Wird es der Auftakt zu einem Ein-Mann-Wahlkampf? Oder steht den Singenern ein spannendes Rennen um den Chefsessel im Rathaus unterm Hohentwiel bevor? Sicher ist derzeit nur: Keine der im Gemeinderat vertretenen Fraktionen will einen Gegenkandidaten gegen Amtsinhaber Bernd Häusler aufstellen. Soweit das Stimmungsbild bei den Fraktionschefs im Gemeinderat. Kurz vor Beginn der Bewerbungsfrist signalisieren sie breite Unterstützung für den Amtsinhaber.

Am heutigen Freitag, 30. April, wird im SÜDKURIER und im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg die Stellenanzeige veröffentlicht. Ab Samstag, 1. Mai, können Interessenten sich bewerben (siehe Kasten). Franz Hirschle von der CDU-Fraktion, größte Kraft im Gemeinderat, erklärt unmissverständlich: „Herr Häusler ist unser Kandidat“, er habe die uneingeschränkte Unterstützung der Fraktion. Hirschle gibt zwar zu, dass seine Fraktion nicht in allen Punkten mit Häusler, selbst CDU-Mitglied, übereinstimme. Doch man habe immer eine gute Lösung gefunden.

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SPD und Grüne, die sich mit je sechs Gemeinderäten Platz zwei im Gremium teilen, suchen keinen eigenen Kandidaten. Häusler sitze sehr fest im Sattel, die Chancen seien entsprechend klein, sagte Hans-Peter Storz bei einer Fraktionssitzung der SPD dazu. „Wir werden sicherlich mit Forderungen in den Wahlkampf gehen“, sagte Fraktionsvorsitzende Regina Brütsch, Häusler sei der SPD aber auch immer wieder entgegen gekommen. Die Grünen würden sich in manchen Punkten mehr wünschen, sagt Fraktionschef Eberhard Röhm, etwa beim Bau von bezahlbarem Wohnraum. Doch es gebe auch Punkte, die die Grünen unterstützen, etwa die Ankündigung, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen. Auch Hubertus Both (Freie Wähler), Kirsten Brößke (FDP), Dirk Oehle (Neue Linie) und Birgit Kloos (SÖS) winken bei der Frage nach einem eigenen Kandidaten ab.

Unterschiede zwischen den Fraktionen kann man auch bemerken – wenn man genau hinhört

Für Unterschiede muss man genau hinhören. Zum Beispiel bei der Frage, wie sich eine Fraktion verhalten würde, sollte ein Herausforderer um Unterstützung bitten. Die SPD werde sich mit ernsthaften Kandidaten, ihrer Zielsetzung und Qualifizierung auseinandersetzen, so Brütsch. Das Parteibuch allein führe aber nicht zur Unterstützung. Die Grünen würden das ernsthaft prüfen, sagt Eberhard Röhm. Für Hubertus Both (Freie Wähler) müsste ein unabhängiger Kandidat eine „Riesenportion Kompetenz“ mitbringen, „und da müsste man lange suchen“. Die FDP würde „wohlwollend prüfen und abwägen, ob es passt“, mit internem Meinungsbildungsprozess, sagt Brößke. Und Oehle (Neue Linie) und Kloos (SÖS) würden in ihren Fraktionen einen Bewerber und seine Ziele genau anschauen.

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Auch bei einer möglichen Unterstützung für einen Kandidaten gibt es Unterschiede. Die CDU werde Häusler finanziell und personell unterstützen, „soweit dies vom OB gefordert wird“, schreibt Hirschle. Brütsch ist für die SPD zurückhaltender: Über eine finanzielle Unterstützung entscheide die Partei, schreibt sie. Bei den Grünen könnte es überschaubare Beträge geben, wenn der Ortsverband die Unterstützung offiziell beschließe, so Röhm. Bei Freien Wählern, FDP, NL und SÖS verweist man auf knappe Budgets.

Schreier und Gäng wollen es nicht machen – und dann gibt es auch noch Radolfzell

Zwei, die in früheren Zeiten schon bei Wahlen angetreten sind, winken ebenfalls ab. Marian Schreier, Bürgermeister von Tengen mit SPD-Parteibuch, signalisiert auf Nachfrage, dass er keine Ambitionen für Singen hege. Er war im November viel beachteter, aber am Ende unterlegener OB-Kandidat in seiner Heimatstadt Stuttgart. Amtsinhaber Häusler mache gute Arbeit, sagt Schreier, da werde er keine Gegenkandidatur starten. Und Peter Adrian Gäng, FDP-Mitglied, Vorsitzender des Scheffelhallen-Fördervereins und im Herbst 2017 unterlegener Herausforderer von Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz, sagt, er habe ebenfalls kein Interesse.

Und in manchen Fraktionen wird auch über eine andere Wahl spekuliert, nämlich die OB-Wahl in Radolfzell im Herbst. Auch dort will Amtsinhaber Martin Staab das Amt verteidigen. Die Chancen für einen Herausforderer dürften dort größer sein als in Singen, ließ etwa Walafried Schrott bei der Fraktionssitzung der SPD durchblicken. Auch Grünen-Fraktionschef Röhm geht davon aus, dass es in Radolfzell eher Wechselstimmung gebe.