Ein Schuss fällt. In einem leeren Raum liegt die Tatwaffe, daneben die Patronenhülse. Die Türen sind verschlossen. Aber vom Täter keine Spur. So beginnt das Rätsel um Kommissar Gosters ersten Fall. In der Gems ist jeder Platz besetzt, als der Film losgeht. Und was als gewöhnlicher Krimi beginnt, entwickelt sich schnell zu etwas, das sich schwer einordnen lässt. Etwas Hybrides. Eine Mischung aus Kriminal- und Animationsfilm. Eine Comicverfilmung. Ein Film Noir. Aber auch eine Komödie. Die Zuschauer sind amüsiert, lautes Lachen erfüllt immer wieder den Saal. Auffällig sind auch die zugespitzten Dialoge, die bewusst mit Genre-Klischees spielen und den klassischen Krimi damit ad absurdum führen. Irgendwie ist der Film auch Satire. Ein experimentelles Werk, das vor allem durch seine Stilmittel zu polarisieren weiß. Trotzdem oder deshalb: Der Film funktioniert und kommt beim Publikum gut an – auch dank des Hauptdarstellers. Bruno Cathomas mimt den melancholischen Kommissar überzeugend und zeigt in einer kultverdächtigen Szene, dass er durchaus auch Talent zum Tänzer hat.
Der Film ist zu Ende. Und während der Abspann läuft und die Lichter langsam wieder angehen, applaudiert das Singener Publikum begeistert. Trotz der sehr guten schauspielerischen Leistung der Hauptdarsteller sind sie die Stars des Abends: Der Autor Gerd Zahner und Regisseur Didi Danquart. Beide zeigen sich im anschließenden Werkstattgespräch zufrieden und erleichtert. „Ich bin glücklich hier zu sein“, sagt Danquart. „Es ist ein schönes Gefühl, eine Reaktion gespürt zu haben. Der Film wurde verstanden. Der Humor kam an.“
Auf amüsante Weise erzählt Gerd Zahner von seinen Erfahrungen bei den Dreharbeiten. „Ich war mir von Anfang an meiner Bedeutungslosigkeit am Set bewusst, aber dass sich wirklich kein Schwein für den Autor interessiert, das war schon überraschend.“ Er lacht. „Immerhin waren wir alle abends noch zusammen essen“, entgegnet Danquart. „Aber nur, weil ich bezahlt habe“, kontert Zahner. Es geht locker zu, die beiden haben sichtlich Spaß. Man spürt das freundschaftliche Verhältnis, man spürt die vertraute Atmosphäre. Schließlich war es für die gebürtigen Singener ein Heimspiel.
Für eine Forsetzung hat Gerd Zahner schon gesorgt. „Goster 2“ ist bereits gedruckt. Ob der zweite Teil auch verfilmt wird, hängt vor allem davon ab, wie der Film bundesweit ankommt. Die ARD zeigt „Goster“ am Dienstag, 16. Mai, um 22.45 Uhr. Über den Sendeplatz zeigt sich Danquart allerdings ein wenig enttäuscht. „Eigentlich hätte der Film am Mittwochabend um 20.15 Uhr laufen sollen. Dafür ist er aber zu künstlerisch“, sagt Danquart. „Es ist traurig, dass das Fernsehen so ängstlich ist. Aber ich bin dankbar, dass ich die Idee so verfilmen durfte.“
Der Regisseur
Didi Danquart wurde 1955 in Singen geboren. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Verheiratet ist er mit der Schauspielerin Anna Stieblich, die im Film als Polizeipsychologin zu sehen ist. Didi Danquarts Vorliebe für Comics ist übrigens kein Zufall. Im Gespräch erzählt er, dass seine Großmutter in Singen einen Kiosk hatte: „Als Kind war ich jeden Donnerstag dort, um den ganzen Tag die neuen Comics zu lesen. Abends gab’s dann zu Hause immer Ärger, wenn ich deshalb die Hausaufgaben nicht gemacht habe.“