Bürgermeisterin Ute Seifried wollte in der jüngsten Gemeinderatssitzung eines klar stellen, wie sie sagte: „Singens Bürgermeisterin bleibt da, wo sie hingehört: in Singen.“ Damit ist ein Wechsel der Bürgermeisterin nach Konstanz vom Tisch. Die Freie Grüne Liste (FGL) hatte Seifried erneut gefragt, ob sie Interesse am Posten der Kultur- und Sozialbürgermeisterin habe – Seifried hatte sich bereits 2013 beworben, scheiterte bei der Wahl aber nicht zuletzt wegen fehlender Stimmen aus dem FGL-Lager. Über erneute Gespräche der Parteifreunde hatte der SÜDKURIER zu Monatsbeginn berichtet.
Zwei Wochen später steht nun fest, dass Seifrieds prinzipielles Interesse an dem Posten in Konstanz keine Folgen für das Singener Rathaus haben wird: Die Führungsriege bleibt erstmal bestehen.
Zumindest bis zum 11. Juli 2021, denn dann steht tatsächlich eine Wahl ins Haus: Die Oberbürgermeisterwahl.
Neues Stadtoberhaupt wird am 11. Juli 2021 gewählt
Wenig überraschend hat Oberbürgermeister Bernd Häusler gegenüber des Gemeinderats signalisiert, dass er wieder kandidieren wird. Für die terminlichen Details übergab er seiner Stellvertreterin Seifried das Wort – weil er befangen ist, zog er sich für diesen Tagesordnungspunkt zurück. Die Vorlage hatte aber ohnehin Markus Demmer vorbereitet, er gab auch die angesetzten Termine bekannt: Der erste Wahlgang ist am Sonntag, 11. Juli 2021, geplant. Falls eine Neuwahl erforderlich sein wird, soll diese am 25. Juli stattfinden.
Öffentlich ausgeschrieben werden soll die Stelle bereits am Dienstag, 30. April. Und der Ausschreibungstext steht schon fest: Gesucht wird ein Oberbürgermeister (männlich, weiblich, divers) für die neue achtjährige Amtszeit ab 2. Oktober 2021. In der Ausschreibung ist auch bereits signalisiert, dass der Amtsinhaber erneut antreten wird.
Was ein Bewerber mitbringen muss: Unter anderem 50 Unterschriften
Am Tag nach der Ausschreibung können sich Kandidaten und Kandidatinnen bewerben, wenn sie älter als 25 aber noch jünger als 68 Jahre alt sind. Einreichen müssen sie ein Bewerbungsschreiben, eine Wählbarkeitsbescheinigung, eine eidesstattliche Versicherung über die Wählbarkeit sowie 50 Unterstützungsunterschriften.
Sechs Wochen später soll dann feststehen, wer Singens nächster Oberbürgermeister werden will: Die Einreichungsfrist endet am Montag, 14. Juni, um 18 Uhr. Weniger Zeit wäre bei einem zweiten Wahlgang. Denn dann müssen Neubewerbungen zwischen dem 12. und 14. Juli eingehen, damit die Namen am 25. Juli auf dem Stimmzettel stehen können.
Bewerbervorstellung am 29. Juni. Nur der Ort ist noch nicht ganz sicher
Ihre Kandidaten des ersten Wahlgangs kennenlernen können die Singener am Dienstag, 29. Juni, denn dann ist eine öffentliche Bewerbervorstellung in der Stadthalle geplant. Laut Markus Demmer ist noch nicht ganz klar, ob die Stadthalle, die ab Mitte Januar zum Kreisimpfzentrum wird, dann wieder zur Verfügung stehen wird. Er gehe davon aus, dass die Halle dann weiter für Impfungen gegen das Coronavirus genutzt wird, sagte Demmer, doch das werde noch abgeklärt und ein alternativer Ort rechtzeitig vom Gemeinderat bestimmt. Schon jetzt sei es schwer gewesen, Termine zu finden, die für möglichst viele Menschen passen: Die Wahltermine sollten beispielsweise nicht mit dem Hohentwielfest rund um den 18. Juli, aber auch nicht mit den Sommerferien ab 29. Juli kollidieren.
Bernd Häusler wurde 2013 im zweiten Wahlgang nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem damaligen Amtsinhaber Oliver Ehret zum Oberbürgermeister gewählt. Am Ende machten 73 Stimmen den Unterschied und Häusler zum neuen Stadtoberhaupt. Er war bereits seit 1996 in verschiedenen leitenden Positionen bei der Stadt tätig.
Ute Seifried will doch nicht nach Konstanz
- Die Vorgeschichte: Die Verwaltungsfachwirtin Ute Seifried hat ihr gesamtes Berufsleben in Sozial- und Jugendbehörden gearbeitet. 2011 wechselte sie für das Amt der Sozial- und Jugendamtsleiterin von Karlsruhe nach Konstanz, das sie bis Sommer 2015 innehatte. Zwischendurch bewarb sie sich zwar 2013 als Sozial- und Kulturbürgermeisterin in Konstanz, scheiterte aber knapp – auch wegen fehlender Unterstützung der Freien Grünen Liste (FGL). Nun wird der Posten wieder frei, nachdem der damals gewählte Amtsinhaber Andreas Osner zum Juli 2021 geht. Seifried signalisierte prinzipiell erneut Interesse an dem Amt, wünschte sich aber Zuverlässigkeit der FGL.
- Der Posten: Aktuell ist Ute Seifried die Erste Beigeordnete der Stadt Singen und als Bürgermeisterin unter anderem verantwortlich für Kindertagesstätten, Schulen, Integration und Sport. Anders als der Oberbürgermeister wurde Ute Seifried nicht direkt von den Bürgern gewählt, sondern vom Gemeinderat. Eine Amtszeit beträgt ebenfalls acht Jahre. Seifried wurde im März 2015 gewählt und trat ihr Amt im Juli desselben Jahres an, das heißt ihre Amtszeit dauert bis 2023.
- Der aktuelle Stand: Nachdem Ute Seifried am Dienstagabend klargestellt hat, dass sie in Singen bleiben wird, muss sich die FGL einen neuen Kandidaten suchen. Sie habe in Singen eine so tolle Unterstützung erfahren, bedankte sich Seifried, und erlebe eine ausgesprochen gute, wertschätzende Zusammenarbeit auch innerhalb des Rathauses. Sie habe in Konstanz gute Jahre gehabt, sehe ihre Zukunft aber in Singen. Dazu passt, dass sie mit ihrem Mann ein Haus in Singen gebaut hat. Oberbürgermeister Bernd Häusler dankte ihr für die schnellen, klaren Worte.
- Die Auswirkungen: Die Reaktionen auf Seifrieds mögliche Kandidatur waren bereits Anfang Dezember eindeutig. „Der Wechsel nach Konstanz wäre ein Verlust für Singen. Ich würde mich freuen, wenn sie ihre Pläne noch einmal überdenken würde“, sagte beispielsweise der SPD-Gemeinderat Hans-Peter Storz. Und Johannes Briechle, der als Leiter der Zeppelin-Realschule mit Seifried arbeitet, hielt gar nichts von einem möglichen Wechsel: „Ich möchte, dass sie bleibt. Denn ich schätze die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihr sehr.“