Stefan Tröndle übt sich in Galgenhumor: „Mittlerweile rieche ich es schon gar nicht mehr“, meint der stellvertretende Kommandant der Singener Stadtwehr und schmunzelt. „Man gewöhnt sich dran.“ Die Rede ist von dem stechenden Geruch nach verbrannten Bioabfällen, der die 150 Feuerwehrleute und Helfer seit dem Beginn ihres Einsatzes begleitet. Als wir mit Tröndle sprechen, liegt der bereits knappe 24 Stunden zurück – aber noch immer steigt Rauch über dem Gelände auf.
Das geschah am Sonntag
Gegen 14 Uhr am Sonntagnachmittag hatten die Mitarbeiter der Reterra Hegau-Bodensee GmbH die Feuerwehr alarmiert. In einem Depot des Abfallverwerters, der Rottehalle, war ein Feuer ausgebrochen, das schließlich in die daran angrenzende Halle überschlug. „Zum Glück ist die Firma sieben Tage die Woche besetzt“, sagt Tröndle. „Die Mitarbeiter haben schnell reagiert, deshalb waren auch wir schnell vor Ort und konnten das Feuer eindämmen.“
Es gelang den Einsatzkräften allerdings nicht, die Flammen komplett zu löschen. Zum einen erschwerte dichter Rauch das Vorankommen in den Hallen, zum anderen flammte die dort gelagerte Biomasse immer wieder aufs Neue auf.
Das Auflodern verhindern
Um zu verhindern, dass sich neue Glutnester bilden, habe man entschieden, den Abfall Fuhre für Fuhre ins Freie zu transportieren und auf einer Zwischenfläche zu löschen. „Die beiden Radlader fahren immer noch alle vier, fünf Minuten hin und her“, berichtet Tröndle am Montagvormittag.
Wie viele Tonnen Material bislang transportiert wurden, können die Einsatzkräfte nicht abschätzen. Kommandant und Einsatzleiter Andreas Egger schätzt die Maße der betroffenen Hallen – allem Anschein nach waren sie gefüllt waren, als das Feuer ausbrach – jedoch auf 3,50 Meter Höhe, mindestens 20 Meter Breite und 25 Meter Länge.
„Wir stoßen an unsere Grenzen“
Die Abfälle nach draußen zu befördern, habe sich als ein langwieriger und personalintensiver Prozess herausgestellt, betont Egger. Er sei dankbar dafür, dass man von Abteilungen aus der gesamten Umgebung und sogar von Kollegen aus Schaffhausen unterstützt wurde. "Trotzdem stoßen wir im Moment personaltechnisch an unsere Grenzen.“
Man habe in den vergangenen Stunden in mehreren Schichten gearbeitet, führt Stefan Tröndle weiter aus. „Wir hoffen, dass wir bis zum Abend fertig sind.“ Die Feuerwehrleute, die am Montag vor Ort sind, wirken trotz des Schlafdefizits gut gelaunt. Auch sie scheinen sich an den unangenehmen Geruch auf dem Betriebsgelände inzwischen gewöhnt zu haben. Giftig sei die verbrannte Biomasse übrigens nicht, stellt der Stellvertretende Kommandant klar.
Zwei Feuer in kurzer Zeit
Unangenehm für die betroffene Firma: Bei dem Feuer handelt es sich bereits um den zweiten Brand innerhalb weniger Wochen. „Beim ersten Mal waren die Ausmaße aber deutlich kleiner“, sagt Tröndle. In diesem Fall sei vermutlich besonders viel Biomüll in den Hallen gelagert gewesen. „Und Müll ist leicht entzündliches Material. Ein Glas, auf das lange genug die Sonne einstrahlt, kann bereits dafür sorgen, dass ein Müllhaufen in Brand gerät“, erläutert der Stellvertretende Kommandant – er erinnert an den Sommer 2018 und die zwei Feuer in der Nachbarschaft, beim Müllentsorger Alba.
Trotz allem hatte Reterra jedoch Glück im Unglück: Die von den Flammen betroffenen Hallen hätten sowieso nicht mehr lange stehen sollen, erklärt Stefan Tröndle. „Es war wohl geplant, die Gebäude nach dem Winter abzureißen.“