Ein Mann verfolgt einen jungen Mann im Zug, beschimpft ihn und schlägt mit einer Zeitschrift auf ihn ein. Der junge Mann geht zu Boden, der Angreifer springt an einer Haltestelle aus dem Zug. Eine Gruppe Jugendlicher beobachtet die Szene. Das Opfer liegt am Boden und schluchzt. Eine junge Frau aus der Gruppe sagt: "Wir müssen etwas tun." Sie steht auf, geht zu dem jungen Mann, fragt, wie es im geht und ruft die Polizei. Die anderen Jugendlichen folgen ihr. Die Szene ist gestellt, die Bundespolizei zeigt in einem Zug am Singener Bahnhof, was in Situationen im Zug zu tun ist, wenn es brenzlig wird. Die Aktion findet im Rahmen des Singener Tags der Zivilcourage statt, bei dem gestern Workshops zum Thema für Schulklassen und Jugendliche angeboten wurden. "Das habt ihr richtig gemacht", beurteilt Thomas Heim von der Bundespolizei die Situation. Er erklärt, wozu die Mitreisenden gesetzlich verpflichtet sind. "Notruf absetzen, erste Hilfe leisten und als Zeuge zur Verfügung stehen", nennt er die drei Punkte. An erster Stelle stünde aber, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Deshalb sei es nicht ratsam, in eine handgreifliche Auseinandersetzung reinzugehen. Bundespolizist Christian Radloff stellt den Angreifer und erklärt, dass Menschen, die aggressiv und oftmals alkoholisiert sind, ihre Wut dann auf den richten, der sich eingemischt hat. Das "Opfer", Tim Blankenhorn, der ein Praktikum bei der Singener Kriminalprävention macht, beschreibt, dass er sich allein und hilflos am Boden gefühlt habe.

Wenn jemand im Zug beschimpft werde, könne man eingreifen und es helfe, den Betroffenen aus der Situation rauszuholen, erklärt Heim. Indem man zum Beispiel hingeht, ihn unterhakt und wegführt. Wer nicht in der Gruppe unterwegs ist, sollte sich Unterstützung zu holen. Zum Beispiel vom Polizisten Frank Stiele, der in der Spielszene weiter hinten im Abteil steht. Es helfe auch, Mitreisende konkret anzusprechen, zum Beispiel mit: "Sie in der roten Jacke, kommen Sie mit." Heim rät den Jugendlichen aber auch, Konfliktsituationen zu meiden. Oft sehe man, wenn von einem Menschen Stress ausgehe und dann sei es kein Zeichen von Feigheit, dem Ärger aus dem Weg zu gehen. Alleinreisende Frauen sollten sich in den ersten Waggon in Fahrtrichtung setzen. Dort können sie in der Not an die Tür des Zugführers klopfen und um Hilfe rufen.

Die Jugendlichen beim Workshop sind auf Intiative von Jonathan Schmidt Fernandez, Auszubildender von der Singener mobilen Jugendarbeit und der Teestube, gekommen. Sie fanden den Workshop sehr informativ, interessant und lebensnah. "Ich kann jetzt selbstbewusster in solchen Situationen sein, weil ich weiß, was ich machen soll", sagt Celine Wittmeyer.