Die gute Konjunktur hat der Hamburger Einkaufs-Center Entwicklungsgesellschaft (ECE) einen Strich durch die Terminplanung für das Singener Einkaufszentrum Cano gemacht, jetzt aber deutet alles auf einen Baustart im Sommer hin. Wie der Projektmanager Marcus Janko auf Nachfrage des SÜDKURIER sagte, sind für den 4. und 5. Mai Termine bei einem Notariat in der Hansestadt für die Verträge mit der Stadt Singen gebucht. Dass unter Umständen zwei Tage für den formalen Akt benötigt werden, liegt am Umfang des Vertragswerks – allein das Verlesen dürfte einiges an Zeit in Anspruch nehmen.

Ursprünglich wollten Oberbürgermeister Bernd Häusler sowie die ECE-Bevollmächtigten den Handel bereits im Dezember vergangenen Jahres besiegeln. Doch kleinere Veränderungen bei der Planung erforderten erstens eine nochmalige Offenlage, die Ursache für die Verzögerung liegt laut Marcus Janko jedoch zweitens vor allem im vergeblichen Versuch einer Generalvergabe des Bauprojekts. "Die vier oder fünf Großunternehmen, die für ein Vorhaben in der Größenordnung des Cano infrage kommen, sind komplett ausgelastet." Daraufhin habe man bei der ECE beschlossen, das Vorhaben in eigener Regie umzusetzen. 

Bild 1: Countdown für das Singener Einkaufszentrum Cano: Im Sommer soll mit Bauarbeiten begonnen werden

Als Glücksfall erwies es sich dabei, dass die ECE vor zehn Jahren bereits eine eigene Abteilung für exakt solche Fälle aufgebaut hat. Sie umfasst nach Unternehmensangaben inzwischen einen Stamm von rund 50 Mitarbeitern, für die das Cano zu den eher durchschnittlichen Projektplanungen zählt. Laut Marcus Janko haben sie in den vergangenen acht Jahren sechs Shopping-Projekte geplant, bei der sich allein die reinen Bauinvestitionen auf eine Summe von rund 700 Millionen Euro beliefen. Beim Cano wird zurzeit von einer Bauinvestition von rund 90 Millionen Euro ausgegangen, das Projekt insgesamt erfordert eine Investition von schätzungsweise 160 Millionen Euro.

Gleichwohl bleibt das Vorhaben eine logistische Herausforderung. Die ECE muss nicht nur die Bauunternehmen für die einzelnen Gewerke finden und dabei die Kosten im Blick haben, zugleich sind die Arbeiten aufeinander abzustimmen und auch die Ausschreibungen, Vergaben sowie die Ausführungen liegen in Händen des Hamburger Konzerns. Da nach der Fertigstellung das kaufmännische Projektmanagement bei der ECE verbleibt, lege das an konservativ-hanseatischer Geschäftstradition orientierte Unternehmen ferner Wert auf Seriosität und Qualität der Partner. Jeder Einzelne, so Marcus Janko, wird diesbezüglich geprüft.

Was die Vergabe der Arbeiten anbelangt, so liegen nach Angaben des Projektmanagers für rund 75 Prozent der Aufträge Angebote vor. Die Vergaben allerdings erfolgen erst nach dem Notariatstermin. Auch bei den potenziellen Mietern für das neue Center spricht Marcus Janko von einer erfreulich guten Nachfrage. Er geht von einem deutlich über 50 Prozent liegenden Quote für die angebotenen Flächen zu Beginn der Bauarbeiten im Sommer aus. Viel mehr sollen es zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht werden, da man sich sonst die Möglichkeiten zu flexiblen Reaktionen auf Marktentwicklungen nehme. Denn bis zur Eröffnung des Cano wird's noch ein Weilchen dauern: Marcus Janko geht bei einem reibungslosen Verlauf von einer Umsetzungsphase für das Projekt bis ins Jahr 2020 aus.

Bis dahin kann sich noch einiges ändern, denkbar beispielsweise ist eine Veränderung des Kaufverhaltens infolge von Wechselkursschwankungen zwischen Franken und Euro. Entsprechende Szenarien dazu seien allerdings bei der ECE durchgespielt worden, auch im schlimmsten Fall glaubt man an den Erfolg des Projekts. "Der Wechselkurs ist nur einer von mehreren Parametern für die Besonderheiten der Grenzsituation", so die Einschätzung von Marcus Janko. Zu berücksichtigen seien ferner die Qualität und Preisgestaltung der Produkte, die Einkommensverhältnisse in der Schweiz beziehungsweise Deutschland inklusive der unterschiedlichen Besteuerungen diesseits und jenseits des Rheins oder etwa das Phänomen der Umsatzsteuerrückvergütung.

ECE und Cano

Die Einkaufscenter-Entwicklungsgesellschaft (ECE) wurde von Werner Otto 1965 gegründet – es handelt sich um jenen Unternehmer, der auch das nach ihm benannte Versandhaus ins Leben rief (Otto-Versand). Die ECE wird seit dem Jahr 2000 von seinem Sohn Alexander geleitet, das Unternehmen beschäftigt rund 3600 Mitarbeiter. Die ECE ist nach eigenen Angaben in Europa Marktführerin im Shoppingcenter-Bereich und übernimmt das Komplettmanagement von Gewerbeimmobilien von der Planung, dem Bau, der Vermietung und dem Betrieb. Auch beim Singener Cano wird die ECE das Komplettmanagement übernehmen. (tol)