besucher mit auf eine Reise in die zeitgenössische Musik.
Oldtimer sind der Renner
Der Renner in der Museumsnacht war das rollende Museum, an den Haltestellen warteten stets Besucher auf die Oldtimer. Für Gerda Partlitsch war es schon Glück, dass sie in einen Rolls Royce Baujahr 1938 einsteigen konnte. Aber es blieb nicht bei einer Rundfahrt durch die Innenstadt – der Chauffeur hatte sich verfahren. Und so ging es durch die Südstadt und nett wie die Fahrer waren, ließ er Gerda Partlitsch am MAC Museum wieder aussteigen. Da blieb unterwegs viel Zeit, mehr über den Oldtimer zu erfahren. (ros)