Die Kunst- und Kulturdebatte kommt in Singen langsam in Gang. Das ist immer so, wenn es darum geht, öffentliche Mittel zu verteilen. Doch nun geht es um die Frage, was mit den Kunstwerken im öffentlichen Raum geschehen soll, die aus der Ausstellung "Hier Da Und Dort" noch übrig geblieben sind. Die städtische Kulturmanagerin Catharina Scheufele wird den Mitgliedern des Kulturausschusses in der Sitzung am Dienstag um 16 Uhr eine Bilanz vorlegen, aus der auch die weitere Zukunft der Kunstwerke abgeleitet wird.
Wir erinnern uns: Im Jahr 2000 wurde parallel zur Landesgartenschau in Singen ein Kunstprojekt mit international anerkannten Künstlern für 2,4 Millionen Euro initiiert, das ausschließlich mit Sponsorengeldern finanziert wurde. Maßgeblich beteiligt waren damals Manfred Sailer (zuständig für die Gartenschau-Finanzen), Museumsleiter Christoph Bauer, der Kunsthistoriker Jean Christophe Ammann, die Galeristin Helena Vayhinger und in der Ausführung Wolfgang Trautwein und Michael Brunner. Die 20 ausgewählten Künstler durften sich Plätze in der Stadt aussuchen, die sie mit ihrer Kunst bespielten. Einige Arbeiten sind direkt nach der Schau wieder verschwunden.
Doch viele sind geblieben und den Singenern ans Herz gewachsen. So auch das orangefarbene "Frontierland" von Catherine Beaugrand. Nicht für die Ewigkeit gemacht, waren die Holzbögen im Stadtgarten verfault und baufällig geworden. Die Bürger hatten sich aber so in den farbigen Laubengang verliebt, dass sie für eine Neuauflage sammelten. Die ist nun wieder der Fäulnis zum Opfer gefallen. Die Stadt möchte Frontierland ein drittes Mal aufbauen. Doch dazu muss die Künstlerin ihr Einverständnis erteilen. "Ohne Sponsoren wird das nicht gehen", sagt Scheufele.
Was aber sicher wieder vervollständigt wird, ist die Installation "The Golden Apples" von Ilya Kabakov im alten Stadtgarten. Hier hatten Kunst- oder Metalldiebe 2014 den schweren Broncekorb in einer Nacht- und Nebelaktion gestohlen, in die die drei Götter aus den Baumwipfeln ihre goldenen Äpfel werfen. Der Korb war über die Datenbank der Kunstraube gesucht und nicht mehr gefunden worden. Jetzt wird in Italien auf Kosten der Versicherung ein neuer Korb und auch neue Äpfel gegossen.
Auch das Schilderbouquet von Guido Nussbaum am Volksbankkreisel soll wieder aufgestellt werden. Dazu stellt die Firma Georg Fischer ihre beiden letzten großen Ton-Vasen zur Verfügung.
Für Manfred Sailer ist auch 17 Jahre danach das Kunstprojekt aufgegangen: "Ich habe den Eindruck, dass der Dialog sehr gelungen ist." Es spiele keine Rolle, ob die Kunst auf Anhieb verstanden werde. Wichtig sei nur, dass man darüber ins Gespräch komme. Durch die Kunst im öffentlichen Raum habe sich Singen überregional als Kunststadt empfohlen. Das ziehe auch Touristen an. "Für eine Stadt in der Größe von Singen ist das außergewöhnlich", ist Catharina Scheufele überzeugt.
Männliche Figur von Stephan Balkenhol; SINGEN, Schriftzug von Harald F. Müller; Ballannahme von Olaf Metzel; Achtung Bauarbeiten und Schilderbouquet von Guido Nussbaum; The Golden Apple von Ilya Kabakov; Frontierland von Catherine Beaugrand; Brunnenstube von Roman Signer; Lichtfugenstele von Gerlinde Beck; Located World von Joseph Kosuth, Plan 2 von Gerold Miller und 1995 von Robert Schad.