Bargeld, Tabak, Wertpapiere, Waffen, Oldtimer und einmal sogar eine ganze Jacht – all dies wollten findige Mitmenschen über die deutsch-schweizerische Grenze schmuggeln. Für Kai Dade, Leiter des Hauptzollamts in Singen, ist deshalb eines klar: Der Dienst des Zolls wird nach wie vor gebraucht, um für Sicherheit und Ordnung im Grenzverkehr zu sorgen.

Über 7000 Schmuggelfälle haben seine Mitarbeiter im vergangenen Jahr aufgedeckt, rund 27 Kilogramm illegale Betäubungsmittel sichergestellt und knapp 170 000 unversteuerte Zigaretten beschlagnahmt. "Außerdem wurden rund 570 Waffen, Waffenteile und verbotene Geräte wie Totschläger, Schlagringe oder Würgehölzer im Zuge unserer täglichen Arbeit gefunden", so Dade.

Manchmal entdecken Beamte die Waffen beiläufig unter dem Autositz, manchmal führt sie die Spürnase auch nach intensiven Kontrollen zu Verstecken zwischen Kofferraumverkleidung und Karosserie.

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Doch die Aufgaben der Bundesbehörde sind weit vielfältiger: Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit kontrolliert den Arbeitsmarkt, die Kraftfahrzeugsteuer wird von Zollbeamten erhoben und erneut wurden über zehn Millionen grüner Ausfuhrzettel an den Grenzübergängen zur Schweiz bearbeitet.

Glücklicherweise sei die Zahl rückläufig, um über fünf Prozent ist der Aufwand in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen. Woran dies liegt, darüber könne nur spekuliert werden. Der wieder angestiegene Wechselkurs habe aber wahrscheinlich damit zu tun.

Das Thema Artenschutz bleibt ein wichtiger Aspekt in der Arbeit des Zolls an der Grenze zur Schweiz.
Das Thema Artenschutz bleibt ein wichtiger Aspekt in der Arbeit des Zolls an der Grenze zur Schweiz. | Bild: Tesche, Sabine
  • Die Bilanz: Rund 900 Beamte und inzwischen auch 29 Tarifangestellte als externe Mitarbeiter sind täglich mit Grenzkontrollen, Betriebsüberprüfungen, Steuereinzug und Ahndung von Bußgeldverfahren beschäftigt. "Im zurückliegenden Jahr hat das Hauptzollamt Singen rund 2,5 Milliarden Euro eingenommen", bilanziert Dade. Dabei gewinne die Kraftfahrzeugsteuer, für deren Einzug der Zoll seit fünf Jahren zuständig ist, an Bedeutung. Über 1,8 Millionen Fahrzeuge sind im Bereich des Singener Hauptzollamtes für die Landkreise Konstanz, Tuttlingen, Rottweil, Waldshut und Schwarzwald-Baar gemeldet.
  • Der Geldverkehr: Im Bereich der Bargeldkontrollen werde der internationale Druck auf die Schweizer Banken im Bereich des Hauptzollamtes spürbar. "Maßgeblich für den Rückgang unangemeldeter Barmittel ist der Umstand, dass Schweizer Banken inzwischen nur noch Vermögen ausländischer Kontoinhaber als Einlage akzeptieren, wenn ein Nachweis des zuständigen Heimatfinanzamtes vorliegt", so Dades Stellvertreterin Bertine Geyer.
  • Die Schwarzarbeit: Wichtiger werde hingegen der Einsatz gegen Schwarzarbeit, wie der oberste Finanzkontrolleur Markus Beck bei der Vorstellung der Jahresstatistik betonte: "Kein Unternehmen, das seine Mitarbeiter ordnungsgemäß beschäftigt, kann preislich mit schwarz arbeitenden Anbietern konkurrieren", erklärt er. Mit insgesamt 70 Beschäftigten im Sachgebiet Finanzkontrolle trage der Zoll deshalb zu Gerechtigkeit im Markt bei. 650 Arbeitgeber wurden 2018 überprüft, 26,7 Millionen Euro Schadenssumme ermittelt.
  • Die Nachwuchsfrage: "Die Babyboomer-Generation ist angetreten um abzutreten", formuliert Siegfried Schaub die Situation, die nicht nur für den Zoll zur großen Herausforderung wird. Er ist im Hauptzollamt zuständig für die Einstellung und Ausbildung der eigenen Nachwuchskräfte. 51 Auszubildende werden derzeit auf ihren Dienst vorbereitet. Mit Präsenz bei den wichtigen Ausbildungsmessen, wie den Job-Days in der Singener Stadthalle, achte man darauf, sich als potenziellen Arbeitgeber ins Gespräch zu bringen. Doch auch hier sei die Grenzlage spürbar. "Für viele ist ein Arbeitsplatz in der Schweiz reizvoller, als diesseits der Grenze", so Schaub. Am Sonntag, 15. September, wolle man zum bundesweiten Tag des Zolls mit Aktionen im Konstanzer Stadtgarten auf die Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten beim Zoll hinweisen.
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Vier besondere Ermittlungserfolge

48 Flaschen Wein im Wert von rund 12 500 Euro entdeckten Zöllner in einem Auto am Grenzübergang Bietingen, dazu noch eine Schusswaffe unter dem Beifahrersitz, für die der Fahrer keine Genehmigung vorlegen konnte. 43 Flaschen wurden beschlagnahmt, fünf Flaschen des edlen Weins durfte der Reisende als Freimenge mitnehmen.

48 Weinflaschen im Wert von über 12.000 Euro.
48 Weinflaschen im Wert von über 12.000 Euro. | Bild: HZA

150.000 Zigaretten haben Beamte des Zolls in einem von drei Briten gemieteten Transporter aus der Schweiz entdeckt. Sie sollten unversteuert nach England geschickt werden. Der verhinderte Steuerschaden wird auf rund 24 000 Euro beziffert.

Zigaretten, die nach England geschmuggelt werden sollten.
Zigaretten, die nach England geschmuggelt werden sollten. | Bild: HZA

Auf 535 gefälschte Bekleidungsstücke im Wert von über 5000 Euro sind Beamte bei einer Gepäckkontrolle am Grenzübergang Bietingen gestoßen. Als Originale hätten die Waren laut Zoll einen Wert von rund 120 000 Euro gehabt. Der Schmuggler soll die Textilien von einem Urlaub in der Türkei mitgebracht haben. Sämtliche Bekleidungsstücke wurden durch den Zoll sicher gestellt.

Gefälschte Textilien aus der Türkei
Gefälschte Textilien aus der Türkei | Bild: HZA

Über zwei Kilogramm Marihuana haben Zollbeamte bei einer Zugkontrolle auf der Strecke Ulm/Basel im Koffer eines Reisenden aus Berlin aufgefunden.

Marihuana, das Beamte bei einer Zugkontrolle gefunden haben.
Marihuana, das Beamte bei einer Zugkontrolle gefunden haben. | Bild: HZA