Ein Mann mit einem orangefarbenen Gesicht will eine Mauer bauen. Eine Frau in einem roten Hosenanzug liest dem gleichen Mann die Leviten, weil sie mit seiner Handels- und Sicherheitspolitik nicht einverstanden ist. In England trifft man Vorbereitungen, um sich endgültig von Europa abzukoppeln. Die Erde erwärmt sich und der FC Bayern gewinnt wieder in der Bundesliga. Schlechte Nachrichten, wohin man auch blickt.
So dürfte sich das zumindest für die meisten angefühlt haben, die am vergangenen Wochenende ihr Smartphone, die Zeitung oder TV-Fernbedienung in die Hand genommen haben. Aber: Diese Negativität kommt nicht von ungefähr: Schon in den Sechzigern stellten die Forscher Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge fest: Je negativer ein Ereignis, je mehr es auf Konflikt, Kontroverse, Aggression, Zerstörung oder Tod bezogen ist, desto stärker beachten es die Medien. Knapp zehn Jahre später bestätigte der Wissenschaftler Winfried Schulz, dass eine Nachricht für Journalisten vor allem dann interessant ist, wenn sie Konflikt, Kriminalität und Schaden zum Inhalt hat. Schade.
Anonymer Helfer
Denn es gibt so viele gute Nachrichten – nicht irgendwo in der weiten Welt, sondern direkt vor unserer Haustür. Martin Reichert kann das bestätigen. Der Konstanzer war am 10. Februar im Wald zwischen Überlingen am Ried und dem Gebiet beim Bauhaus Singen spazieren und verlor dabei seinen Personalausweis. Moment, könnte man jetzt einwenden: Das ist doch ein negatives Ereignis. Ein Schaden ist entstanden – und das bietet berechtigten Anlass zur Aggression. Ja, Herr Reichert hätte orange anlaufen und poltern können, ob seines Missgeschicks. Doch dann bekam er am vergangenen Freitag völlig unerwartet seinen Ausweis per Post zugestellt. "Leider war kein Absender auf dem Briefkuvert vermerkt", schrieb er uns anschließend per E-Mail. Sein herzliches Dankeschön leiten wir aber gerne an den anonymen Finder weiter.
Eisvögel, Narren und Frühlingsgefühle
Und Herr Reichert war bei weitem nicht der einzige, der sich in den vergangenen Tagen in der Region freuen konnte. Traumhafte Temperaturen sorgten am Wochenende in Volkertshausen bei Tausenden von Narren für Frühlingsgefühle. Apropos Narren – hier gleich eine weitere gute Nachricht für alle Fasnachtsfans: Es sind nur noch zehn Tage bis zum Schmotzigen Dunschtig. Und für alle Fasnachtshasser bedeutet das: Nur noch 16 Tage bis an Aschermittwoch endlich wieder Ruhe einkehrt. Weiteren Grund zur Freude lieferte der Redaktion ein Eisvogel, den die Kollegin während der Mittagspause an der Aach erspähen konnte. Eigentlich eine dreifach gute Nachricht, denn so ein Eisvogel ist nicht nur schön und selten, er taucht auch nur in Gebieten mit einer besonders hohen Wasserqualität auf.
Mal ehrlich, wer bei so vielen guten Nachrichten noch Lust auf Konflikt und Kontroverse hat, der kann sich getrost einmauern lassen – oder gleich zum FC Bayern wechseln.